Skip to main content
Page Banner

Full Text: Globus, 72.1897

Dr. F. Tetzner: Haus und Hof der Litauer. 
251 
führt allgemein in preufsisch Litauen den Namen butas 
und in Samogitien trobas; in Kowno auch gywene, in 
Schaulen gryczoi. Die Hausflur heilst wie das ganze 
Haus jetzt allgemein namas oder butas. 
Butas gebraucht Donalitius im Sinne von Gehöft 
oder Stadthaus. Heute bedeutet das Wort in preufsisch 
Litauen einfach Haus oder Wohnhaus, in Samogitien 
Anwesen, Gehöft mit Land, wofür der Nehrunger gywe- 
namoi, der Schameite auch gywenimas, gywenamas, 
sagt. Troba wendet Donalitius für Wohngebäude an. 
In Samogitien bezeichnet es heute, wie schon zu Szyr- 
wids Zeit, die Stube, während das Wohnhaus trobas 
+ + + + + + + + + ++ + + + + + + + 
O 
+ -f- + 
+ +- 
++■ + 
+ -l 
2 d 1 . 
—1 <77 
a 1 b* 
u 
c l 
c 1 C 
3 d 
—H 1— 
a 
c 
C *c 
A 
Lii—1 
A 
A 
+ + + 
+ 1 d 
c. 
-ifiri 
± b 
+ 
f 
.a j 
• d 
H l—i 
■i h 
OM 
HF 
11 — 
b c 
a 
c i 
c i 
c T 
—1 1— 
t 
+ 
J 
+ 
1 1 c 
H 
+ 
+ 
+ 
+ 
+ 
+ 
+ 
+ 
+ 
+ 
b 
e 
d 
+ 
a 
+ + 
+ ++ R+ + + + + + + + + 
+ + 
+ + + + + + + + + + + + + 
Fig. 5. Olsiader Gehöft (butas, namai, gywenamas, budawones). 
A Wohnhaus (Preuss.: namai, stuba, trobas; Scham.: trobas; Kowno: gywene, Schaulen: 
gryczvi); darin c Wohnstube (Preuss: stuba; Scham.: troba; davor i Kleinegarten 
(darzelis). — B Speicher (kletis, swirna); a Getreidespeicher; b Gemach der Wirtin; 
c Schlafzimmer der Mägde, Knechte; d Säulenvorbau. — C Keller (sklepas). — D Rauch 
haus (namas); a Herd; b Raum für Rübenfässer etc.; c Gänse-, f Hühnerstall; dKobe; 
e Arbeitsraum zum Ausbessern.— E Badestube (pirtis); F Flachstrockengestell 
(zardine). — GScheune (jauja, jaujis, reja); a Tenne (klonas, kluonas); b Banse (galas); 
c Dörrhaus (pirtis oder duoba mit Ofen = d); e, e l Spreuraum; f Kaffraum; g Strohraum 
(darzine). — H Futterraum (darzine, darzinale). — J Stall (twartai); a Pferde; 
b Kühe; c Futter; d Kleinvieh. — L Teiche. — M Brunnen. — N Obstgarten. 
— 0 Querzaun mit P Fahrweg, Q Gehöftzaun. — R Birken- und 
Fichtenwald. S Zaunthür. 
(Mehrzahl von troba) heifst. Entwickelte sich nun das 
litauische Wohnhaus der Begüterten in der Vorzeit schon 
zum Gehöft, so verwandelte es sich bei der ärmeren 
Bevölkerung ohne grofsen Landbesitz und bei den 
Fischern am Haff zu einem, oft unschönen, Gebäude 
komplex. Der armer Bauern unterschied sich, gemäfs der 
verschiedenen Beschäftigung (Netzetrocknen, Dreschen), 
von dem der Fischer (Fig. 4), wie die beiden Grundrisse 
darthun. Die Säulenhalle tritt zuweilen, der Hausvorbau 
in Samogitien sehr oft auf. 
2. Das Gehöft. Lepner und andere Schriftsteller 
des 17. und 18. Jahrhunderts erwähnen als Absonder 
lichkeit der Litauer, dafs sie auf ihrem Gehöfte eine 
Unmenge kleiner Häuser stehen haben, für fast jede 
Beschäftigung eines. Dieser Zustand besteht heute nur 
noch in abgeschwächtem Mafse in Preufsen, in Rufsland 
aber hat er sich bei den gröfseren Besitzern erhalten. 
Die ganze Hofanlage im diesseitigen Litauen hat sich 
allmählich der fränkischen angeglichen, wie ich beispiels 
weise in Lasdinelen, Bitehnen, Tolminkemen beobachtet 
habe. Im jenseitigen Teile hingegen stehen die Ge 
bäude in bunter Ordnung, doch so, dafs die Klete meist 
dem Wohnhaus gegenüberliegt, der Stall und das Rauch 
haus aber ziemlich weit entfernt sind, mit der Vorder 
seite aber alle nach dem Mittelpunkt des Gehöftes ge 
richtet sind. Rund um das Gehöft zieht sich ein 
Gehöftzaun, er ist hoch und weitläufig. 
Mitten durchs Gehöft geht der Hofzaun, 
der die Wohnungen von den Stallungen 
trennt, er ist niedrig und dicht, damit 
die Tiere nicht durch können. — Man 
gebrauchte für das ganze Anwesen mit 
Land schon zu Zeiten des Donalitius den 
Namen butas, auch gywenamas. Die Ge 
samtheit der Gebäude heifst budawones. 
Die Lage des Gehöftes in der Nähe eines 
Baches, Teiches u. dergl. gilt als be 
vorzugt. In gewissen Teilen Samogitiens 
ist die Hausthür südwärts, die Wohnstube 
ostwärts gerichtet, die kleine Stube also 
westwärts, die Hinterthür nordwärts. Der 
Gehöftzaun ist verschiedenartig hergestellt, 
entweder aus eng aneinander gebundenen 
hohen Fichtenstämmchen oder aus einer 
meterhohen Stangenschranke, auf der 
einige Meter lang Pfähle auf der einen, 
dann auf der anderen Seite, 60° zur Erde 
geneigt, aufgelegt sind. Häufig ist auch 
die Art, dafs in Abständen von etwa 6 m 
Pfähle eingesetzt sind, die durch etwa drei 
Brettschwarten miteinander verbunden 
sind. Besonders in Samogitien liegen die 
Gebäude abseits der Fahrstrafse, deshalb 
ist jedes Gehöft durch einen Fahrweg mit 
der Strafse verbunden. In der Umgebung 
des Gehöftes stehen kleine Waldungen von 
Eichen oder Fichten oder Birken. Die 
Dainos gedenken des Ritts durch das 
Birkenwäldchen und des Spähens nach 
dem Fichtenwäldchen, woher Besuch 
kommt, sehr häufig. Obstgärten besitzt 
der russische Litauer auch, pflegt sie 
aber nicht wie der Deutsche; ihm ist das 
Obst mehr Leckerei und Handelsartikel, 
zur Nahrung dient es selten. Hingegen 
hält jedes litauische Gehöft seinen Kleine 
garten, vor dem Hause oder als Ab 
schnitt des Obstgartens, in besonderer 
Pflege. Hier gedeihen aufser Küchen 
gemüsen die zahlreichen duftenden Blumen und Kräuter 
der Dainos: Raute und Minze, Päonie und Rose, Majoran 
und Tulpe. Litauische Gehöfte, wie in Fig. 5 in der 
Alsieder Gegend, umfassen etwa 2 ha, das ganze Besitz 
tum 150 ha. Ist das ganze Besitztum nur 2 ha grofs, 
so ist das Gehöft wie in Fig. 4 gebaut. 
A. Wohnhaus. (Pr. butas, namai, H. nama, Z. 
trobas. Etwa 15 X 8 m. Als Kate: butelis, als Inst- 
haus: inamiu butas.) Von den einzelnen Gebäuden 
fällt uns zunächst das Wohnhaus ins Auge. Es ist 
vornehmer ausgestattet als die übrigen Gebäude. Das 
Baumaterial ist der leicht behauene Holzbalken. Diese 
werden übereinander gesetzt, die Fugen verstopft man 
mit Moos oder Lehm. Dies Baumaterial ist noch in ganz
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.