Skip to main content
Page Banner

Full Text: Globus, 72.1897

178 
Bücherschau. 
leitung voraus, in welcher in grofsen Zügen die Besiedelung 
des Landes von der ältesten Zeit bis zum Mittelalter ge 
schildert wird. Für die Dorfanlage und den Hausbau bleiben 
nur die Bayern und, wie der 'Verfasser ausführt, die Franken 
mafsgebend. Ersteres selbstverständlich, letzteres wird für 
einen grofsen Teil des Kronlandes „von Dachler zum ersten- 
male, wenn wir nicht irren, eingehend betont. Beide Typen 
entsprechen den in den betreffenden Landesteilen Bayerns 
noch heute herrschenden; der bayerische Typus findet sich 
fast nur im Einzelgehöfte, der fränkische im geschlossenen 
Dorf; der erstere mehr im Süden, nach dem Gebirge zu, der 
fränkische links der Donau und von Wien aus nach Süden 
und nach Ungarn hin. Unterabteilungen sind bei beiden 
Typen vorhanden. 
Die Schrift ist reich an einzelnen volkstümlichen Bemer 
kungen. Dachler betont das häufige Vorkommen ausge 
schnitzter Pferdeköpfe in der Form von „Rofsschädeln“ an 
den Windbrettern des Dachfirstes. Er sieht darin einen Rest 
des Heidentums, der altgermanischen Neidstangen, bei denen 
Rofsschädel unheilabwehrend aufgesteckt wurden. Nicht mit 
Unrecht. In so ausgedehntem, systematisch erscheinendem 
Vorkommen wie in Niedersachsen erscheint aber das Pferde 
haupt in Niederösterreich nicht. Abbildungen der einfach, 
meist ohne architektonische Verzierungen gehaltenen Häuser 
wären sehr erwünscht gewesen. R. A. 
Dr. Augustin Krämer: Über den Bau der Korallen 
riffe und die Planktonverteilung an den samoa- 
nischen Küsten nebst vergleichenden Bemer 
kungen und einem Anhang: über den Palolowurm 
von Dr. A. Collin. Kiel und Leipzig, Lipsius und 
Tischer, 1897. 
In dem vorliegenden Werke sind die Beobachtungen ver 
arbeitet, die der Verf. 1893 bis 1895 als Stabsarzt an Bord 
deutscher Kriegsschiffe im Gebiete der Südsee, insbesondere 
während eines zusammen volle zwölf Monate dauernden 
Aufenthaltes in den samoanischen Gewässern anstellen konnte. 
Durch eine Anzahl von Planktonfängen in den Korallenriffen 
der samoanischen Inseln angeregt, deren Ergebnisse mit den 
zur Zeit herrschenden Ansichten über die Verteilung der 
tierischen Nahrung in den Riffen nicht stimmte, hat er sich 
dem Studium der samoanischen Korallenriffe selbst zugewandt 
und mit grofsem Fleifs eine Reihe Thatsachen zusammen 
getragen, die auch demjenigen, der nicht überall mit den 
Ansichten des Verfassers — insbesondere den auf die geolo- 
logischen Teile bezüglichen, wie dies bei dem Referenten der 
Fall war — überein stimmt, das Buch zu einem des Studiums 
werten und interessanten machen. Nach einer Einleitung 
über die Entdeckungsgeschichte und_ Litteratur Samoas und 
einem etwas sehr kurz gehaltenen Überblick über die Riff- 
bautheorieen, der den Verfasser als scharfen Gegner der 
Darwinschen Theorie schon hervortreten läfst, werden wir 
mit der Topographie, Oceanographie, Meteorologie und Geo 
logie der Inseln bekannt gemacht. Es sei daraus entnommen, 
dafs die vier (oder mit Einrechnung des Rose Atolls fünf) 
Hauptinseln, die nahezu in einer Linie liegen, vulkanischen 
Ursprungs sind und fast nur aus Plagioklasbasalten bestehen, 
neben denen als zweites Gestein an den Küsten die Korallen- 
biidungen auftreten. In dem östlichen Teile der Gruppe sind 
die vulkanischen Gesteine verwitterter, als in dem westlichen, 
weshalb letzterem ein geringeres Alter (oder besser ein 
späteres Erlöschen der vulkanischen Tliätigkeit) zugeschrieben 
wird. Aber auch sonst unterscheiden sich die beiden Teile, 
deren Trennungslinie mitten durch Upolu geht, durch ihre 
orographischen Eigentümlichkeiten, sowie durch die Erschei 
nung, dafs, abgesehen von dem Rose Atoll, das Vorkommen 
der Korallen hauptsächlich auf den westlichen Teil beschränkt 
ist. Gerade dieser Teil soll aber nach des Verfassers Ansicht 
in neuerer Zeit eine Hebung erfahren haben, was mit der 
Darwinschen Theorie in schroffem Widerspruch stehen würde. 
Auf die Beweise für diese Hebung, sowie die nach des Refe 
renten Ansicht zum Teil nicht gerade besonders günstig ge 
wählten Analoga aus anderen Teilen der Südsee sei hier nur 
verwiesen. Die folgenden Kapitel beschäftigen sich dann mit 
den samoanischen Korallenriffen im besonderen und bilden 
wohl den Kern des ganzen Buches. Vor allen Dingen wird 
hier kurz skizziert, was unter den Benennungen für die ver 
schiedenen Riffarten, von denen Verfasser als Typen die 
Korallenbänke, Saumriffe, Strandriffe, Barriereriffe und Atolle 
definiert, in dem vorliegenden Buch verstanden werden soll, 
und daran schliefst sich die Beschreibung der örtlichen Ver 
teilung der Riffe auf der Inselgruppe, insbesondere auf Upolu, 
die zum Teil in der anregenden Form eines Spazierganges 
geschildert ist, bei dem nicht nur auf die Riffe allein, sondern 
auch auf den Charakter des übrigen Landes das Augenmerk 
gerichtet wird. Als Ergebnis zeigt sich dabei, dafs eine 
gröfsere Entwickelung der Riffe immer mit einer Verflachung 
der Küste Hand in Hand geht, und da, wo Steilküste, be 
sonders an den vorspringenden Küstenbergen, auftritt, sich 
nur kleinere schmale Saumriffe zu halten vermögen oder die 
Riffe ganz fehlen. Das gröfste Riff von Upolu, das 25 See 
meilen lange und 2 Seemeilen breite Strandriff von Aana, 
findet sich deshalb auch an der flachen Nordküste. In einem 
weiteren Abschnitt wird die Entstehung eines derartigen 
Standriffs genauer geschildert und dabei die Wichtigkeit des 
Fufses für das Weiterwachstum des Riffs betont, desjenigen 
Teils, der mit lebenden Korallenstöcken besetzt, von der 
Luvkante des Riffs ganz allmählich seewärts abfällt, und so 
der auf das Riff zustehenden Brandung ermöglicht, sich tot 
zulaufen. Dies ist nach des Verfassers Ansicht und Beobach 
tungen unbedingt nötig, da die Brandung nicht, wie man 
seither glaubte, das Korallenwachstum begünstigt, sondern 
dasselbe hindert und zerstört. Dafür sprechen eine Masse 
Beobachtungen auch von anderen Forschern, die beweisen, 
dafs die Luvkante eines Riffs nicht steil abbricht, sondern 
ganz flach gegen die See abfällt, wo der Fufs allmählich in 
einen sandigen Abhang, den Talus, ausläuft. Die Ausdehnung 
und das Wachstum des Fufses sind demnach sehr wesentlich 
durch die Brandung bestimmt und infolgedessen kann das 
Riff auch nur dort steil und überhängend werden, wo keine 
Brandung vorhanden ist, also an der Leekante, besonders in 
Lagunenkanälen, wie die neueren Lotungen in Apiahafen und 
an anderen Orten beweisen , die zum Teil auf beigegebenen 
Kärtchen dargestellt sind. Auch in anderer Hinsicht noch 
unterscheiden sich Luv- und Leekante, so besonders durch 
die atollförmige Lagunenbildung und die löcherige Beschaffen 
heit der letzteren, die auf der Durchklüftung des Riffs und 
der Abwesenheit der Brandung beruht, die an der Luvkante 
Anspülung und Cementierung und dadurch Verfestigung des 
ganzen Riffs bewirkt. Von dem Fufse aufwärts über die 
Riffkante gelangen wir auf die Plattform, die die erste An 
lage der Riffinseln darstellt und durch die Lagune hinter 
der Leeseite, die manchmal nur eine Vertiefung in der Nähe 
des Strandes ist, den sogen. Strand- oder Bootskanal (der Ab 
fuhrkanal für das Riffwasser und dadurch freigehalten), über 
immer feineren Korallensand zum Sandstrand. Aus diesen 
Teilen setzt sich auch jede andere Riffform zusammen. Auch 
über die Bedingungen des Riffwachstums werden Mitteilungen 
gemacht, die nach den einzelnen Faktoren desselben, Tiefen- 
grenze, Wirkung von Brandung, Meeresströmungen, Luft, 
Farbe und Durchsichtigkeit des Oceanwassers etc. geordnet 
sind. Besonders interessant daraus schienen die schon oben 
erwähnten Beobachtungen über die hindernde und geradezu 
schädliche Einwirkung von Brandung und starken Strömungen 
auf das Wachstum der Korallen. Auch hat sich bei der Be 
arbeitung der Planktonfänge einerseits gezeigt, dafs die äqua 
torialen Teile der Oceane überhaupt viel ärmer an Plankton 
sind, als die gemäfsigten, anderseits, dafs die Strömungen 
relativ planktonarm sind, und sich viel mehr Plankton an 
der Leeseite und in den Lagunen, wie an der Luvseite und 
in den Strömungen findet. Von den übrigen auf das Wachs 
tum ein wirkenden Faktoren sei noch erwähnt, dafs Süfs wasser 
keinen merklichen Einflufs ausübte, wenn es nicht verunreinigt 
war, und dafs dem Heliotropismus der Korallen eine wesent 
liche Einwirkung auf ihre Tiefengrenze zukommt, die in 
Samoa bei ungefähr 15 m zu setzen ist. Auf Grund dieser 
seiner Beobachtungen hat der Verfasser eine neue Auffassung der 
Entstehung der Atolle gewonnen, die darin gipfelt, dafs sub 
marine Vulkane das Material zum Aufbau des Untergrundes 
lieferten, das durch die Thätigkeit der Meeresströmungen und 
der Gezeiten geordnet wurde. Damit wurde pelagisches 
Material vermischt und so der Untergrund für die Atolle 
(und anderen Riffe) geschaffen, die demnach nicht auf sin 
kendem, sondern auf stationärem Untergrund sich aufbauen. 
Die Strömungen, welche den Untergrund wesentlich mit auf 
bauen halfen, sind dann auch für die Form des Atolls, ob 
offen, ob geschlossen, verantwortlich zu machen. Eine noch 
malige kurze Zusammenfassung der gewonnenen Schlüsse be 
schliefst diese Hauptabschnitte des Werkes, an die sich eine 
Besprechung der samoanischen Rifffauna, besonders in Bezug 
auf die Wichtigkeit derselben für die eingeborenen Samoaner 
anschliefst, und den Schlufs des von Herrn Krämer geschrie 
benen Teils machen dann seine Resultate in der Plankton 
forschung im pacifischen Ocean. Es möge gestattet sein, 
noch darauf hinzuweisen, dafs hierin ein nach des Referenten 
Ansicht recht zweckmäfsig zusammengestellter Apparat für 
die Planktonforschung angegeben ist, mit dem der Verfasser 
arbeitete. Die Resultate sind denn ja auch nicht ausgeblieben, 
wie die Bemerkungen weiter oben schon zeigten. Als Anhang 
ist beigegeben eine kleine Abhandlung von Dr. Collin über 
den efsbaren Palolowurm, wohl eine der merkwürdigsten Er 
scheinungen der Rifffauna der Südsee, der in seinem Auftreten
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.