Die neue türkisch-griechische Grenze in Thessalien.
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davon überzeugen. Der Grofsvater des Täuflings mufste
den Rottan messen und konstatierte, dafs der Rottan
zwei Finger breit länger geworden war; auch der Reis
hatte sich vermehrt; die Zeichen waren also günstig.
Das Weib nahm nun wieder Reis und bestreute das
Kind damit, nahm dann den länger gewordenen Rottan,
salbte ihn mit öl, hielt ihn über das Feuer und liefs ihn
dann nochmals messen. Als der Grofsvater nun fest
stellte, dafs er wieder kürzer geworden war, befahl die
Alte, man solle das Lebenswasser, die Speisen, den
Sawangbaum, die Garantong, ein Huhn, einen Hahn
und ein Küchlein, sowie ein Hühner- und ein Entenei
nach dem Flusse bringen. Darauf schmückte sie sich
und das Kind mit Blumen und ging auch an den Flufs.
Dort war ein kleines Zelt errichtet, unter dem alle
Speisen standen. Die Alte rief nun dem Djata zu, dafs
sie ihm das Kind bringe und weihe, zugleich warf sie
von den Opferspeisen, Fleisch, Reis und ein Ei ins
Wasser. Zwei Männer gossen unterdessen das Lebens
wasser in die Kesselpauke, schlachteten den Hahn
darüber, so dafs sein Blut in das Wassel’ flofs. Die
Alte schöpfte nun zu dem mit Blut gemischten Lebens
wasser noch sieben Tassen voll Wasser aus dem Flusse
hinzu. Mit dieser Mischung wurde das Kind besprengt,
indem ihm etwas auf Kopf, Brust und Rücken gegossen
wurde. Den Rest schüttete man in den Flufs. Darauf
fuhr die Alte mit einer ihr zugereichten brennenden
Fackel dem Täufling dreimal über den Kopf. Der
Vater nahm nun das Kind, badete es im Flufs, ohne
dafs der Kopf unter Wasser kam, und schwang es drei
mal im Kreise herum. Man glaubt (nach Hupe a. a. 0.,
p. 154), dafs der Vater und jeder andere, welcher sich
mit dem Täufling zugleich badet, aufs neue des Segens
der Taufe teilhaftig werde, weshalb man oft bis
20 Personen dabei baden sieht.
Dann nahm die Alte das Kind wieder in Empfang,
ging mit ihm unter das Zelt am Ufer, bestrich das
Kind mit Eiweifs, schwang es nach den vier Himmels
gegenden, dabei Zaubersprüche murmelnd. Darauf liefs
sich die Alte das Küchlein reichen, rifs ihm den Unter
kiefer bis an den Hals auf und machte mit dem Blute
dem Täufling ein Kreuz auf Brust und Rücken, warf
dann das Küchlein weg, das unbeachtet liegen blieb.
Dann liefs sie sich das Huhn reichen, band diesem einen
Kamm ans Bein und kämmte dann das Kind mit dem
ans Hühnerbein gebundenen Kamm. Endlich mufste das
Huhn dreimal geweihten Reis vom Kopfe des Kindes
fressen, wonach die Alte die Anwesenden fragte: „Wie
soll das Huhn heifsen?“ Ein Mann nannte einen
Namen, die Alte liefs das Huhn mit dem Kamm fliegen,
der Taufakt war beendigt.
Wenn der Knabe etwa sieben Jahre alt ist, wird er
beschnitten (Hardeland i. v. manjunat). Es geschieht
durch langsames Abbinden der Vorhaut mit gespaltenem
Rottan, ohne weitere Festlichkeiten, gewöhnlich durch
den Vater im Geheimen.
Die neue türkisch-griechische Grenze in Thessalien.
Die verkleinert hier wiedergegebene Karte, welche
dem Artikel I der griechisch-türkischen Friedenspr'älimi-
narien beigegeben ist, zeigt die Landabtretungen, welche
tend und nur wenige dünn bevölkerte griechische Dörfer
sind an die Türkei abgetreten worden, denn von Anfang
an herrschte bei den den Frieden vermittelnden Grofs-
Griechenland an der Nordgrenze Thessaliens an die
Türkei zu leisten hat, ein Opfer für den unbesonnen
von ihm heraufbeschworenen undunrühmlich verlaufenen
Krieg. Dieses Opfer ist nur strategisch von Bedeutung;
die Landabtretung, aus verschiedenen kleinen Grenz
stücken bestehend, ist dem Umfange nach nicht bedeu-
mächten der Grundsatz vor, dafs griechische Unterthanen
so wenig wie möglich unter die Botmäfsigkeit der Türkei
zurückgegeben werden sollten. Anderseits wurde aber
auch anerkannt, dafs der Sultan ein Recht habe, sich
gegen fernere Herausforderungen und Einbrüche der
übermütigen Griechen, wie der jetzt beendete Krieg