lit besonderer HerücltsicKtLgung äer AntkroßoloZie unck Gtknologie . Begründet von Karl Andree .
In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von
Dr . Richard Kiepert .
Jährlich 2 Bände ä 24 Nummern . Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten i qq a schwelg 3Um Preise von 12 Mark pro Band zu beziehen . ^ ^
Holländische
( Nach dem Französischen des
Die nachstehend mitgetheilten Skizzen sind dem Reise - tagebuche des im vorigen Jahre leider zu früh verstorbenen Charles de Coster entnommen , der , als Verfasser der des flamandes und Contes brabangons in Belgien und Frankreich wohlbekannt , sich auch durch seine in verschiedenen Journalen veröffentlichten Reiseschilderungen viele Freunde zu erwerben gewußt hat . Seit mehreren Jahren mit dem Plane beschäftigt , eine auf eigene Anschauung begründete umfassende Beschreibung des in seiner Eigenart so inter - essanten holländischen Landes uud Volkes zusammenzustellen , verwendete de Coster die verhältuißmäßig kurzen Mußezeiten , die ihm feine Lehrtätigkeit au der Brüsseler Militärschule ließ , zu ausgedehnten Touren durch das Königreich der Nie - derlande . Der Tod hat ihn noch im Beginne seines Wer - kes ereilt , noch ehe er im Stande gewesen war , die auf seiner letzten im Herste 1878 unternommenen Reise durch Nord - Holland gesammelten Notizen zu ordnen und zu bearbeiten ; aber selbst in der flüchtig hingeworfenen Tagebuchfafsuug , wie sie sich unter seiueu nachgelassenen Papieren vorgefuu - deu haben , geben uns diese Notizen ein lebhaftes Bild von mehreren altholländifcheu Städteu und Inseln , die heute nur selten noch von Ausländern besucht werden .
Da ist zuerst Zaaudam , das de Coster uach der ein - förmigen uud doch nicht reizlosen Dampfschifffahrt durch den Noordholland - Kanal erreicht . Der breite Kanal mit fei - nem grünlichen Wasser zwischen den niedrigen Ufern , die scheinbar endlosen Wiesenflächeu , auf denen zahlreiche Kühe weiden ; von Zeit zu Zeit ein rothes Dach oder eine Reihe von Windmühlen ; am Horizonte vereinzelte Baumgruppen , die , von duftigem Nebel verschleiert , schwarz aussehen ; zur Globus xxxvii . Nr . 23 .
Reiseskizzen .
Mr , Charles dc ©öfter . )
Rechten auf einem Deiche etwa 20 bis 30 Fischerhütten , alle hellgrün angestrichen , von großen , hundertjährigen Ul - meu gegen den Wind geschützt , und über dem Ganzen der blaue , mit unzähligen weißen Wölkchen besäete Himmel : so bietet sich dem Reisenden bei jedem Blicke eine Landschaft dar , wie sie den Malern der holländischen Schule zum Vor - Wurf ihrer vielbewunderten Bilder gebleut hat . Zaaudam , eine Stadt von 13 000 Einwohnern , macht mit seinen vie - len zunt Wasser sich hinziehenden Gärten einen ungemein freundlichen Eindruck . Den reichen Stadttheil bildet eine breite , von roth und weißen steinernen Häusern eingefaßte Straße , in der wohl 20 Wagen neben einander fahren tön - nen ; in dem ärmeren , dem sogenannten Krimp , der aus - schließlich aus Holzhäusern besteht , befindet sich die eigent - liche „ Sehenswürdigkeit " der Stadt , das Haus , in dem Peter der Große als Zimmermann gewohnt hat : das ein - fachste hölzerne Gebäude , mit zwei kleinen Fenstern , iu dessen einzigem inner» Räume der massive große Tisch , an dem der Czar zu arbeiten pflegte , und ein seltsam geformter Lehn - stuhl mit dreieckigem Sitze heute wie damals die gauze Ein - richtuug ausmachen . Alle Häuser des Krimp sind gleich - mäßig hellgrün angestrichen ; uud wer die so glänzend rein - liche , stille Stadt im Schmucke ihrer Gärten liegen sieht , der glaubt eiu Paradies behagliche» und beschaulichen Lebens - genusses vor sich zu sehen . Doch soll gerade in diesem Falle der Schein trügen ; denn mit Ausnahme einiger Ren - tiers , die sich hierher zurückgezogen haben , um von ihren Ersparnissen zu leben , sollen alle wohlhabenderen Einwohner von einem wahren Erwerbsfieber verzehrt werden , das nlit dem regelmäßigen Betriebe der zahlreich am Ort Vorhände -
45