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Full Text: Globus, 72.1897

Zeiteinteilung und Kreiseinteilung. — Aus allen Erdteilen. 
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in der That auch viel weniger Spuren davon zeigte. Erra 
tische Blöcke waren nur an einzelnen Stellen vorhanden. 
Dagegen sind die für übergletscherte Landschaften so charak 
teristischen Gletscherlöcher auf diesen Inseln mehrfach zu 
beobachten. 
Sehr verschieden von den Gletscherlöchern, welche senk 
recht ausgehöhlt sind, verhalten sich die durch die Brandung 
ausgewaschenen Grotten. Auch solche kommen auf den 
Guaitecasinseln vor. Zu ihnen gehört die berühmte von 
dem Lootsen Yates vor Jahrzehnten aufgefundene Mumien 
höhle in der Caleta de las Momias, in welcher einst die 
eingetrockneten Beste der längst ausgestorbenen Chonos- 
indier gefunden worden sind. Jetzt liegen in dieser Grotte 
nur noch kleine Knochenstücke. Auch Muschelschalen und 
Fischreste liegen in der Mumienhöhle umher. 
Interessant ist die dichte Vegetation der Inseln. Der 
Wald ist dem von Puerto Montt ziemlich ähnlich. Freilich 
tritt an die Stelle der Alerce (Fitzroya patagónica) Libocedrus 
tetràgona. Aber auch dieser Baum erscheint nur in jungen 
Beständen, da die alten Bäume überall umgehauen und 
manche auch wohl verbrannt worden sind. Die Abhänge 
selbst niedriger Berge, sowie auch die Sümpfe tragen überall 
auf den Guaitecasinseln eine Pflanzendecke, welche der des 
westlichen Feuerlandes sehr ähnlich ist. Da treten die 
kleinen Blümchen der Astelia pümila, der Gaimardia australis 
und des Terroncium magelanicum auf. An den Abhängen 
helfen auch die kaum 30 cm hohen Nadelhölzer des Lepido- 
thamnus Fonckii die Erde verhüllen. 
Auf der Bückreise besuchte Düsen die Insel Chiloe, wo er 
bei Ancud wieder vulkanischen Boden betrat. Er bestieg 
südlich von der genannten Stadt den 322 m hohen Huaima- 
ano, einen der höchsten Berge der genannten Insel, auf dessen 
Gipfel feuerländische Pflanzen wachsen. Mitte Juni traf 
Düsen in Puerto Montt ein, von wo der vorliegende Bericht 
stammt. 
Zeiteinteilung 1 und Kreiseinteilung. 
Einen belangreichen Vorschlag zur Änderung der Mafs- 
einheiten sowohl bei unserer Zeiteinteilung wie bei der Kreis 
einteilung entwickelte in einer Sitzung der geographischen 
Gesellschaft zu Oran jüngst der Franzose Henri de Sarrauton 
(Bevue Scientifique, 14. aöut, 1897, p. 201—210). Die Ein 
teilung des Jahres in Tage wird uns zwar durch die Natur 
vorgeschrieben, nicht so aber diejenige des Tages in zweimal 
12 Stunden zu je 60 Minuten von jedesmal 60 Sekunden. Ihr 
steht diejenige des Kreises in 360 Grad von je 60 Minuten 
zu je 60 Sekunden als eine Einteilung gegenüber, deren 
Teilungszahlen nur teilweise mit denjenigen des Tages sich 
decken. Das erscheint aber als ein Übelstand angesichts der 
Thatsache, dafs Zeitgröfsen und Kreisgröfsen häufig ein 
ander entsprechen und häufig ineinander umgerechnet werden 
müssen; so bei der Ermittelung der geographischen Länge 
eines Ortes aus dem Unterschiede der Ortszeit und derjenigen 
eines bekannten Meridians; aber auch schon jede Uhr stellt 
bekanntlich den Verlauf der Zeit unter dem Bilde des Durch 
messers eines Kreises dar. — Ein weiterer Übelstand liegt 
darin, dafs die beiden in Bede stehenden Einteilungen sich 
im Gegensatz befinden zu der Einteilung unserer Zahlen, zu 
dem Decimalsystem. Alle Berechnungen zeitlich räumlicher 
Gröfsen vom Beguladetri-Charakter, z. B. die Ermittelung 
einer Wegstrecke, die ein Körper in einer gewissen Zeit bei 
gleichförmigen Bewegungen durchläuft, falls die einer anderen 
Zeit entsprechende Strecke gegeben ist, werden dadurch er 
schwert. 
Welche Mittel können diesen Übelständen abhelfen? Das 
Decimalsystem der Zahlen durch ein anderes ersetzen zu 
wollen, erscheint als ein aussichtsloser Versuch. Für ebenso 
aussichtslos hält Sarrauton den Versuch, den Tag etwa in 
10 Stunden teilen zu wollen. Nicht nur das bürgerliche 
Leben würde sich dagegen sträuben, meint er, sondern auch 
innere Gründe sprechen dagegen, da die Zahl 24 vor der 
Zahl 10 die Eigenschaft voraus hat, sich durch eine gröfsere 
Menge Zahlen teilen zu lassen. Durchsetzen läfst sich hin 
gegen nach seiner Ansicht eine Einteilung der Stunde in 
100 Minuten und der Minute in 100 Sekunden. Der prak 
tische Vorteil dieser Einteilung würde in der Erleichterung 
mancher Beclmung liegen, nämlich der Berechnung solcher 
Gröfsen, die der Länge der entsprechenden verflossenen Zeit 
proportional sind, und für die der einer bestimmten Sekunden 
zahl (oder Minuten- oder Stundenzahl) entsprechende Betrag 
gegeben ist. Handelt es sich darum, ihren Betrag für dieselbe 
Anzahl von Minuten oder Stunden zu finden, so ist dazu nur 
eine Verschiebung des Komma erforderlich; in allen anderen 
Fällen genügt eine Division und eine Multiplikation, 
während bei der heute herrschenden Einteilung mehrere 
Divisionen oder Multiplikationen nötig sind. 
Um diese Zeiteinteilung mit der Kreiseinteilung in Über 
einstimmung zu setzen, empfiehlt Sarrauton, den Kreis in 
240 Grade — 24 Einheiten wäre für geometrische Zwecke 
eine reichlich kleine Zahl — zu teilen. Die Umsetzung von 
Zeitunterschieden in Unterschiede der geographischen Länge 
würde sich dann auf das Verschieben des Komma bei dem 
betreffenden Decimalbruch beschränken. Allerdings wäre 
dazu weiter erforderlich, den Grad in 100 Minuten, und die 
Minute in 100 Sekunden zu teilen — eine Einteilung, die 
gegenüber der jetzigen manche Vorteile und keine angebbaren 
Nachteile hat. Ebenso wie bei der entsprechenden Einteilung 
der Stunden würde man dann auch hier die Minuten und 
Sekunden als Bruchteile der übergeordneten Einheit durch 
Decimalbrüche zur Darstellung bringen können. — Jeden 
falls ist die hier vorgeschlagene Einteilung vorteilhafter , als 
die des Tages in 10 Stunden und des Kreises in 400 Grade, 
die bereits am Ende des vorigen Jahrzehnts mehrfach in 
Frankreich Eingang gefunden hatte. 
Ans allen Erdteilen. 
Abdruck nur mit Quellenangabe gestattet. 
— Kopenhagen, 9. September. Ich bin vor einigen 
Tagen wohlbehalten aus Island zurückgekehrt. Die Beise 
ist gut von statten gegangen; obgleich die Witterung ziemlich 
rauh war, mit häufigem Begen und Nebel, konnte ich doch 
die Forschungen ausführen, die ich mir vorgenommen hatte. 
Im Juni und Juli besuchte ich den Arnes- und den Bangär- 
valladistrikt, um die Wirkungen der Erdbeben im vorigen 
Jahre zu besichtigen und Mitteilungen über das Geschehene 
zu sammeln. Es waren dort noch viele eigentümliche Erd 
umwälzungen zu sehen, grofse Sprünge, Bergstürze und Erd 
fälle, und an vielen Orten hatten die heifsen Quellen sich 
sehr verändert, einige waren verschwunden, andere neu ent 
standen. Die Leute waren in diesen Gegenden überall dabei, 
ihre Gehöfte, die im vorigen Jahre eingestürzt waren , neu 
aufzubauen, und die meisten derselben werden nun stattlicher, 
als sie zuvor waren. — Im August bereiste ich im Norden 
den Hünavatnsdistrikt, indem ich alle seine bewohnten Land 
striche und Ufervorsprünge durchstreifte. Vatnsnes war die 
letzte Landspitze auf Island, um die ich herum zog; ich bin 
nun um alle Küsten, alle Halbinseln und Fjorde Islands her 
umgereist und habe auch sämtliche bewohnten und un 
bewohnten Gegenden Islands durchforscht, mit Ausnahme 
einiger Hochebenen nordwestlich von Langjökull, mit denen 
ich im nächsten Sommer fertig zu werden hoffe. Wenn mir 
dies gelingt, werde ich eine grofse Arbeit zum Abschlüsse 
| gebracht haben. Ich hoffe dann, wenn ich am Leben bleibe, 
mich mit mehr Buhe wissenschaftlichen Arbeiten widmen zu 
können, denn diese Beisen mit allen dazu nötigen Vor 
bereitungen machen das Leben sehr unruhig. 
Thorv. Thoroddsen. 
— Chemische Untersuchungen an vorgeschicht 
lichen Bronzen Schleswig-Holsteins hat Otto Kröhnke 
(Inaug.-Diss., Kiel) vorgenommen. Dieselben haben zu fol 
genden Besultaten geführt: 1. Die Annahme eines zeitlich 
dem Bronzealter vorangehenden Kupferalters, welches An 
spruch auf Gleichberechtigung mit den bereits existierenden 
Perioden hätte, ist für Schleswig - Holstein ungerechtfertigt. 
2. Ist der Zinngehalt in den prähistorischen Bronzen auch 
sehr schwankend, so hat bei dem Zusatz desselben vermutlich 
nicht jede Absicht gefehlt, worauf das Wechsel Verhältnis 
zwischen Zinn und Antimon deutet. Bronzen mit einem ge 
ringen Zinngehalt haben möglicherweise infolge zahlreicher 
Umschmelzungen den gröfsten Teil ihres Zinns verloren. 
3. Die zur Darstellung Schleswig-holsteinischer Bronzen ge 
nommenen Kupfererze kommen sehr wahrscheinlich aus 
Schlesien, Ungarn und Siebenbürgen. Mit diesen Ländern 
haben Handelsbeziehungen bestanden, bei denen die Bronzen 
gegen Bernstein ausgetauscht wurden, entweder direkt die 
Elbe herunter oder im Tauschhandel von Land zu Land.
	        
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