Skip to main content
Page Banner

Full Text: Globus, 72.1897

Die neue türkisch-griechische Grenze in Thessalien. 
273 
davon überzeugen. Der Grofsvater des Täuflings mufste 
den Rottan messen und konstatierte, dafs der Rottan 
zwei Finger breit länger geworden war; auch der Reis 
hatte sich vermehrt; die Zeichen waren also günstig. 
Das Weib nahm nun wieder Reis und bestreute das 
Kind damit, nahm dann den länger gewordenen Rottan, 
salbte ihn mit öl, hielt ihn über das Feuer und liefs ihn 
dann nochmals messen. Als der Grofsvater nun fest 
stellte, dafs er wieder kürzer geworden war, befahl die 
Alte, man solle das Lebenswasser, die Speisen, den 
Sawangbaum, die Garantong, ein Huhn, einen Hahn 
und ein Küchlein, sowie ein Hühner- und ein Entenei 
nach dem Flusse bringen. Darauf schmückte sie sich 
und das Kind mit Blumen und ging auch an den Flufs. 
Dort war ein kleines Zelt errichtet, unter dem alle 
Speisen standen. Die Alte rief nun dem Djata zu, dafs 
sie ihm das Kind bringe und weihe, zugleich warf sie 
von den Opferspeisen, Fleisch, Reis und ein Ei ins 
Wasser. Zwei Männer gossen unterdessen das Lebens 
wasser in die Kesselpauke, schlachteten den Hahn 
darüber, so dafs sein Blut in das Wassel’ flofs. Die 
Alte schöpfte nun zu dem mit Blut gemischten Lebens 
wasser noch sieben Tassen voll Wasser aus dem Flusse 
hinzu. Mit dieser Mischung wurde das Kind besprengt, 
indem ihm etwas auf Kopf, Brust und Rücken gegossen 
wurde. Den Rest schüttete man in den Flufs. Darauf 
fuhr die Alte mit einer ihr zugereichten brennenden 
Fackel dem Täufling dreimal über den Kopf. Der 
Vater nahm nun das Kind, badete es im Flufs, ohne 
dafs der Kopf unter Wasser kam, und schwang es drei 
mal im Kreise herum. Man glaubt (nach Hupe a. a. 0., 
p. 154), dafs der Vater und jeder andere, welcher sich 
mit dem Täufling zugleich badet, aufs neue des Segens 
der Taufe teilhaftig werde, weshalb man oft bis 
20 Personen dabei baden sieht. 
Dann nahm die Alte das Kind wieder in Empfang, 
ging mit ihm unter das Zelt am Ufer, bestrich das 
Kind mit Eiweifs, schwang es nach den vier Himmels 
gegenden, dabei Zaubersprüche murmelnd. Darauf liefs 
sich die Alte das Küchlein reichen, rifs ihm den Unter 
kiefer bis an den Hals auf und machte mit dem Blute 
dem Täufling ein Kreuz auf Brust und Rücken, warf 
dann das Küchlein weg, das unbeachtet liegen blieb. 
Dann liefs sie sich das Huhn reichen, band diesem einen 
Kamm ans Bein und kämmte dann das Kind mit dem 
ans Hühnerbein gebundenen Kamm. Endlich mufste das 
Huhn dreimal geweihten Reis vom Kopfe des Kindes 
fressen, wonach die Alte die Anwesenden fragte: „Wie 
soll das Huhn heifsen?“ Ein Mann nannte einen 
Namen, die Alte liefs das Huhn mit dem Kamm fliegen, 
der Taufakt war beendigt. 
Wenn der Knabe etwa sieben Jahre alt ist, wird er 
beschnitten (Hardeland i. v. manjunat). Es geschieht 
durch langsames Abbinden der Vorhaut mit gespaltenem 
Rottan, ohne weitere Festlichkeiten, gewöhnlich durch 
den Vater im Geheimen. 
Die neue türkisch-griechische Grenze in Thessalien. 
Die verkleinert hier wiedergegebene Karte, welche 
dem Artikel I der griechisch-türkischen Friedenspr'älimi- 
narien beigegeben ist, zeigt die Landabtretungen, welche 
tend und nur wenige dünn bevölkerte griechische Dörfer 
sind an die Türkei abgetreten worden, denn von Anfang 
an herrschte bei den den Frieden vermittelnden Grofs- 
Griechenland an der Nordgrenze Thessaliens an die 
Türkei zu leisten hat, ein Opfer für den unbesonnen 
von ihm heraufbeschworenen undunrühmlich verlaufenen 
Krieg. Dieses Opfer ist nur strategisch von Bedeutung; 
die Landabtretung, aus verschiedenen kleinen Grenz 
stücken bestehend, ist dem Umfange nach nicht bedeu- 
mächten der Grundsatz vor, dafs griechische Unterthanen 
so wenig wie möglich unter die Botmäfsigkeit der Türkei 
zurückgegeben werden sollten. Anderseits wurde aber 
auch anerkannt, dafs der Sultan ein Recht habe, sich 
gegen fernere Herausforderungen und Einbrüche der 
übermütigen Griechen, wie der jetzt beendete Krieg
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.