Glaves Reise vom Tanganjikasee zum Kongo,
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¿r.
Fig. 1. Teil der Eingeborenen-Stadt von Fwambo mit der Umzäunung im Hintergründe.
liülfreich sein und selbst sein Leben retten, so wird er
dieses als eine selbstverständliche Sache hinnehmen,
gleichviel, ob ihr dadurch in Lasten und Sorgen geraten
seid. Für ihn müssen die Winde selbstverständlich
günstig wehen, der Regen mufs zur rechten Zeit seine
Saaten erquicken, das Wild mufs massenhaft vorhanden
sein und im Kriege darf er keine Verluste erleiden.
Wird der einfache Gang seines Lebens durch einen
Zufall, ein Unglück unter
brochen, so sind böse Geister
daran schuld. 1 '
Innerhalb der Umzäunung
der Mission wohnen etwa
1000 Leute zusammen, deren
Gesundheits-Zustand sich
gegen früher wesentlich ge
bessert hat. Früher war der
selbe sehr schlecht, so dafs
man schon damit umging,
die Niederlassung ganz auf
zugeben. In der Mission
herrschte zwischen den ein
zelnen Missionaren viel Eifer
sucht und sie sprachen von
einander in keineswegs
freundschaftlicher Art. Bei
den Katholiken, namentlich
den weifsen Brüdern, sei
dieses anders, schreibt Glave;
dort sehe man sich gegen
seitig die kleinen Fehler nach.
Das System der Katholiken,
zu Hunderten Sklavenkinder
aufzukaufen und diese dann
zu erziehen, so dafs sie
aufser ihren Herren und
Meistern, an denen sie hän
gen, niemand anders kennen,
habe sich bewährt. — Nach
einigen Tagen verliefs Glave
die Mission und wandte sich nach dem etwas
weiter südlich liegenden Fort Abercorn,
welches noch innerhalb des britischen Schutz
gebietes und nicht weit von der deutsch
ostafrikanischen Grenze liegt.
¡Es ist ein kleiner, gut ver-
palissadierter Ort, dessen weifse
Häuser aus dem Thon der Ter
mitenhügel erbaut sind; etwas
weiter hin lag Fw~ajub.o, gleich
falls eine Missionsstation, in
dessen Eingeborenen - Stadt
(Fig. 1) innerhalb der Umzäu
nung nicht weniger als 14 000
Menschen wohnten. Alle Kin
der müssen dort zur Schule
(Fig. 2) gehen und Glave sah
einen siebenjährigen Knaben,
der wunderschön schrieb, wäh
rend ein zehnjähriger schon
schwierigere Rechnungen aus
führte. Carson, der Vorstand
der Mission, glaubte an eine
gute Kulturentwickelung der
dortigen Schwarzen. In den
Werkstätten arbeiteten die Bur
schen Tische und Stühle und in
den einheimischen Hochöfen
und Schmieden wurde Eisen ge
schmolzen und zu Nägeln, Bolzen, Schrauben u. s. w. ver
arbeitet. Auch gute Ziegel wurden angefertigt. Das Süd
ende des Tanganjikasees ist überhaupt zur Entwickelung
der Kultur sehr geeignet. An Eisen fehlt es nicht; der
Kaffee gedeiht gut, bei Kinjamkolo sind vortreffliche
Torflager, das Vieh weidet in grofsen Herden auf den
Plateaus und Faserpflanzen sind reichlich vorhanden.
Noch tragen die Eingeborenen vielfach Rindenstoff, doch
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Fiff. 3. Der belgische Stationsvorsteher Demol in Moliro, seinen Hund und zahmen
Buschbock fütternd. Nach einer Photographie Glaves.