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Full Text: Globus, 72.1897

Glaves Reise vom Tanganjikasee zum Kongo. 
283 
15 Ellen Länge den Fufspfad bedeckten und unbarm 
herzig di-e Reisenden bissen. Nach achttägigem Marsche 
vom See aus sah Glave zuerst bei Nguruwe den grauen, 
rotschwänzigen Papagei, welcher hier seine Ostgrenze 
zu haben scheint. 
Am 8. Dezember ward 'die Residenz des Häuptlings 
Sungula erreicht, ein grofser und verständiger Mann, 
der von der Ostküste stammt und als Jäger hervorragt. 
Er hatte allein schon 80 Elefanten getötet und besafs 
300 Sklaven, von denen aber viele ihm wieder entlaufen 
waren. Das Elfenbein, welches Sungula erbeutete, 
sandte er nach der nicht weit entfernten belgischen 
bein und Kautschuk ab oder stellten Arbeiter für die 
Stationsarbeiten. Zu Hunderten kamen sie an Markt 
tagen in die Station und brachten Mais, Bananen, süfse 
Fig. 12. Missionshaus in Mpala. 
Kartoffeln und Geflügel zum Verkauf. Dutzende von 
Dörfern rings um Kabambarre haben sich hierher ge 
wöhnt; die Eingeborenen waren alle Menschenfresser 
und sind es wohl zum Teil noch, dabei selbstverständ 
lich Heiden. Sie verstehen sich gut auf Holzschnitzerei 
(Fig. 15). 
Den Weihnachtsabend 1894 brachte Glave noch in 
der Gesellschaft der liebenswürdigen belgischen Offi- 
Fig. 10. Westufer des Tanganjikasees bei Mpala. 
Blick nach Süden. 
Station Kabambarre, wo er es gegen Zeug eintauschte. 
Zeug war vordem der Wertmesser, für welchen man 
Sklaven erhielt. Ein Kind oder Mann galt 10 Yards, 
ein heiratsfähiges Mädchen 16 Yards. 
Am 11. Dezember kam Glave zu dem Häuptling 
Bwana Msa, einem sehr intelligenten Manne, welcher 
eine Brille trug und fliefsend Arabisch las. Hier 
konnten die ermüdeten und verhungerten Träger sich 
ausruhen und den Magen mit Mtamamehl und Fischen 
vollstopfen. Endlich, am 14. Dezember, war die grofse 
?Fig. 11. Eingangsthor der Mission Mpala. 
belgische Station Kabambarre erreicht, die unter der 
Leitung des Leutnants ITambrusin gedieh, der als 
tüchtiger und energischer Offizier geschildert wird. Es 
standen, trotzdem die Station erst wenig über ein Jahr 
alt war, bereits verschiedene hübsche Ziegelhäuser da 
selbst und andere waren im Bau begriffen. 400 schwarze 
Soldaten machten die Besatzung aus, an welche sich 
600 Weiber und Kinder anschlossen. Sie waren in 
kleinen Hütten untergebracht, welche längs einer 40m 
breiten Strafse standen. Ringsum lagen Gärten mit 
Bananen und anderen Fruchtbäumen. Die Eingeborenen 
der Umgegend lieferten hierher ihre^Steuern an Elfen- 
Fig. 13. Eckturm der Missionsmauern in Mpala. 
ziere zu, dann brach er am folgenden Tage zum Scldufs- 
marsche nach dem Kongo auf, begleitet von 42 Wabango- 
bangoträgern, welche die Belgier ihm gestellt hatten. 
Ein Jeder bekam bis zum Kongo einen Faden Ameri- 
kani (Baumwollstoff) als Lohn. Auch fünf schwarze 
Soldaten unter einem Korporal erhielt der Reisende als 
Geleitmannschaft. 
Als allgemeine Ver 
ständigungssprache 
bis zum Kongo hin 
galt das an der Ost 
küste gesprochene 
Kisuaheli. Die Sol 
daten wurden auf 
dem Marsche von 
ihren Weibern und 
Kindern begleitet, 
welche Flinten und 
Patronen den Vätern 
nachschleppten. Ein 
jeder Schwarze im 
Gefolge eines Weis- 
sen, sei er Träger 
oder Soldat, fühlte 
sich als höheres „ T . . , „ , , 
Wesen gegenüber bei Mp & ala .
	        
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