Glaves Reise vom Tanganjikasee zum Kongo.
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15 Ellen Länge den Fufspfad bedeckten und unbarm
herzig di-e Reisenden bissen. Nach achttägigem Marsche
vom See aus sah Glave zuerst bei Nguruwe den grauen,
rotschwänzigen Papagei, welcher hier seine Ostgrenze
zu haben scheint.
Am 8. Dezember ward 'die Residenz des Häuptlings
Sungula erreicht, ein grofser und verständiger Mann,
der von der Ostküste stammt und als Jäger hervorragt.
Er hatte allein schon 80 Elefanten getötet und besafs
300 Sklaven, von denen aber viele ihm wieder entlaufen
waren. Das Elfenbein, welches Sungula erbeutete,
sandte er nach der nicht weit entfernten belgischen
bein und Kautschuk ab oder stellten Arbeiter für die
Stationsarbeiten. Zu Hunderten kamen sie an Markt
tagen in die Station und brachten Mais, Bananen, süfse
Fig. 12. Missionshaus in Mpala.
Kartoffeln und Geflügel zum Verkauf. Dutzende von
Dörfern rings um Kabambarre haben sich hierher ge
wöhnt; die Eingeborenen waren alle Menschenfresser
und sind es wohl zum Teil noch, dabei selbstverständ
lich Heiden. Sie verstehen sich gut auf Holzschnitzerei
(Fig. 15).
Den Weihnachtsabend 1894 brachte Glave noch in
der Gesellschaft der liebenswürdigen belgischen Offi-
Fig. 10. Westufer des Tanganjikasees bei Mpala.
Blick nach Süden.
Station Kabambarre, wo er es gegen Zeug eintauschte.
Zeug war vordem der Wertmesser, für welchen man
Sklaven erhielt. Ein Kind oder Mann galt 10 Yards,
ein heiratsfähiges Mädchen 16 Yards.
Am 11. Dezember kam Glave zu dem Häuptling
Bwana Msa, einem sehr intelligenten Manne, welcher
eine Brille trug und fliefsend Arabisch las. Hier
konnten die ermüdeten und verhungerten Träger sich
ausruhen und den Magen mit Mtamamehl und Fischen
vollstopfen. Endlich, am 14. Dezember, war die grofse
?Fig. 11. Eingangsthor der Mission Mpala.
belgische Station Kabambarre erreicht, die unter der
Leitung des Leutnants ITambrusin gedieh, der als
tüchtiger und energischer Offizier geschildert wird. Es
standen, trotzdem die Station erst wenig über ein Jahr
alt war, bereits verschiedene hübsche Ziegelhäuser da
selbst und andere waren im Bau begriffen. 400 schwarze
Soldaten machten die Besatzung aus, an welche sich
600 Weiber und Kinder anschlossen. Sie waren in
kleinen Hütten untergebracht, welche längs einer 40m
breiten Strafse standen. Ringsum lagen Gärten mit
Bananen und anderen Fruchtbäumen. Die Eingeborenen
der Umgegend lieferten hierher ihre^Steuern an Elfen-
Fig. 13. Eckturm der Missionsmauern in Mpala.
ziere zu, dann brach er am folgenden Tage zum Scldufs-
marsche nach dem Kongo auf, begleitet von 42 Wabango-
bangoträgern, welche die Belgier ihm gestellt hatten.
Ein Jeder bekam bis zum Kongo einen Faden Ameri-
kani (Baumwollstoff) als Lohn. Auch fünf schwarze
Soldaten unter einem Korporal erhielt der Reisende als
Geleitmannschaft.
Als allgemeine Ver
ständigungssprache
bis zum Kongo hin
galt das an der Ost
küste gesprochene
Kisuaheli. Die Sol
daten wurden auf
dem Marsche von
ihren Weibern und
Kindern begleitet,
welche Flinten und
Patronen den Vätern
nachschleppten. Ein
jeder Schwarze im
Gefolge eines Weis-
sen, sei er Träger
oder Soldat, fühlte
sich als höheres „ T . . , „ , ,
Wesen gegenüber bei Mp & ala .