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kus behufs sprachlicher Studien einen längern Aufenthalt genommen hat , berichtet über den auch geographisch durch Betreten weniger bekannter Gegenden wichtigen Fortgang seiner Reise in einem am 30 . November von Biredjik am Euphrat an Prof . H . Kiepert in Berlin abgesandten Brief , der daselbst mit dem türkischen Poststempel Haleb am 29 . De - cember anlangte . Der erste Theil seiner Route von Damas - kus aus nach Palmyra und zurück über Höms und durch das nördliche Syrien nach Haleb ( Aleppo ) bewegt sich auf längst bekanntem und vielfach beschriebenem Terrain und lie - forte neue Ausbeute besonders nur durch Auffindung bisher unbekannter Inschriften . Von Haleb aber wendete sich der Reisende südöstlich in die Steppe hinein und dann nordöst - lieh zum Euphrat auf einem bisher von europäischen For - schern noch nicht betretenen Wege : nur einzelne der von ihm darin benannten Stationen , wie Ssire' , Ehnimsara , Äin - el - mahdüm , Abü - Ghalghal , finden sich auf der vor einem Jahr - zehnt von Djewdet - Pascha , damaligem Wali ( Generalgouver - nenr ) von Haleb , in türkischer Sprache herausgegebenen Karte dieses Wilajets . Unter diesen Stationen ist namentlich Ze - bed ( in für uns noch nicht näher bekannter Lage , nur nach dem Zusammenhange des Rontiers etwa am südöstlichen Ende des zwischen Haleb und dem Euphrat gelegenen flachen Salzsees zu suchen ) bemerkenswert durch die Ruinen zweier christlichen Basiliken und die in einer derselben gefundene Inschrift , und diese weniger durch ihren Inhalt , der nur in einer Widmung an den H . Johannes besteht , als durch die Art ihrer Abfassung in drei Sprachen und Schriftarten : einem höchst sonderbaren Griechisch , dann Arabisch in den ältesten vormohammedanischen Charakteren und einer bis jetzt unentzifferbaren sehr wunderlichen Schrift ( offenbar nicht gleich den neuerdings mehrfach in Syrien gefundenen söge - nannten hamathischen Inschriften , da der Briefschreiber dies hervorzuheben sonst nicht würde unterlassen haben ) . Am Euphrat wurden verschiedene Ruinenstätten durchsucht und durch das Sadjür - Thal die Reise nach Biredjik ( oder viel - mehr , wie die Eingeborenen jetzt aussprechen , Ba - radjik ) fortgesetzt ; von hier aus soll zunächst die Nachbarschaft im Euphratthale mit den Ruinenstätten von Djerabls und Bälkiz ( wo jetzt ein Engländer , Henderson , Ausgrabungen veranstaltet ) und der wahrscheinlichen Ortslage des alten schlachtberühmten Karchemisch untersucht werden .
Das weitere Projekt des Reisenden bis zum Mai 1880 , wo er zurückzukehren gedenkt , geht außer einem weit nach Süden bis Baghdad führenden Ausfluge auf das nördliche Mesopotamien , namentlich die Erforschung der beiden bis jetzt nur hypothetisch in unseren Karten eingetragenen Betten der Euphratzuflüsse Balich und Ehabtir , sowie weiter nördlich des Innern der Berglandschaft Djebel Tür schen Mardin , Nisibin und dem Tigris , innerhalb deren die von dem englischen Konsul in Diarbekir , Herrn Taylor , vor einem Jahrzehnt entdeckte , aber nicht näher beschriebene Lage der altarmenischen Hauptstadt Tigrauokerta speciell zu verificireu sein würde : ein Gegenstand der Untersuchung , den Herr Sachau schon vor seiner Abreise , namentlich in dem an die Akademie gerichteten Unterstützungsgesuche , als einen der wesentlich von ihm zu berücksichtigenden hervorgehoben hat .
Erdtheilen .
Wenn die Möglichkeit der Ausführung des letztgedachten Reiseabschnittes wesentlich von der augenblicklichen Gunst der Umstände , nämlich dem mehr oder weniger friedfertigen Verhalten der im Allgemeinen als arge Räuber gefürchteten kurdischen Bewohner jener Berglandschaft , neben denen die zerstreuten jakobitischen Christengemeinden eine sehr gedrückte Rolle spielen , abhängen wird , so scheint dagegen die Wüsten - reise durch das von arabischen Stämmen bewohnte ebene Mesopotamien hinreicheud gesichert durch die von dem Rei - senden erworbene Protektion eines Oberscheichs des mäch - ngen Stammes der Schammar . Herr Sachau beabsichtigt sich unter diesen , einen sehr eigenthümlichen Dialekt sprechen - den Beduinen behufs Studiums desselben einige Zeit aus - zuhalten , — wenn seine Pferde und Manlthiere dies gestat - ten , wenn sie sich nämlich herbeilassen werden , nicht länger wie bisher die Durra ( eine Hirseart ) , das einzige bei den Schammar vorhandene und gebräuchliche Viehfutter , durchaus zu verschmähen . Die Ernährnngs - und die damit zusammen - hängende Transportfrage ist es überhaupt , welche der in Rede stehenden Wüstentour das ernstlichste Hinderniß iu Gestalt eines übermäßigen Kostenaufwandes bereitet : auf wenigstens 30 bis 40 Tage würden , auch ohne längeres Ver - weilen in den Zeltlagern der Schammar , von Urfa her bis zur Ankunft in Mosnl alle Lebensmittel für Mensch und Thier , Kohlen zur Feuerung n . f . w . mitzuführen und dazn noch wenigstens 15 bis 20 Kameele erforderlich sein , da in den kleinen Ortschaften und den Zeltlagern absolut gar nichts käuflich zu haben ist ; dazu kommt , daß durch zwei aufein - anderfolgende Mißernten seit drei Jahren der Preis der Gerste auf das Fünffache gestiegen ist und auch alle übrigen Bedürfnisse außerordentlich verthenert worden sind .
Afrika .
— Das französische Comits der Afrikanischen Association hat jetzt die Errichtung von wissenschaftlichen und gastlichen Stationen in Aeqnatorial - Afrika beschlossen und als Ausgangspunkte auf der Ostküste das Gebiet von Zanzibar und auf der Westküste die Gabou - Kolonie bestimmt . Die Mittel dazu liefern theils die Fonds des Comitö , theils eine Bewilligung der Kammern in Höhe von 100 000 Franken . Zum Leiter der westlichen Station ist Graf Savorgnan de Brazza anserwählt , dem sein früherer Reisegefährte , Dr . Ballay , beigegeben wird . Sie sollen vom Gabon aus regierungsseitig alle mögliche Unter - stützuug längs des Laufes des Ogowe und darüber hinaus erhalten . Zum Chef der östlichen Station ist gleichfalls ein Seemann bestimmt .
— EnroPäischeKolonisten sind jetzt im südlichen Algerien bis zum Wed - Rir , dessen Hauptstadt Tuggurt ist , vorgedrungen ; es haben dort drei Franzosen Land gekauft und sich niedergelassen . Die französische Regierung hat in den letzten Jahrzehnten große Anstrengungen gemacht , um jene Oasengruppe zu heben , und namentlich artesische Brun - nen angelegt , so daß sich in Folge des vermehrten Wasser - Zuflusses seit 1856 die Zahl der Dattelpalmen um 153 263 , die der Obstbäume um 50 000 und die der Einwohner um 6055 vergrößert hat .
Inhalt : Jules Crevanx' erste Reise im Innern von Guayana ( 1876 bis 1877 ) . III . ( Mit vier Abbildungen . ) — Carl LamP : Skizzen aus Mexico . III . — Reisewerke über Westafrika . I u . II . — Eine Missions - Bibliothek . — Aus allen Erdtheilen : Asien . — Afrika . ( Schluß der Redactiou 26 . December 1879 . )
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eingesendeten Büchern .
Redacteur : Dr . R . Kiepert in Berlin , S . W . Lindcnstraßc 11 , III Tr .
Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Vraunschweig .
Hierzu eine Beilage .