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Full Text: Globus, 72.1897

M. L. Miller: Der Untergang der Maidu oder Diggerindianer in Kalifornien. 
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wurden sie von Flintenschüssen begrüfst, kehrten um, 
um in verstärkter Zahl den ihnen unbekannten Feind 
zu überwältigen. Nach Beendigung des Gefechtes fanden 
sie unter den Leichen einen Weifsen. 
Es ist höchst wahrscheinlich, dafs dieser Weifse 
niemand anders als der Arzt Sacchi war. 
Zeitlich genommen, erscheint diese Annahme ganz 
naturgemäfs. Fälschlich wollte man anfänglich den 
Vorfall auf Bottego beziehen. 
Wir müssen annehmen, dafs Sacchi bei seiner Rück 
kehr vom Rudolfsee zu weit nach Norden abbog, an den 
Abbasee gelangte und mit seinen Leuten einen Überfall 
befürchtete, als die oben erwähnten abessinischen Reiter 
heransprengten , dann in einem darauffolgenden Gefecht 
getötet wurde. Der Chef der abessinischen Soldaten 
hat persönlich in Adis Abeba den Hergang erzählt und 
behauptet, die-Reiseeffekten seien aufbewahrt worden. 
Damit klären sich die seit Monaten widersprechen 
den und verworrenen Gerüchte in sehr einfacher 
Weise auf. 
Der Untergang der Maidu oder Diggerindianer in Kalifornien. 
Von M. L. Miller. 
Junger Diggerindianer vom 
Feather River. 
Die Indianer, 
welche ehemals in 
grofser Anzahl, 
heute nur noch in 
kärglichen Über 
resten , das Land 
zwischen der Sierra 
Nevada im Osten 
(vom Krater Mount 
bis Ebhets Pafs) und 
dem Sacramento- 
flusse im Westen 
bewohnten und die 
namentlich am Sa- 
cramento, Ameri 
can- und Feather- 
River stark siedel 
ten , werden ge 
wöhnlich als der 
niedrigste Typus 
der kalifornischen 
Indianer hingestellt. 
Die Weifsen nennen 
sie „Digger“, ein 
Ausdruck, der erst seit 1841 bekannt ist und als 
Wurzelgräber übersetzt wird, da diese Indianer die 
Kamafswurzeln ausgrahen und als Nahrung benutzen. 
Sie selbst aber weisen diesen Namen zurück, wiewohl 
sie für ihren ganzen Stamm keinen besonderen Namen 
haben, sondern nur für die einzelnen kleinen ünter- 
abteilungen. Diesen Unterabteilungsnamen fügen sie 
das Wort Maidu hinzu, welches aber nur „Mensch“ 
bedeutet. Und als Maidu sind sie gewöhnlich auch in 
der Wissenschaft bezeichnet x )- 
Ein Gesamtname besteht oder bestand auch deshalb 
nicht, weil keine gemeinsame Stammesorganisation für 
die Unterabteilungen vorhanden war; diese lebten alle 
einzeln für sich, getrennt von den übrigen in Dörfern, 
die unter besonderen Häuptlingen standen. Dieses wird 
namentlich von General Bidwell bezeugt, der 1841 sie 
genau kennen lernte, und mit ihm stimmen die alten 
kalifornischen Ansiedler überein. 
Aber auch die Maidu waren noch dialektisch ver 
schieden. Viele der Dörfer an den Flüssen und den 
Abhängen der Sierra Nevada sprachen die gleiche 
Sprache oder Mundart, wie denn im Osten des Sacra- 
mento noch vor 40 Jahren 80 bis 100 Dörfer mit /000 
bis 8000 Indianern lebten, welche die gleiche Sprache 
redeten; an diese schlossen sich dann Gebiete mit 
anderen Dialekten. Die Namen der Dörfer und der 
0 Contributions to North American Ethnology, vol. III, 
p. 282. Washington 1877. 
Flüsse, an welchen sie lagen, waren identisch; die ein 
zelnen Dörfer hatten im Durchschnitt 100 bis 400 Ein 
wohner, nur Colus machte mit 1000 oder 1200 eine 
Ausnahme. An seiner Stelle steht heute die kalifor 
nische Stadt Colusa. Und wie diese sind noch eine 
Anzahl anderer Ortschaften (Yuha City, Butte City, 
Princeton, Marysville) an der Stelle alter indianischer 
Niederlassungen entstanden. Die Ureingeborenen aber, 
welche hier einst wohnten, gingen in den Jahren 1840 
bis 1866 schon zu Grunde und nur spärliche Reste 
retteten sich bis zum Jahre 1870 hin. Was heute noch 
von ihnen übrig, mufs schon fern von den Städten, am 
Fufse der Sierra und in wenig bewohnten Thälern auf 
gesucht werden. 
Die Niederlassungen waren der Fischerei wegen, die 
einen Hauptunterhalt der Maidu lieferte, entlang den 
Strömen angelegt, Aufserdem lieferten Eicheln und 
wilde Grassamen der fruchtbaren Thäler ihre Nahrung. 
Jetzt sind die Thäler von den Weifsen eingenommen 
und die Indianer daraus verdrängt. Hier, wie im ameri 
kanischen Osten, war das Vordringen der Kultur zugleich 
mit dem Hinsterben der Indianer verknüpft. 
Was noch übrig von 
den „Diggern“ ist und 
hier nach guten Photo- 
graphieen zur An 
schauung gebracht 
wird, zeigt mit Nichten 
das erbärmliche und 
tiefstehende, verkom 
mene Wurzelgräber 
geschlecht , wie es 
durch kalifornische 
Schriftsteller geschil 
dert wurde. Die Digger 
waren von Mittelgröfse, 
untersetzt, flachnasig 
(ohne die sogenannte 
indianische Adlernase), 
manche fast schwarz, 
die meisten düster 
kupferfarbig. Fast alle 
hatten glatte Gesichter, 
nur bei wenigen sprofste 
etwas Bart. Männer 
wie Weiber (mahalas) 
zeichneten sich durch 
sehr straffes, dickes und 
tiefschwarzes Haar aus. 
Selbst im hohen Alter 
bleichte es nicht oder 
„ . ,;Papuse der Digger m seiner 
fiel es aus und nie n Gebelle“ aus Tule und weichem 
hat man unter ihnen Leder.
	        
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