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Full Text: Globus, 72.1897

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Gottlob Adolf Krause: Beiträge zum Märcheuschatz der Afrikaner. 
schwisterpaar lebte. Als sie den Hasen liegen sahen, 
träufelten sie ihm einen Tropfen Wasser auf die Hand. 
Er leckte es auf, dann blickte er um sich, um zu sehen, 
woher das Wasser gekommen, und sah sie und erkannte 
sie. Er bat um Wasser und sagte: „Beledu, gieb mir 
Wasser zum Trinken.“ Fadschimata sagte, sie würden 
ihm keines geben und darauf fingen sie an zu singen: 
„Fadschimata, Fadschimata 3 ), 
Kuna soi rua, kuna soi mini 
Ndan kuna dadi ndan kana sai natscha 
Ndan kai natscha 
Saide molo Beledu 
Kuna soi rua.“ 
Darauf erhob sich der Hase, um nach Hause zu 
gehen. Zu Hause angelangt, ging er zum Könige und 
sagte, er habe im Walde Wasser gesehen. 
Der König sagte, das ist eine Lüge. Der Hase aber 
erwiderte, er möge doch befehlen, dafs Leute hinaus 
gingen und sich von der Wahrheit überzeugten. 
Als die Leute des Königs ausgezogen waren, gelangten 
sie an den Ort, wo die Geschwister waren, sahen hinauf 
und erblickten sie. 
Der Hase bat um Wasser und sagte: „Beledu, gieb 
mir Wasser zum Trinken.“ Dieser aber sagte, sie 
würden ihm keines geben. Da sagte er wieder: „Fadschi 
mata, gieb mir Wasser zum Trinken.“ Fadschimata 
sagte, sie würden ihm keines geben und darauf fingen 
sie an zu singen: 
„Fadschimata, Fadschimata, 
Kuna soi rua kuna soi mini 
Ndan kuna dadi ndan kana sai natscha 
Ndan kai natscha 
Saide molo Beledu 
Kuna soi rua.“ 
Hierauf brachen die Leute auf, um nach Hause zu 
gehen. 
Als sie hier angelangt waren, trafen sie den König 
und sagten ihm, sie hätten Wasser gesehen. 
Der König erliefs sofort einen Aufruf und ver 
sammelte alle Leute. Als alle versammelt waren, brachen 
sie auf, gelangten an den Ort, wo die Geschwister waren 
und trafen sie an. 
Da hat seine Mutter gebeten und hat gesagt: „Beledu, 
gieb mir Wasser zum Trinken.“ Dieser aber sagte, sie 
würden ihr keines geben. Da hat sein Vater gebeten 
und hat gesagt: „Beledu, gieb mir Wasser zum Trinken.“ 
Beledu aber sagte, sie würden ihm keines geben. Auch 
Fadschimata bat der Vater vergebens um Wasser. Darauf 
fingen sie an zu singen: 
„Fadschimata, Fadschimata, 
Kuna soi rua kuna soi mini 
Ndan kuna dadi ndan kana sai natscha 
Ndan kai natscha 
Saide molo Beledu 
Kuna soi rua.“ 
Der König sagte nun, man sollte ihnen sagen, sie 
sollten herabsteigen und einander heiraten. Als sie das 
hörten, warfen sie die Kürbisflasche herab und die 
Leute hatten nun Wasser, das sie gierig tranken. 
Sie aber stiegen herab und hielten ihre Hochzeit. 
* * 
* 
3 ) Dieser Gesang ist ein Gemisch von Wörtern der Haussa- 
sprache, des Tschi-Schingini und von Wörtern, die meiner 
Quelle unbekannt sind. Die fünfte Zeile lautet: „Es sei denn 
die Heirat [mit] Beledu.“ Der Sinn des Ganzen ist: Fadschi 
mata sagt, wollt ihr Wasser trinken, Wasser trinken, euch 
wohl fühlen, so müfst ihr die Heirat mit Beledu gestatten, 
dann werdet ihr Wasser trinken. 
2. Das Märchen vom Könige und vom Hasen und 
von der Hyäne. 
Tetschi tete. Es war einmal ein König, der zog 
einen grofsen Hammel auf. Eines Tages ging der Hase 
und stahl diesen Hammel. Er schlachtete ihn, zog ihm 
das Fell ab, richtete es als Schurzfell her und bewahrte 
es in seiner Hütte auf. 
Als der König einen Aufruf erliefs, dafs sich alle 
Leute an dem bekannten Versammlungsplatz versammeln 
sollten, stellte sich heraus, dafs die Hyäne kein Umhänge 
fell hatte. Sie ging daher zum Hasen und bat ihn, ihr 
eines zu leihen. Der Hase nahm das Fell (des Hammels) 
und gab es ihr. Beide brachen nun auf, um sich zum 
Versammlungsorte zu begeben. 
Als der König sie von weitem kommen sah, erkannte 
er das Fell seines Hammels, und wollte sie gefangen 
nehmen. Die Hyäne aber merkte es und floh in den 
Wald. 
Früher lebte die Hyäne in der Stadt, jetzt aber im 
Walde und kommt nur nachts in die Stadt, um zu 
stehlen. 
* * 
* 
Tetschi tete. Es war einmal ein Ehemann, der hatte 
zwei Frauen. Eine von ihnen war eine Hexe, und eine 
war keine Hexe. Und er liebte die Hexe sehr. 
Wenn die Nacht gekommen war, gingen sie in die 
Hütte hinein, um sich zum Schlafen niederzulegen. 
Wenn „sich die Nacht teilte“ (um Mitternacht), ging die 
Frau hinaus, um zum Orte des Essens (der Hexen) zu 
gehen. Wenn die Nacht zu Ende ging, kehrte die Frau 
nach Hause zurück und ging in die Hütte hinein. 
Der Mann fragte: Wo bist du hingegangen? Die 
Frau antwortete, sie sei ausgegangen, um ein Bedürfnis 
zu verrichten, worauf der Mann schwieg. 
So machten es die Hexen immer. Eines Tages haben 
sie ihren Ehemann 4 ) ergriffen, sind heimgegangen und 
haben ihn an einen Pfahl gebunden. Von diesem Tage 
an wurde der Mann mager. 
Da machte sich sein Freund auf, hat ihn begrüfst 
und hat gesagt, dafs seine Frau eine Hexe sei. Sein 
Freund wollte es nicht glauben und sagte: Das ist eine 
Lüge. Sein Freund sagte, er würde wiederkommen, 
wenn es würde Nacht geworden sein. 
Als die Nacht herbeigekommen war, kam sein Freund 
und sie plauderten bis tief in die Nacht hinein (bis die 
Nacht „grofs geworden“ war), dann sagte er, dafs er 
nach Hause gehen wolle, um ein wenig zu schlafen, er 
würde aber wiederkommen und ihn rufen. 
Nachdem er ein wenig gewartet hatte, stand er auf, 
ging zu ihm und rief ihn. Darauf kam der Ehemann 
heraus und sie gingen fort, um an den Ort zu gehen, 
wo sie ihn gebunden hatten. Als sie dort angelangt 
waren, zeigte er es ihm und sagte: Der Ort, an dem sie 
dich gebunden haben, siehe, das hier ist er. Und sein 
Freund hat es gesehen. 
Da standen sie (die Freunde) aufrecht da und be 
trachteten sie (die Hexen). Sie hatten sich alle versam 
melt und sangen diesen Gesang: 
„Kana dschi taniba 
Kana dschi musoro.“ 
Darauf gingen sie fort, um nach Hause zu gehen, 
auch die Hexen zerstreuten sich, die Nacht ging zu Ende 
und sie schlachteten ihn nicht. 
4 ) Nicht den leiblichen Menschen, sondern seine Seele. 
3. Das Märchen von den Hexen.
	        
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