Zeiteinteilung und Kreiseinteilung. — Aus allen Erdteilen.
227
in der That auch viel weniger Spuren davon zeigte. Erra
tische Blöcke waren nur an einzelnen Stellen vorhanden.
Dagegen sind die für übergletscherte Landschaften so charak
teristischen Gletscherlöcher auf diesen Inseln mehrfach zu
beobachten.
Sehr verschieden von den Gletscherlöchern, welche senk
recht ausgehöhlt sind, verhalten sich die durch die Brandung
ausgewaschenen Grotten. Auch solche kommen auf den
Guaitecasinseln vor. Zu ihnen gehört die berühmte von
dem Lootsen Yates vor Jahrzehnten aufgefundene Mumien
höhle in der Caleta de las Momias, in welcher einst die
eingetrockneten Beste der längst ausgestorbenen Chonos-
indier gefunden worden sind. Jetzt liegen in dieser Grotte
nur noch kleine Knochenstücke. Auch Muschelschalen und
Fischreste liegen in der Mumienhöhle umher.
Interessant ist die dichte Vegetation der Inseln. Der
Wald ist dem von Puerto Montt ziemlich ähnlich. Freilich
tritt an die Stelle der Alerce (Fitzroya patagónica) Libocedrus
tetràgona. Aber auch dieser Baum erscheint nur in jungen
Beständen, da die alten Bäume überall umgehauen und
manche auch wohl verbrannt worden sind. Die Abhänge
selbst niedriger Berge, sowie auch die Sümpfe tragen überall
auf den Guaitecasinseln eine Pflanzendecke, welche der des
westlichen Feuerlandes sehr ähnlich ist. Da treten die
kleinen Blümchen der Astelia pümila, der Gaimardia australis
und des Terroncium magelanicum auf. An den Abhängen
helfen auch die kaum 30 cm hohen Nadelhölzer des Lepido-
thamnus Fonckii die Erde verhüllen.
Auf der Bückreise besuchte Düsen die Insel Chiloe, wo er
bei Ancud wieder vulkanischen Boden betrat. Er bestieg
südlich von der genannten Stadt den 322 m hohen Huaima-
ano, einen der höchsten Berge der genannten Insel, auf dessen
Gipfel feuerländische Pflanzen wachsen. Mitte Juni traf
Düsen in Puerto Montt ein, von wo der vorliegende Bericht
stammt.
Zeiteinteilung 1 und Kreiseinteilung.
Einen belangreichen Vorschlag zur Änderung der Mafs-
einheiten sowohl bei unserer Zeiteinteilung wie bei der Kreis
einteilung entwickelte in einer Sitzung der geographischen
Gesellschaft zu Oran jüngst der Franzose Henri de Sarrauton
(Bevue Scientifique, 14. aöut, 1897, p. 201—210). Die Ein
teilung des Jahres in Tage wird uns zwar durch die Natur
vorgeschrieben, nicht so aber diejenige des Tages in zweimal
12 Stunden zu je 60 Minuten von jedesmal 60 Sekunden. Ihr
steht diejenige des Kreises in 360 Grad von je 60 Minuten
zu je 60 Sekunden als eine Einteilung gegenüber, deren
Teilungszahlen nur teilweise mit denjenigen des Tages sich
decken. Das erscheint aber als ein Übelstand angesichts der
Thatsache, dafs Zeitgröfsen und Kreisgröfsen häufig ein
ander entsprechen und häufig ineinander umgerechnet werden
müssen; so bei der Ermittelung der geographischen Länge
eines Ortes aus dem Unterschiede der Ortszeit und derjenigen
eines bekannten Meridians; aber auch schon jede Uhr stellt
bekanntlich den Verlauf der Zeit unter dem Bilde des Durch
messers eines Kreises dar. — Ein weiterer Übelstand liegt
darin, dafs die beiden in Bede stehenden Einteilungen sich
im Gegensatz befinden zu der Einteilung unserer Zahlen, zu
dem Decimalsystem. Alle Berechnungen zeitlich räumlicher
Gröfsen vom Beguladetri-Charakter, z. B. die Ermittelung
einer Wegstrecke, die ein Körper in einer gewissen Zeit bei
gleichförmigen Bewegungen durchläuft, falls die einer anderen
Zeit entsprechende Strecke gegeben ist, werden dadurch er
schwert.
Welche Mittel können diesen Übelständen abhelfen? Das
Decimalsystem der Zahlen durch ein anderes ersetzen zu
wollen, erscheint als ein aussichtsloser Versuch. Für ebenso
aussichtslos hält Sarrauton den Versuch, den Tag etwa in
10 Stunden teilen zu wollen. Nicht nur das bürgerliche
Leben würde sich dagegen sträuben, meint er, sondern auch
innere Gründe sprechen dagegen, da die Zahl 24 vor der
Zahl 10 die Eigenschaft voraus hat, sich durch eine gröfsere
Menge Zahlen teilen zu lassen. Durchsetzen läfst sich hin
gegen nach seiner Ansicht eine Einteilung der Stunde in
100 Minuten und der Minute in 100 Sekunden. Der prak
tische Vorteil dieser Einteilung würde in der Erleichterung
mancher Beclmung liegen, nämlich der Berechnung solcher
Gröfsen, die der Länge der entsprechenden verflossenen Zeit
proportional sind, und für die der einer bestimmten Sekunden
zahl (oder Minuten- oder Stundenzahl) entsprechende Betrag
gegeben ist. Handelt es sich darum, ihren Betrag für dieselbe
Anzahl von Minuten oder Stunden zu finden, so ist dazu nur
eine Verschiebung des Komma erforderlich; in allen anderen
Fällen genügt eine Division und eine Multiplikation,
während bei der heute herrschenden Einteilung mehrere
Divisionen oder Multiplikationen nötig sind.
Um diese Zeiteinteilung mit der Kreiseinteilung in Über
einstimmung zu setzen, empfiehlt Sarrauton, den Kreis in
240 Grade — 24 Einheiten wäre für geometrische Zwecke
eine reichlich kleine Zahl — zu teilen. Die Umsetzung von
Zeitunterschieden in Unterschiede der geographischen Länge
würde sich dann auf das Verschieben des Komma bei dem
betreffenden Decimalbruch beschränken. Allerdings wäre
dazu weiter erforderlich, den Grad in 100 Minuten, und die
Minute in 100 Sekunden zu teilen — eine Einteilung, die
gegenüber der jetzigen manche Vorteile und keine angebbaren
Nachteile hat. Ebenso wie bei der entsprechenden Einteilung
der Stunden würde man dann auch hier die Minuten und
Sekunden als Bruchteile der übergeordneten Einheit durch
Decimalbrüche zur Darstellung bringen können. — Jeden
falls ist die hier vorgeschlagene Einteilung vorteilhafter , als
die des Tages in 10 Stunden und des Kreises in 400 Grade,
die bereits am Ende des vorigen Jahrzehnts mehrfach in
Frankreich Eingang gefunden hatte.
Ans allen Erdteilen.
Abdruck nur mit Quellenangabe gestattet.
— Kopenhagen, 9. September. Ich bin vor einigen
Tagen wohlbehalten aus Island zurückgekehrt. Die Beise
ist gut von statten gegangen; obgleich die Witterung ziemlich
rauh war, mit häufigem Begen und Nebel, konnte ich doch
die Forschungen ausführen, die ich mir vorgenommen hatte.
Im Juni und Juli besuchte ich den Arnes- und den Bangär-
valladistrikt, um die Wirkungen der Erdbeben im vorigen
Jahre zu besichtigen und Mitteilungen über das Geschehene
zu sammeln. Es waren dort noch viele eigentümliche Erd
umwälzungen zu sehen, grofse Sprünge, Bergstürze und Erd
fälle, und an vielen Orten hatten die heifsen Quellen sich
sehr verändert, einige waren verschwunden, andere neu ent
standen. Die Leute waren in diesen Gegenden überall dabei,
ihre Gehöfte, die im vorigen Jahre eingestürzt waren , neu
aufzubauen, und die meisten derselben werden nun stattlicher,
als sie zuvor waren. — Im August bereiste ich im Norden
den Hünavatnsdistrikt, indem ich alle seine bewohnten Land
striche und Ufervorsprünge durchstreifte. Vatnsnes war die
letzte Landspitze auf Island, um die ich herum zog; ich bin
nun um alle Küsten, alle Halbinseln und Fjorde Islands her
umgereist und habe auch sämtliche bewohnten und un
bewohnten Gegenden Islands durchforscht, mit Ausnahme
einiger Hochebenen nordwestlich von Langjökull, mit denen
ich im nächsten Sommer fertig zu werden hoffe. Wenn mir
dies gelingt, werde ich eine grofse Arbeit zum Abschlüsse
| gebracht haben. Ich hoffe dann, wenn ich am Leben bleibe,
mich mit mehr Buhe wissenschaftlichen Arbeiten widmen zu
können, denn diese Beisen mit allen dazu nötigen Vor
bereitungen machen das Leben sehr unruhig.
Thorv. Thoroddsen.
— Chemische Untersuchungen an vorgeschicht
lichen Bronzen Schleswig-Holsteins hat Otto Kröhnke
(Inaug.-Diss., Kiel) vorgenommen. Dieselben haben zu fol
genden Besultaten geführt: 1. Die Annahme eines zeitlich
dem Bronzealter vorangehenden Kupferalters, welches An
spruch auf Gleichberechtigung mit den bereits existierenden
Perioden hätte, ist für Schleswig - Holstein ungerechtfertigt.
2. Ist der Zinngehalt in den prähistorischen Bronzen auch
sehr schwankend, so hat bei dem Zusatz desselben vermutlich
nicht jede Absicht gefehlt, worauf das Wechsel Verhältnis
zwischen Zinn und Antimon deutet. Bronzen mit einem ge
ringen Zinngehalt haben möglicherweise infolge zahlreicher
Umschmelzungen den gröfsten Teil ihres Zinns verloren.
3. Die zur Darstellung Schleswig-holsteinischer Bronzen ge
nommenen Kupfererze kommen sehr wahrscheinlich aus
Schlesien, Ungarn und Siebenbürgen. Mit diesen Ländern
haben Handelsbeziehungen bestanden, bei denen die Bronzen
gegen Bernstein ausgetauscht wurden, entweder direkt die
Elbe herunter oder im Tauschhandel von Land zu Land.