Skip to main content
Page Banner

Full Text: Globus, 72.1897

Alfred Kaisers Reisen in Ostafrika. — Aus allen Erdteilen. 
195 
Vogelkopf als auch unten den ganzen Vogel enthält. 
Die Herkunft ist wohl auf Italien zurück zu führen, 
da man in Etrurien dieselbe Form, dieselbe Technik und 
dieselbe Verzierung antrifft. Hiermit in Einklang steht 
auch das Ergebnis der chemischen Analyse. Zeitlich 
würde dasselbe etwa in die Mitte des 1. Jahrtausends 
vor Christi Geburt gehören. 
Die gefundenen, völlig aus Bronze gegossenen Trink 
hörner vertreten aber einer durchaus neuen Typus. 
Wenn man aus der Zusammensetzung der Bronze einen 
Schlufs ziehen darf, so sind sie vielleicht aus dem sieben- 
bürgisch-ungarischen Gebiet hierher eingeführt. 
Im Ganzen umfafst der Depotfund von der Ossa 
zweierlei hervorragende Erzeugnisse einer hochent 
wickelten Kultur und bringt von neuem den Beweis für 
einen lebhaften Handelsverkehr aus dem Süden bis in 
die Gegend jenseits der Weichsel, vor mehr als zwei 
Jahrtausenden. 
Alfred Kaisers Reisen in Ostafrika. 
Sansibar, 18. August 1897. 
y 
Alfred Kaiser,'Welcher im vorigen Jahre in Begleitung 
des zu Jagdzwhcken ausgezogenen Dr. M. Schöller eine Ex 
pedition an den Viktoriasee unternahm, an die er eine 
Forschungsreise nach Transvaal anschlofs, ist nunmehr mit 
reicher wissenschaftlicher Ausbeute nach Deutschland zurück- 
gekehrt. 
Im Juli 1896 verliefs Kaiser bei Pangani in Deutschost 
afrika die Küste und marschierte, sich in der Nähe des 
Panganiflusses haltend, durch Usambara und Pare nach 
Modschi am Kilimandscharo. Von hier aus gelangte die 
Expedition durch Gr.-Aruscha, südlich des erloschenen Meru- 
vulkanes, nach Simangori im grofsen „ostafrikanischen 
Graben“, im Norden des von Dr. Baumann entdeckten 
Manyarasees. Hier begann das eigentliche Arbeitsfeld der 
Expedition, da Kaiser es sich zur Aufgabe gemacht hatte, 
eine möglichst sorgfältige topographische und geologische 
Aufnahme der ostafrikanischen Grabensenkung zwischen dem 
Manyara- und Naiwaschasee, einer Strecke von etwa 350 km, 
auszuführen. Die Expedition bewegte sich dem entsprechend 
jetzt auf der Sohle des nordsüdlich verlaufenden Grabens 
nordwärts zum langgestreckten Natronsee. Eine Ersteigung 
des südlich dieses Sees gelegenen thätigen Vulkanes Doenyo- 
Ngai wurde leider durch den Angriff eines Nashornes auf 
die kleine Bergexpedition vereitelt, nachdem Kaiser kurz 
vorher mit genauer Not und schwer verwundet nach einem 
zweimaligen Angriffe eines solchen Tieres mit dem Leben 
davongekommen war. Vom Natronsee aus verfolgte Kaiser 
den Lauf des Guaso-Ngiro aufwärts, welcher von Nordwesten 
kommend den westlichen Band des Grabens durchbricht und 
dann der Sohle desselben entlang in den Natronsee fliefst. 
Vom Oberlaufe des genannten Flusses aus erreichte die 
Karawane in kurzer Zeit die Landschaft Kawirondo, am 
Nordwestende des Viktoria-Nyansa. Hier war Kaiser durch 
Krankheit mehrere Wochen an das Lager gebunden, während 
Dr. Schöller nach Uganda marschierte, um Proviant für die 
Leute der Expedition einzukaufen, da die der Karawane 
nachgesandten Ersatzlasten durch ein Versehen in Muansa 
am Südufer des Sees liegen geblieben waren. Nach Erledigung 
dieses Geschäftes trat Kaiser, der inzwischen wieder genesen 
war, den Bückweg zur Küste an, und erreichte am Naiwascha 
see wiederum den ostafrikanischen Graben, wo er im 
Anschlufs an seine früheren Untersuchungen diese zum Ab- 
schlufs bringen konnte. Sodann erreichte die Expedition, 
durch das Bergland Kikuyu und die Steppengebiete nord 
östlich vom Kilimandscharo marschierend, auf guter, von 
den Engländern angelegter Karawanenstrafse in Mombassa 
die Küste Englisch-Ostafrikas. 
Neben sorgfältigen topographischen Aufnahmen, welche 
im Verein mit seiner umfangreichen Bergprofil-Sammlung 
unsere Kenntnis des von der Expedition durchreisten Ge 
bietes wesentlich erweitern wei’den, bringt Kaiser reichhaltige 
geologische, sowie auch botanische, zoologische und ethno 
graphische Sammlungen mit heim. Seine Untersuchungen 
über den ostafrikanischen Graben geben uns manche neue 
Gesichtspunkte zur Entstehungsweise derartiger ausgedehnter 
Versenkungen. E. Werth. 
Aus allen Erdteilen. 
Abdruck nur mit Quellenangabe gestattet. 
— Der Gipfel des 5500 m hohen Mount Elias ist am 
31. Juli von dem Prinzen Ludwig von Savoyen, Herzog der 
Abruzzen, erstiegen worden, nachdem mehrere andere Expe 
ditionen früher dieses Werk nicht zu vollbringen vermochten. 
Die Bergsteiger brachten 51 Tage in der Eis- und Gletscher- 
region des an der Grenze Alaskas und Britisch-Nordamerikas 
gelegenen Berges zu, vermochten aber keinerlei Spuren von 
vulkanischer Thätigkeit auf demselben zu entdecken. Der 
jetzt 24jährige Prinz ist Kapitän in der italienischen Ma 
rine , ein Neffe des Königs und ein Sohn des verstorbenen 
ehemaligen Königs Amadeus von Spanien. 
— Heimkehr der Jackson-Expedition aus Franz- 
Josefsland. Am 3. September ist auf dem kleinen Dampfer 
„Windward“ die Jackson-Harmworth-Expedition nach mehr 
als dreijähriger Abwesenheit nach der Themse zurückgekehrt. 
Sie war von dort am 11. Juli 1894 ausgesegelt und hatte drei 
Winter hindurch in dem Elmwood getauften Hause bei Kap 
Flora im Süden von Franz-Josefsland zugebracht, dessen voll 
ständige Erforschung jetzt gelungen ist. Entdeckt wurde es, 
wie bekannt, im Jahre 1873 von der österreichischen Ex 
pedition unter Weyprecht und Payer. Mit Jackson kehrten 
zurück der Astronom Armitage, der Arzt Dr. Köttlitz, der 
Geolog Bruce und zwei andere Herren. Nachdem das Haus 
Elmwood gut mit Proviant für etwaige spätere Beisende ver 
sehen war, erfolgte am 6. August die Abfahrt. Die Bück- 
reise war stürmisch und führte an der Stelle vorbei, wo das 
mythische Gillis-Eiland liegen sollte, von dem aber keine 
Spur zu sehen war. 
Über die Beisen und Entdeckungen, welche Jackson im 
Frühjahre 1897 machte, berichtet er folgendermafsen. (Vergl. 
dazu die Karte im vorigen Bande des Globus, S. 46.) Am 
16. März brach er mit einem Begleiter, einem Pony und 
13 Schlittenhunden auf, um die westliche Erstreckung von 
Franz-Josefsland zu erforschen, was auch gelang. Die Beise 
war ungemein beschwerlich. Das Pony wie die Hunde gingen 
zu Grunde und Temperaturen von — 40° C. mufsten ertragen 
werden. Die zweimonatliche Beise führte rings um Zichy- 
land herum, dessen nördliche und westliche Ausdehnung be 
stimmt wurden bis nach Cape Mary Harmworth, welches 
man am 19. April erreichte. Von hier, aus einer Höhe von 
500 m, war nach Westen hin bei klarem Wetter kein Land 
mehr zu sehen, so dafs dieses Kap als das Südwestende von 
Franz-Josefsland angesehen werden mufs. An der Südküste 
östlich vordringend, bald über Gletscher, bald. über Eis und 
Land, bald über offenes Meer reisend, wurde Anfang Mai die 
Station Elmwood wieder erreicht. 
Es folgte nun eine Expedition nach Osten hin, nach der 
Südküste von Hooker- und Brady-Insel, die aber unglücklich 
verlief, da der Schlitten durch das dünne Eis brach und alle 
Voriäte verloren gingen, worauf Jackson zur Bückkehr nach 
Elmwood gezwungen war. 
Im Grofsen und Ganzen hat Jackson durch seinen drei 
jährigen Aufenthalt die Geographie von Fz - anz-Josefsland zum 
Abschlüsse gebracht. Wir wissen nun, dafs es aus einem 
Haufen verhältnismäfsig kleiner Inseln besteht. Im Noi’den 
dehnt sich ein weites offenes Meer aus „at present and pro- 
bably for all time the most northei’ly open sea in the whole 
world“. Er taufte dieses Meer Königin Viktoria-See. Drei 
jährige meteorologische und magnetische Beobachtungen, 
geologische, botanische und zoologische Sammlungen vervoll 
ständigen das Werk Jacksons. 
Während der ganzen langen Zeit ist nicht eines der 
Expeditionsmitglieder krank gewesen. Sie lebten in ihrem 
russischen Blockhause ganz gemütlich. Von Mitte Oktober 
bis Mitte Februar dauerte die Nacht; an Nahrungsmitteln 
fehlte es nicht, denn aufser von dem Mitgenommenen lebte man 
von kleineren Seevögeln, Lummen, deren im vorigen Hei’bste 
allein 1400 geschossen und gefroren auf bewahrt wurden. 
Eine Anzahl dieser Vögel, die im Winter nach Süden 
ziehen, vei'sah Jackson mit Kupferplättchen, worauf ein J 
steht, damit eventuell deren Winterquartier dadurch fest 
gestellt werden kann.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.