xi besonderer Herüeksrchtrgung der Anthropologie und Ethnologie»
Begründet von Karl Andrer .
In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von
Dr . Richard Kiepert .
Jährlich 2 Bände ä 24 Nummern . Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten 1 ÖQß - OiaUUJOjmig rum Preise von 12 Mark m - 0 Band zu beziehen . iOOU
Das Land der Bagas und der Rio Nunez .
( Nach dem Französischen des Schifsslieutenauts Cofsiniöres de Nord eck . )
I .
Einer der wichtigsten Flüsse des ausgedehnten sischen Kolonialbesitzes in Senegambien ist der Rio Nunez ; obwohl er aber schon lange den Franzosen gehörte — wie haupt Senegambien deren älteste Kolonie ist — , so übten dieselben dort ihre Macht nur wenig aus und ließen die Eingeborenen sich ruhig unter einander bekämpfen . dings aber mußten sie sich etwas eingehender mit den tigen Zuständen beschäftigen , wozu sie das fieber anderer Mächte verantaßte , und um in dem mörderischen Klima keine Truppen unterhalten zu müssen , schlugen sie den Ausweg ein , den König der Nalous als Oberhaupt aller dortigen Häuptlinge anerkennen zu lassen .
Nördlich vom Kap Berga , unter 10 " 35 " nördl . Br . und 14045' östl . L . von Greenwich , ergießt sich der Rio Nunez mit einer sehr breiten Mündung in den Atlantischen Ocean ; aber die Einfahrt wird durch eine fortlaufende Reihe von Klippen , Sandbänken und Untiefen etwas erschwert . Dafür fehlt hier die Barre , welche bei so vielen wesiafrikanischcn Strömen zu passiren ist : zu allen Zeiten des Jahres können große Schiffe in den Rio Nunez einlausen . Die mungen sind dort sehr heftig und erreichen während der Syzhgien eine Geschwindigkeit von ca . 9 km in der Stunde ; noch 40 Seemeilen stromaufwärts bei der Faktorei Bel - Air , beträgt der Fluthunterschied 7 m . Das Klima ist sehr
Globus L . Nr . 16 .
ungesund , namentlich tut November und December , und zu jeder Zeit gehört dieses Gebiet zu den heißesten der Erde . Dennoch ist der Rio Runez stets viel besucht worden , und merkwürdiger Weise ist am Oberläufe des Flusses mehr Gesittung zu Hanse als am Unterlaufe , vielleicht in Folge des Klimas . Früher fand hier starker Sklavenhandel statt , den die Schwarzen noch heute fortsetzen , wenn auch im Geheimen ; ein Sklave gilt zwei Ochsen und ein Ochse 50 Franken . Der legitime Handel findet in den Monaten December bis Mai statt und dabei werden die dukte , Reis , Kautschuk , Palmöl und Erdnüsse , gegen billige und wenig haltbare Stoffe , Eisenwaaren u . s . w . einge - tauscht . Nicht verschwiegen soll werden , daß die englische Konkurrenz den Franzosen viel zu schaffen macht .
Der oberste und zugleich für jetzt einzige französische Posten am Rio Nunez ist Bok« ; von dort aus erreicht man in einer drei - bis vierstündigen Bootfahrt Wasserfälle , welche von der Quelle nicht mehr weit entfernt sind . Bon Boko an kann der westwärts fließende Strom kleine Schiffe tragen ; bei Noppas beginnen die Untiefen und der im Allgemeinen gegen Südwesten gerichtete Lauf beschreibt mehrere gewaltige Krümmungen . Bei Victoria verbreitert er sich plötzlich zu fast 5 km , wird bei Petit - Talibonche etwas eingeengt und öffnet sich dann wieder weit zum
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