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Neuere Forschung
e_'n in Chich en- Itza.
aber 24 in zwei Reihen von je 12 angeordnete, karya
tidenartige, schön und regelmäfsig gearbeitete Figuren,
welche den aus kolossalen, scharf bearbeiteten und
Fig. 12. Aufsenflächenverzierung am Mausoleum I.
(Tiger mit Ei in der Pfote.)
Unveröffentlichte Originalphotograpliie von Th. Maler.
18 in breite und 30 m lange Trünnnermasse ab, bedeckt
mit Überresten grofser, viereckiger Säulen. Vom Süd
ende der von Nord nach Süd sich erstreckenden Ruine
führt eine andere kurze, nach Osten streichende Ver
bindung mit Säulenresten zu einer zweiten, etwas mehr
östlich gelegenen, wieder von Norden nach Süden ver
laufenden Ruinenmasse von mehr als 30 m Länge
hinüber.
Diese lehnt sich an den Nordabhang einer 30 m
langen, 18 m breiten und 15 m hohen Pyramide, auf
der früher ein typischer, grofser Tempel stand, mit vier
eckigen Säulen, von denen noch Überreste vorhanden
sind. Auch zahlreiche Überreste der vorhin beschriebenen
karyatidenartigen Figuren finden sich unter den Trüm
mern. Zwei Trümmerhaufen von kleinerer Ausdehnung
liegen östlich und ein etwas gröfserer südlich von der
zuletzt genannten Tempelruine. Die Westseite des
grofsen viereckigen Platzes wird durch eine lange, zu
sammenhängende Reihe von Trümmern eingenommen,
denen sich südwestlich drei kleine moundartige Trümmer
haufen anschliefsen.
Wir sehen, dafs in Chichen-Itza eine grofse Zahl,
Fig. 10. Chronologischer Stein aus dem Mausoleum III.
Unveröffentlichte Originalphotographie von Th. Maler.
rot bemalten Platten bestehenden Göttertisch trugen,
der die ganze Länge der Rückwand im Hintergemach
einnahm. Da ähnliche, vom Tempel des kleinen Götter
tisches in Chichen-Itza stammende Figuren bereits in
Bd. 68 des „Globus“, gelegentlich der ersten Veröffent
lichung von Theobert Malers Erforschung der Ruinen
Yucatans, auf Seite 288 in den Figuren 15 und 16
zahlreich abgebildet sind, wollen wir von den uns vor
liegenden zahlreichen Abbildungen Malers weiter keine
bringen. Die Figuren, die bunt bemalt waren, zeigen
einen natürlichen und individuellen Charakter und
stellen nach Maler augenscheinlich hervorragende Per
sönlichkeiten aus dem Volke der Itzaner dar. DerFufs-
boden und die Tischplatten waren rot gefärbt. Je zwei
dieser mit erhobenen Händen dargestellten Figuren
trugen wahrscheinlich eine der 1 qm grofsen und 13
bis 15 cm dicken
Platten, die so neben
einander stiefsen,
dafs sie einen zu
sammenhängenden
Tisch bildeten.
Südlich von dem
Tempel der Könige
Cocom liegt ein
grofser Pyrami
dentempel, dessen
Basis wohl 30 qm
beträgt, der aber so
verfallen ist, dafs er
jetzt nur einem
Mound von ungefähr
15 m Höhe gleicht.
Zwei kleinere recht
eckige Tempelruinen
liegen östlich davon.
Südlich von diesen
drei Ruinen ist ein
unregelmäfsig vier
eckiger Platz von
150 bis 180 m Ausdehnung von Ruinen von Pyramiden
tempeln und Gebäuden verschiedenen Charakters um
rahmt, der in dem Panorama mit J , in dem Grund
plane mit „Gruppe der Säulenbauten“ bezeichnet ist.
Fig. 11. Adler mit Ei in der Kralle
aus dem Mausoleum II.
Unveröffentlichte Original-
photographie von Th. Maler.
Der Komplex besteht aus einer im Nordwesten begin
nenden Reihe von Gebäuden, die jetzt nur einen 18 m
breiten und etwa 120 m langen Hügel mit flacher,
unregelmäfsiger Oberfläche darstellen, der durch eine
Menge kurzer Säulen charakterisiert wird, die im west
lichen Teile viereckig sind, und wahrscheinlich einen
Tempel der gewöhnlichen Art trugen, im östlichen Teile
dagegen rund sind. Hier stehen sie in dichten Reihen
über einen grofsen Raum verteilt und waren früher
zweifellos durch Holzbalken, die von Säule zu Säule
reichten, vei’bunden, auf denen das Dach ruhte, das
einen Raum von grofser Ausdehnung und eigenartigem
Aussehen bedeckte. Unter den Trümmern scheinen
noch eine Menge gewölbter Gemächer begraben zu sein,
die der Erforschung harren. Durch niedrige, schmale
Trümmerhaufen ist diese Säulenhalle mit einer von
Norden nach Süden sich erstreckenden Ruine verbunden,
die 30 m lang, 12 m breit und 6 m hoch ist. Von der
Mitte derselben zweigt sich nach Osten eine niedrige,