M. L. Miller: Der Untergang der Maidu oder Diggerindianer in Kalifornien.
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wurden sie von Flintenschüssen begrüfst, kehrten um,
um in verstärkter Zahl den ihnen unbekannten Feind
zu überwältigen. Nach Beendigung des Gefechtes fanden
sie unter den Leichen einen Weifsen.
Es ist höchst wahrscheinlich, dafs dieser Weifse
niemand anders als der Arzt Sacchi war.
Zeitlich genommen, erscheint diese Annahme ganz
naturgemäfs. Fälschlich wollte man anfänglich den
Vorfall auf Bottego beziehen.
Wir müssen annehmen, dafs Sacchi bei seiner Rück
kehr vom Rudolfsee zu weit nach Norden abbog, an den
Abbasee gelangte und mit seinen Leuten einen Überfall
befürchtete, als die oben erwähnten abessinischen Reiter
heransprengten , dann in einem darauffolgenden Gefecht
getötet wurde. Der Chef der abessinischen Soldaten
hat persönlich in Adis Abeba den Hergang erzählt und
behauptet, die-Reiseeffekten seien aufbewahrt worden.
Damit klären sich die seit Monaten widersprechen
den und verworrenen Gerüchte in sehr einfacher
Weise auf.
Der Untergang der Maidu oder Diggerindianer in Kalifornien.
Von M. L. Miller.
Junger Diggerindianer vom
Feather River.
Die Indianer,
welche ehemals in
grofser Anzahl,
heute nur noch in
kärglichen Über
resten , das Land
zwischen der Sierra
Nevada im Osten
(vom Krater Mount
bis Ebhets Pafs) und
dem Sacramento-
flusse im Westen
bewohnten und die
namentlich am Sa-
cramento, Ameri
can- und Feather-
River stark siedel
ten , werden ge
wöhnlich als der
niedrigste Typus
der kalifornischen
Indianer hingestellt.
Die Weifsen nennen
sie „Digger“, ein
Ausdruck, der erst seit 1841 bekannt ist und als
Wurzelgräber übersetzt wird, da diese Indianer die
Kamafswurzeln ausgrahen und als Nahrung benutzen.
Sie selbst aber weisen diesen Namen zurück, wiewohl
sie für ihren ganzen Stamm keinen besonderen Namen
haben, sondern nur für die einzelnen kleinen ünter-
abteilungen. Diesen Unterabteilungsnamen fügen sie
das Wort Maidu hinzu, welches aber nur „Mensch“
bedeutet. Und als Maidu sind sie gewöhnlich auch in
der Wissenschaft bezeichnet x )-
Ein Gesamtname besteht oder bestand auch deshalb
nicht, weil keine gemeinsame Stammesorganisation für
die Unterabteilungen vorhanden war; diese lebten alle
einzeln für sich, getrennt von den übrigen in Dörfern,
die unter besonderen Häuptlingen standen. Dieses wird
namentlich von General Bidwell bezeugt, der 1841 sie
genau kennen lernte, und mit ihm stimmen die alten
kalifornischen Ansiedler überein.
Aber auch die Maidu waren noch dialektisch ver
schieden. Viele der Dörfer an den Flüssen und den
Abhängen der Sierra Nevada sprachen die gleiche
Sprache oder Mundart, wie denn im Osten des Sacra-
mento noch vor 40 Jahren 80 bis 100 Dörfer mit /000
bis 8000 Indianern lebten, welche die gleiche Sprache
redeten; an diese schlossen sich dann Gebiete mit
anderen Dialekten. Die Namen der Dörfer und der
0 Contributions to North American Ethnology, vol. III,
p. 282. Washington 1877.
Flüsse, an welchen sie lagen, waren identisch; die ein
zelnen Dörfer hatten im Durchschnitt 100 bis 400 Ein
wohner, nur Colus machte mit 1000 oder 1200 eine
Ausnahme. An seiner Stelle steht heute die kalifor
nische Stadt Colusa. Und wie diese sind noch eine
Anzahl anderer Ortschaften (Yuha City, Butte City,
Princeton, Marysville) an der Stelle alter indianischer
Niederlassungen entstanden. Die Ureingeborenen aber,
welche hier einst wohnten, gingen in den Jahren 1840
bis 1866 schon zu Grunde und nur spärliche Reste
retteten sich bis zum Jahre 1870 hin. Was heute noch
von ihnen übrig, mufs schon fern von den Städten, am
Fufse der Sierra und in wenig bewohnten Thälern auf
gesucht werden.
Die Niederlassungen waren der Fischerei wegen, die
einen Hauptunterhalt der Maidu lieferte, entlang den
Strömen angelegt, Aufserdem lieferten Eicheln und
wilde Grassamen der fruchtbaren Thäler ihre Nahrung.
Jetzt sind die Thäler von den Weifsen eingenommen
und die Indianer daraus verdrängt. Hier, wie im ameri
kanischen Osten, war das Vordringen der Kultur zugleich
mit dem Hinsterben der Indianer verknüpft.
Was noch übrig von
den „Diggern“ ist und
hier nach guten Photo-
graphieen zur An
schauung gebracht
wird, zeigt mit Nichten
das erbärmliche und
tiefstehende, verkom
mene Wurzelgräber
geschlecht , wie es
durch kalifornische
Schriftsteller geschil
dert wurde. Die Digger
waren von Mittelgröfse,
untersetzt, flachnasig
(ohne die sogenannte
indianische Adlernase),
manche fast schwarz,
die meisten düster
kupferfarbig. Fast alle
hatten glatte Gesichter,
nur bei wenigen sprofste
etwas Bart. Männer
wie Weiber (mahalas)
zeichneten sich durch
sehr straffes, dickes und
tiefschwarzes Haar aus.
Selbst im hohen Alter
bleichte es nicht oder
„ . ,;Papuse der Digger m seiner
fiel es aus und nie n Gebelle“ aus Tule und weichem
hat man unter ihnen Leder.