Aus allen Erdteilen.
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waren, wie im Mittelalter zuerst die Italiener, dann die
Portugiesen (unter ihnen die hohe Blüte von Harams), die
Holländer und zuletzt natürlich auch die Engländer hier
Handel und Wandel an sich zu reissen gewufst haben.
Dafs der Meerhusen der Persische heilst, obwohl die
Perser fast niemals mit dem Meere nähere Bekanntschaft
gemacht und Seeunternehmungen ausgeführt haben, führt G.
darauf zurück, weil das nördliche persische Steilufer ungleich
günstiger ist für die Schiffahrt und für Ansiedelung als das
flache südliche arabische Ufer. Auch die handeltreibenden
Araber gingen nach der persischen Seite hinüber, wo viel zahl
reichere und bessere Häfen vorhanden sind als an der unter
Versandung, schlechtem Klima und dem Mangel eines guten
Hinterlandes leidenden arabischen Küste. Daher führt der
Meerbusen seit nun über 2000 Jahren immer dieselbe Bezeich
nung, wie heute.
In morphologischer Hinsicht sind, wie das eben
Gesagte schon erkennen läfst, sehr grofse Gegensätze zwischen
der persischen und arabischen Seite vorhanden: erstere ge
hört zum asiatischen Faltenland, ist eine steil abtallende
Gebirgsküste, letztere aber gehört zur indo - afrikanischen
Tafel, ist eine flache, ebene, sandige Küste; dazu kommt
noch das Schwemmlandgebiet und Delta des Euphrat-Tigris.
Von der Sintflut wird ausführlich gesprochen und in ihr
eine örtliche, auf Mesopotamien beschränkte Erscheinung ge
sehen, die, wie sehr alte, keilschriftliche Überlieferungen
beweisen, ein mit Erdbeben verbundener Wirbelsturm, eine
richtige indische Cyclone gewesen sein dürfte.
Der Meerbusen selbst hat ein Areal von rund 224 000 qkm
(= unserer Ostsee ohne Bottnischen und Finnischen Busen),
eine Arealgröfse, die beträchtlich hinter den bisher üblichen
Zahlen zurückbleibt; das Gleiche gilt von der mittleren Tiefe,
die zu 25,4 m gefunden wird (gegenüber 35 in bei Karstens
vom Jahre 1894). Der Persische Golf ist also ungemein
seicht; nähere Belehrung gewährt eine übersichtliche
Tiefenkarte in dem vergleichsweise grofsen Mafsstabe von
1 : 2 500 000.
Hamburg. G. Schott.
R. P. Russ: Flore phanérogamique des Antilles
français (Guadeloupe et Martinique) avec an
notations du professeur Ed. Heckei sur l’emploi
des plantes. Maçon 1897. XXVIII, pp. 656.
Verf. studierte während 12 Jahren die Flora von Marti
nique und später die von Guadeloupe. In den über diese
Inseln vorhandenen Werken sind namentlich die Gewächse
der niederen Regionen abgebildet, während die der Waldungen
und höheren Striche entweder fehlen oder nur zum Teil sich
finden.
Guadeloupe ist durch einen Meeresarm in zwei Partieen
geteilt, dessen einer Zipfel Guadeloupe im besonderen ge
nannt wird; er hat eine Ausdehnung von 46 km in der Länge
zu 27 km in der Breite und ist durchaus vulkanisch. Den
Boden bilden Basalte, Trachyte, Porphyre nebst ihren Laven,
wie vulkanischer Tuff. La Soufrière erhebt sich als höchster
Berg bis zu 1484 m.
Martinique hat die Form eines unregelmäfsigen Parallélo
grammes ; die Montagne-Pelée erreicht eine Höhe von 13n0 m,
Les Pitons du Carbet 1207 m. Der Boden setzt sich im all
gemeinen aus Thon und Spaten zusammen, doch treffen wir
ebenfalls auf Basalte, vulkanische Gesteine u. s. w.
Die geologische Konstitution gewährleistet einen frucht
baren und verschiedenen Boden, hohe Gebirgszüge, Ebenen
und trockene Erhebungen, tiefe Thäler, steil und sanft ab
fallende Abhänge u. s. w. eignen sich für das Hervorbringen
einer äufserst mannigfachen Flora, wozu die Lage in den
Tropen das ihrige mit beiträgt.
Fünf Hauptzonen vermögen wir in dem vertikalen Auf
bau der Flora auf den Inseln zu unterscheiden :
1. Eine maritime Region, welche neben zahlreichen
Algen hauptsächlich von zwei stolonentragenden Phanero-
gamen der Ruppia maritima und Thalassia testudinum be
wohnt wird.
2. Die Niederregion erhebt sich bis etwa zur Höhe von
550 m und umfafst die kultivierten Flächen, welche nur an
einzelnen Stellen etwas höher hinaufsteigen. Hier finden
sich etwa vier Fünftel aller bekannten Species. Diese reiche
Florenentwickelung läfst Dufs eine weitere Einteilung in acht
Unterabschnitte vornehmen, welche aber den Pflanzeno-eo-
graphen nur des näheren interessieren.
3. Die Mittelregion oder die der ausgedehnten Wälder
erstreckt sich bis zu 200 und 100 m Höhe, steigt aber an
einzelnen Punkten auch etwas tiefer hinab. Diese Zone der
Waldungen in ihrem Luxus und ihrer Schönheit packt auch
einen indifferenten Menschen. Die dichte Humusschicht läfst
die Stämme zu wahren Riesen gedeihen, ihr Schatten
wiederum gieht zahlreichen prächtigen Farren willkommenen
Unterschlupf, Epiphyten vervollständigen das malerische Bild.
Hier ist die Fundgrube für treffliches Bauholz, für allerhand
Wohlgerüche u. s. w.
4. Eine Übergangszone führt von dieser Waldpartie
zur Hochregion, freilich in sehr allmählicher Weise, die
Vertreter der vorigen Zone treten in geschwächtem Umfange
und Höhe wie Zahl auf ; Verf. schlägt die Bezeichnung
halber Hochwald vor, da eigene Repräsentanten kaum auf
zustellen sind.
5) Die Hochregion umfafst die Gipfel, Hochplateaus u s. w.
Die Vegetation steht in einem aufsergewöhnlicli starken
Gegensatz zu der vorigen Zone. Zwerg- und Krüppelgestalten
sind vorwiegend ; Bäume und Lianen verschwinden.
Im grofsen und ganzen lehnt sich die Flora der Antillen .
der des amerikanischen Kontinents, speciell von Mexiko bis
Brasilien an.
Halle a. d. S. E. Roth.
Dr. C. Schick U11(1 Dr. J. Benzinger: Namenliste und
Erläuterungen zur Karte der weiteren Umge
bung von Jerusalem. Nebst Karte 1:63360. Abdruck
aus der Zeitschrift des deutschen Palästinavereins. Leipzig,
Karl Bädeker, 1897.
Baurat Schick in Jerusalem ist um die Topographie der
heiligen Stadt sowie jene Palästinas so verdient, wie wenige
unter den Lebenden. Alle seine Arbeiten zeichnen sich durch
eine ungewöhnliche Gründlichkeit aus und seine 1895 er
schienene Karte der näheren Umgebung Jerusalems 1:10 000
gilt als die beste ihrer Art. Derselben ist jetzt die vorliegende
Karte der weiteren Umgebung gefolgt, welche insofern einem Be
dürfnisse entspricht, als der Besuch der Umgegend sich mehr
und mehr steigert, seit die Bahn von Jaffa aus vollendet ist
und das Verkehrswesen unter der Leitung geschulter Führer
sich hebt. Die Karte reicht etwa 10 km östlich und 10 km
westlich der Stadt, nach Norden 15, nach Süden 20 km.
Die Schrift ist sauber gestochen, das Terrain in brauner
Schummerung ausgeführt; Eisenbahn, Strafsen, Wege, alte
Römerstrafsen, Brücken, Wasserleitungen, Ruinen, Kirchen,
Klöster, Gräber, Moscheen, Quellen, heilige Bäume u. s. w.
sind aufgeführt, so dafs den verschiedensten Ansprüchen
Rechnung getragen wird. Grundlage der Karte ist jene des
englischen Palestine Exploration Fund, zu der viele Verbes
serungen Schicks traten. Was aber die Karte besonders
wertvoll macht und auszeichnet, das ist die unter Dr. Ben-
zingers Redaktion festgestellte Rechtschreibung der Namen.
Darüber giebt die 76 Seiten umfassende Liste Auskunft, in
welcher die Namen in deutscher Umschrift und Arabisch
aufgeführt und bei jedem einzelnen wertvolle Bemerkungen
und Litteraturnacliweise hinzugefügt sind. R. A.
Aus allen Erdteilen.
Abdruck nur mit Quellenangabe gestattet.
— Überzahl der Brüste oder Brustwarzen be
handelt W. Vulker (med. Diss., Bonn 1897). Es kommen so
wohl accessorische Brüste mit Warzen, als Warzen ohne
Brüste und Brüste ohne Warzen vor. Bereits in der ältesten
Litteratur finden sich derlei Beobachtungen erwähnt, doch
werden die meisten Fälle, als ohne Besonderheiten, nich
veröffentlicht. Wohl die gröfste Aufzählung findet sich bei
Leichtenstern, welcher 1878 aus der Litteratur 92 Falle ver
öffentlichte und 13 eigene Beobachtungen anschlofs. in
früheren Zeitaltern neigte man der Ansicht zu, dafs Po }
mastie mit der Neigung, Zwillinge zu gebären, gepaart sei.
Diese früher sehr verbreitete Meinung stützte sich auf
Beobachtungen bei den Säugetieren, bei welchen ein bisher
nicht zu übersehender Zusammenhang zwischen der Zahl der
Brüste und der Zahl der Jungen eines Wurfes besteht. Heut
zutage hat die Frage ihre Bedeutung verloren, da nichts
dafür spricht, dafs Polymastie zu Zwillingsgeburten dispo
niere. Über die Erblichkeit der Brüsteüberzahl sind die
Meinungen sehr geteilt. Man findet die Polymastie sowohl
bei Männern wie bei Frauen; das stärkere Geschlecht soll