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Full Text: Globus, 72.1897

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Karl Rhamm: Tschechische Hausgötter in Schlesien. 
dafs die „Ahndein“ bei Unglücksfällen ihre Plätze in 
den Wohnungen veränderten. Bemerkten die Hausleute, 
dafs der Hausgott einmal seine Stelle in ihrer Anwesen 
heit wechselte, so schlossen sie mit Sicherheit, dafs ihr 
Besitztum von grofsem Unglück bedroht wäre. Zu 
Heidenzeiten pflegte jeder von den Hausleuten beim 
Aufstehen und Niederlegen zu ihnen zu beten, so oft er 
seinen Hof verliefs [etwas unklar: za dob pohanskych 
lehaje vstavaje kazdy z domacich se k nim modlival 
opousteje svuj statek (majetek)]. 
Wo schliefen in den Behausungen diese Schutzgötter? 
Das Volk erkannte ihnen das Recht zu auf den erhöhten 
Ehrenplätzen der Wohnung: in einer Nische (cubka) 2 ) 
neben der Thür, von der aus sie alles überblicken 
konnten, standen sie auf der Wache. In späterer Zeit 
wurden sie auf das Gesims („kranc“) der Öfen gestellt. 
— Diese Hausgötter waren eine k teure Reliquie, die 
von Geschlecht zu Geschlecht überging. Diese Figürchen 
Tschechische Ahndein (Daci) aus 
wurden aus Thon oder aus Stein gefertigt — niemals 
aus Holz. Über ihre Urheber findet sich jedoch in der 
Überlieferung des Volkes nichts erwähnt. Sie stellten 
gewöhnlich einen gebeugten Alten dar, an dem genau 
2 ) Es kann nach dem Verfasser scheinen, als wenn diese 
Nische besonders für diesen Zweck angebracht wäre. Das 
ist aber sicherlich nicht anzunehmen: es ist ohne Zweifel 
die nischenartige Vertiefung in der Wand gemeint, in der 
zur Erleuchtung Kien gebrannt wurde und für die in den 
tschechischen Ländern der Name krh gebräuchlich ist — 
eine ehedem in den slavisch - deutschen Grenzgebieten weit 
verbreitete Einrichtung. Die Verbindung des Hausgottes mit 
der Feuerstätte ist ganz allgemein. Vergl. hierüber die über 
den slavischen Hausgott überhaupt Machal, Näkres Slovans- 
keho Bäjeslovi, Prag 1891, Kapitel VI, besonders Abschnitt 1, 
Dedovö. In Rufsland wohnt der domovoj gewöhnlich hinter 
oder unter dem Stubenofen; aber er wohnt nicht nur in der 
Stube, sondern siedelt sich überall an, wo ein Ofen ist. 
Mächal S. 90. Bei den Bojken in Galizien wohnt der Did’ko 
am liebsten im Ofen oder im „krb“ (Machal S. 97 nach 
dem Cas. 0. Mus. 1841. S. 64 bis 65), mit welchem Worte 
hier aber jedenfalls der neuere Herd gemeint wird. 
die Art der Tracht dieses oder jenes Stammes zu unter 
scheiden war. In der Gegend, von der die Rede ist, 
stofsen eine Reibe slavischer Stämme zusammen : 
Tschechen, Polen, Walachen, Goralen etc.: auch hierin 
zeigt sich das Typische unseres Verhältnisses (nase 
sveraznost). In späterer Zeit, als man anfing, neu- 
modische Öfen zu bauen, wurden diese wertvollen Denk 
mäler durch unverständige Hand vernichtet. Noch vor 
50 Jahren fand sich ein solches Figürchen in irgend 
einer alten Hütte der Beskiden, in der ehedem die Nach 
kommen von Geächteten eingethan waren. Die Kenntnis 
von diesen Schutzgöttern hat sich auch unter dem wala- 
chischen Volk in Teschen erhalten, was aus der 
dort annoch bei den älteren Leuten gebrauchten Redens 
art hervorgeht: „Das ist ein alter Dod!“ [alt wie ein 
Grofsvater (ded) uralt]. 
„Auf der ethnographischen Ausstellung (in Prag 1895) 
waren in dem walachischen Hofe zwei ähnliche Figuren 
Orlov in Österreichisch-Schlesien. 
auf dem Ofen aufgestellt, die nachher in den Besitz des 
ethnographischen Museums übergegangen sind (siehe 
obenstehende Abbildung). Sie sind aus grauem Thon 
angefertigt und nach der Überlieferung besorgt von 
B. Valovy aus Orlová“ (poridil, je die podáni, kann nur 
heifsen: „Sie sind nach den aus der Überlieferung ge 
schöpften Angaben des J. V. angefertigt“). 
Eine Ergänzung zuVorstehendem findet sich in dem 
„Führer durch das ethnographische cechoslavische Mu 
seum“ (Prag 1896, von Herrn L. Niederle, deutsche 
Übersetzung, S. 21), gleichfalls nach einer Mitteilung 
des Herrn Vluko, die aber ausstattenderweise in unseren 
Text nicht übernommen ist. Danach wurden die „Sta 
tuetten“ auf dem Ofen aufgestellt. „Wenn aber der 
Wirt das Haus verläfst, stellt er die Statuette auf den 
Tisch, damit sie das Haus behüte.“ 
Wir können diese Abbildungen nicht 
ohne Vorbehalt wiedergeben, denn es ist 
wohl zu beachten, dafs die bezüglichen Fi 
guren nicht echt und alt sind, sondern frisch
	        
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