Skip to main content
Page Banner

Full Text: Globus, 72.1897

162 
Bücherschau. 
schau ungen über den allgemeinen Zusammenhang der Gebirge 
und ihre durchgängige wasserscheidende Kraft, die den That- 
sachen ins Gesicht schlugen und eine brauchbare Einteilung 
der Ländermassen nach natürlichen Gesichtspunkten von 
vornherein unmöglich machten. Der allgemeine Umschwung 
des geistigen Lebens, den der Ausgang des vorigen Jahr 
hunderts mit sich brachte, hethätigte sich dann auch in der 
Geographie, und alle ihre neuen Bestrebungen nach Vertiefung 
und echter Wissenschaftlichkeit in einem schöpferischen Werk 
zum Ausdruck zu bringen, war die Bedeutung Karl Bitters, 
von dem der Verfasser mit Becht fordert, dafs er nicht als 
ein isolierter Stern, sondern im lebendigen Zusammenhänge 
der Zeit und Zeitgenossen verstanden sein will — eine social 
psychologische Auffassungsweise, die auch sonst wohlthätig 
das ganze Werk durchdringt. 
Zwei weitere Abhandlungen gelten der Geschichte des 
Begriffes des Kontinentes und der Ostgrenze Europas. Der 
Verfasser nimmt diesen Fragen gegenüber auch persönlich 
Stellung. Seine Lösung der Frage nach der Anzahl der Erd 
teile ist logisch insofern interessant, als sie den Begriff Erd 
teil vermöge mehrerer allen gemeinsamer Merkmale streng 
zu definieren versucht (S. 397). Sachlich deckt sie sich mit 
der Einteilung Pencks in seiner Morphologie (I, 109), die der 
Verfasser offenbar nicht mehr herangezogen hat. Auch die 
Ostgrenze Europas zieht Wisotzki ebenso wie Penck (a. a. O. 
I, 112). 
Hinsichtlich der Form der Darstellung können wir uns 
eine Bemerkung nicht versagen, auf die der Verfasser im 
Vorwort selbst erklärt gefafst zu sein. In der Geschichts 
wissenschaft unterscheidet man bekanntlich strenge zwischen 
der Veröffentlichung des aktenmäfsigen Quellenmateriales 
und der eigentlichen historischen Darstellung, die das Boh- 
material nur ausnahmsweise unverarbeitet auftreten läfst. 
Der Verfasser hat absichtlich, wie er sagt, auf eine solche 
Säuberung verzichtet und vielfach die Quellen selbst sprechen 
lassen. Nur scheinbar wird dadurch die Objektivität erhöht 
— denn schliefslich müssen wir uns bei der Auswahl der 
ausgehobenen Stellen ja doch auf den Verfasser verlassen — 
und die Darstellung wird dadurch stellenweise ermüdend. 
Besonders in dem Aufsatz über Bitter wünschte man den 
Verfasser öfter mehr selbst in den Vordergrund treten zu 
sehen. Bei der Stelle z. B., wo Bitter die Methode seiner 
„vergleichenden“ Erdkunde mit derjenigen der vergleichenden 
Anatomie parallelisiert, vermifst man ungern eine Auf 
klärung darüber, dafs Bitter in diesem Sinne in Wirklichkeit 
niemals vergleichende Ei'dkunde getrieben hat. 
A. Vierkandt. 
Bosquejo geológico de México, Nr. 4, 5 und 6 des 
Boletin del Instituto geológico de México. 4 o . 270 Seiten. 
Mexico, Druckerei der Secretaria de Fomento, 1897. 
Dieses wertvolle Buch giebt zunächst das wohlgetroffene 
Bildnis und einen Lebensabrifs des am 27. Oktober 1895 ver 
storbenen Gründers und ersten Direktors des geologischen 
Instituts von Mexiko, Antonio del Castillo, der über 50 Jahre 
lang als Lehrer der Mineralogie und Geologie an der Minen- 
(nunmehr Ingenieur -) Schule von Mexiko thätig gewesen war, 
und bringt sodann die geologischen Itinerare der Herren B. 
J. Buelna, Ez. Ordouez und J. G. Aguilera nehst einigen 
geologischen Profilen. Leider sind diesen Itineraren keine 
kartographischen Skizzen beigegeben, so dafs ihre Benutzung 
sehr erschwert ist. Von besonderem geographischen Interesse 
sind die Höhenlisten (S. 24, 25 und 166 bis 185), sowie die 
Beschreibung der Vulkane Ceboruco (S. 41 bis 48) und Colima 
(S. 58 bis 61). Itinerare und Höhenlisten beziehen sich aus- 
schliefslich auf die Staaten nordwestlich vom Isthmus von 
Tehuantepec; dagegen werden im zweiten Teile des Werkes 
die geologischen Verhältnisse der südwestlichen Staaten ge 
legentlich gestreift. 
Dieser zweite Teil (S. 187 bis 250), welcher aus der Feder 
des gegenwärtigen Direktors José G. Aguilera stammt, gieht 
eine allgemeine Übersicht unserer Kenntnis der mexikanischen 
Geologie, bringt bei der Beschreibung der einzelnen Forma 
tionen ausführliche Listen der gefundenen Versteinerungen 
und nimmt besondere Bücksicht auf das Vorkommen von 
Minen, Bausteinen und anderen mineralischen Nutzmate 
rialien. 
Im dritten Teile des Werkes (S. 251 bis 270) beschreibt 
E. Ordoñez die Eruptivgesteine des Landes in petrograpliischer 
Hinsicht. 
Die beigegebene geologische Karte der Bepublik Mexiko 
im Mafsstabe 1 : 10 000 000 ist im wesentlichen eine Wieder 
holung des im Jahre 1891 von A. del Castillo herausgegebenen 
Bosquejo de una carta geológica de la Bepública Mexicana. 
Bei genauerem Studium findet man in der neuen Ausgabe 
allerdings erhebliche Fortschritte, da grofse weifse Flecken 
der früheren Karte nun durch geologisches Kolorit ausgefüllt 
sind, so namentlich in den Staaten Sonora, Chihuahua, Du- 
rango, Zacatecas, Jalisco und Miehoacan. Für Chiapas, Ta 
basco und die Halbinsel Yucatan sind des Beferenten Auf 
nahmen verwertet (C. Sapper, La geografía física y la 
geología de la península de Yucatan, Boletin Nr. 3 del In 
stituto geológico de México , Mexiko 1896). Dagegen ist die 
schöne Arbeit von J. Felix und H. Lenk über die geologischen 
Verhältnisse des Staates Oaxaca (Leipzig 1893) nicht benutzt, 
auch andere neuere Arbeiten sind nicht berücksichtigt. Am 
wenigsten bekannt sind im mexikanischen Gebiete gegen 
wärtig die Staaten Guerrero und Oaxaca, sowie die Halbinsel 
Niedei'kalifornien. 
Auf der geologischen Karte werden zehn Farben unter 
schieden (azoische Formationen, Devon, Karbon, Trias, Jura, 
Kreide, Tertiär und Quartär, sowie alte und junge Eruptiv 
gesteine). Die Vulkane, welche auf der Karte von 1891 be 
sonders kenntlich gemacht waren, sind auf der neuen Karte 
nicht berücksichtigt worden, — wie mir scheint, mit Unrecht: 
denn wenn die Vulkane auch in ihrem Gesteinscharakter mit 
anderen jungeruptiven Gesteinen des Landes übereinstimmen, 
so ist doch ihre bis in die Jetztzeit herein fortdauernde 
Thätigkeit eine so bedeutsame geologische Thatsache, dafs 
sie wohl verdient, auf einer geologischen Karte besonders 
hervorgehoben zu werden. 
Alles in allem genommen ist dies Werk des geologischen 
Instituts von Mexiko mit Freuden zu begrüfsen und wenn 
es auch noch nicht Klarheit über den Bau des ausgedehnten 
Ländergebietes zu geben vermag, so ist doch zu hoffen, dafs 
das geologische Institut unter Aguileras energischer Leitung 
uns bald diesem Ziel näher bringen wird. 
Coban. Carl Sapper. 
Dr. Aurel Schulz und August Hannnar: The New 
Africa. A Journey up the Chobe and down the Oko- 
vanga Bivers. A report of exploration and sport. With 
a newly drawn map and 70 illustrations. London, W. 
Heinemann, 1897. 
Wer in dem über 400 Seiten umfassenden, gut ausgestat 
teten Bande eine Schilderung des neuen Afrika in seiner 
Umgestaltung suchen würde, müfste sich enttäuscht fühlen. 
Dagegen giebt der Nebentitel an, um was es sich handelt: 
um eine Jagdexpedition im grofsen Stile, die allerdings schon 
vor längerer Zeit ausgeführt wurde und die sporteifrigen 
Verfasser an die Flüsse Tschobi und Okovanga führte, in 
jene Gegenden, wo heute Deutsch-Südwestafrika mit britischem 
Gebiete grenzt. Wir hören da von ungeheurem Wildreich 
tum, welcher an die gute alte Zeit erinnert, als der Hinter 
lader noch nicht in den Händen der Eingeborenen war und 
erfreuen uns an lebhaften Schilderungen, Beise- und Jagd 
abenteuern. Indessen bringt ein anderer Teil des Werkes 
uns auch wertvolle geographische Belehrung, namentlich wo 
es sich um die Beschreibung der beiden im Titel genannten 
Ströme, deren Hydrographie und die dazwischen liegende 
wasserlose, dünenreiche Wüste handelt. Die Verfasser glauben, 
dafs der Okovanga als Verkehrsstrafse für das Land noch 
einmal von Bedeutung werden kann ; auch machen sie eine 
Bifurkation des Stromes, nach Berichten der Eingeborenen, 
wahrscheinlich. Die beigegebene Karte (1 : 2 000 000) reicht 
von Pretoria im Süden bis zum Sambesi im Norden und ent 
hält viele neue Einzelheiten, zumal an dem seeartig erwei 
terten Tschobi und am Okovango, wo er deutsches Gebiet 
berührt. Dr. Car Isen. 
Stanislaus Ciszewski : Künstliche Verwandtschaft 
bei den Südslaven. Leipziger Dissertation 1897. 
Unangekränkelt von Methodomanie liegen 114 Seiten 
wertvollen Materiales vor. — Die Verbrüderung, uns 
mehr in den Grenzen des Trinkkomments bekannt, kommt 
in dem feierlichsten, hier und da hochzeitsähnlichen Familien- 
und Kirchenritual vor, namentlich in der Bulgarei („kaum 
ein Bauer ohne Blutsbruder“), in Montenegro (nicht mehr in 
Serbien und Kroatien), ferner in Bosnien, der Herzegowina, 
im Banat, bei Morlaken, Slavonen, Walachen, an der alten 
Militärgrenze, in Grofs-, Klein- und Weifsrufsland, bei Don- 
und Dnieprkosaken, auch bei alten Polen und Tschechen; 
schon ein Beskript von Diokletian und Maximian erwähnt 
ihrer im oströmischen Beiche; aufserslavisch erscheint sie in 
Italien (Venedig, Sardinien), bei Neugriechen, Albanesen, 
Türken und Arabern (auch zwischen Christen und Musel 
mannen), anscheinend soweit des Verfassers Forschungen über 
haupt sich erstrecken. Die Bulgarei, vermöge ihrer littera- 
rischen Begsamkeit und wohl als Heimat des Verfassers, liefert 
die reichste Ausbeute. — Hauptinhalt der Brüderschaft ist 
neben dem Gemütlichen vorwiegend und nach dem Grade der 
örtlichen Notwendigkeit das Bechtliche in Lebensschutz und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.