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Band XXXVIII .
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Mit besonderer HerücKsicKtiZung der AntKroyologie unä Etknologie .
Begründet von Karl Andree .
In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von Dr . Richard Kiepert .
co Jährlich 2 Bände ä 24 Nummern . Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten i qqa
Braunschweig , um P - °ij - 12 W° - I xr - Band >u b - iichm . I8»u .
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Beirut , das Berytus der Alten , hat wie die meisten syrischen Städte eine wechselvolle Geschichte . Seine Grün - dung soll es den Giblitern , einem neben den Phöniciern wohnhaft gewesenen Bergvolke , verdanken ; doch scheint es weder zur Blüthezeit Phöniciens noch auch zur Zeit der Er - oberung Syriens durch Alexander hervorragende Bedeutung gehabt zu haben . Erst im zweiten Jahrhundert v . Chr . sehen wir Berytus in selbständigem Austreten . - die Stadt empört sich im Jahre 140 gegen Antiochus VII . und wird von demselben zerstört . Später von den Römern wieder ausgebaut und dem Augustus zu Ehren Angusta Felix be - nannt , wurde sie von dem römerfreundlichen Herodes Agrippa durch großartige Bauten verschönert und gelangte bald zu hoher Blüthe . Es ist bekannt , daß Titus nach der Zer - störung von Jerusalem in den großen Theatern von Bery - tus die Schlachtspiele veranstaltete , in denen die gefangenen Inden gegen einander kämpfen mußten . Unter der Regie - rnug des Alexander Severus ( 222 bis 232 n . Chr . ) fand sich in Berytus eine Rechtsschule , die zu den berühm - testen des Alterthums gehörte , zugleich übertraf der Handel der Stadt den von Tyrus und Sidon . Schon damals saßen die Seidenstoffe von Berytus einen großen Ruf . Das gewaltige Erdbeben , das unter Jnstinian's Regierung am 20 . Mai 529 alle Städte der syrischen Küste heimsuchte uud mehr als 250 000 Menschen das Leben kostete , ver - Heerte auch Berytus in der furchtbarsten Weise . Es dauerte fast hundert Jahre , bis die Stadt sich wieder aus den Trüm - mern erhoben hatte , und ihre alte Pracht erlangte sie auch da nicht wieder . Im Jahre 635 von den Moslim erobert ,
Globus xxxviii . Nr . 10 .
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behielt Beirut unter ihrer Herrschaft seine einmal erlangte Bedeutung als größter Hafen der syrischen Küste bei , und so sehen wir denn auch fast 500 Jahre später das Streben der Kreuzfahrer auf die Gewinnung der wichtigen Stadt gerichtet . Es gelang ihnen dieselbe im Jahre 1110 einzn - nehmen , und nun blieb sie mit kurzen Unterbrechungen bis zum Jahre 1292 in den Händen der Franken , die erst nach der Erstürmung von Ptolemais die Städte Tyrus , Sidon und Berytus freiwillig räumten und dadurch ihre Herrschaft in Syrien für immer aufgaben . Noch einmal , im Anfange des 17 . Jahrhunderts , trat für Beirut eine Zeit höchsten Glanzes ein . Der Drusensürst Fachr ed - d ! n , ein energischer , hochgebildeter Mann , der mit den Venetianern verbündet von ihnen in seinen Kämpfen gegen die Beduinen unterstützt wurde , erwählte Beirut zu seinem Lieblingssitze . Bon seinen Verschönerungen der Stadt ist heute noch vieles erhalten ; vor allem verdankt sie ihm schöne Baumpflanzungen in ihrer nächsten Umgebung . Seine Vorliebe für europäische tur erregte jedoch den Unwillen des Beiruter Volkes . Eine Empörung brach los , infolge deren er den Türken ausge - liefert und in Konstantinopel in der Gefangenschaft erdrof - selt wurde . Im Jahre 1837 wurde Beirut wieder von einem Erdbeben stark beschädigt ; die letzte Heimsuchung aber mußte es im Jahre 1840 bestehen , als die Engländer , die den Türken das syrische Land von Ibrahim Pascha zurück - erobern wollten , die Stadt bombardirten . Noch heute sieht man die Spuren jener Beschießung in der fast vollständigen Zerstörung der Wälle ; im Uebrigen aber hat die Stadt seit - dem von Jahr zu Jahr an Größe und Bedeutung zngenom -
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