Fig. 2. Ansicht dev Stadt Benin. Nach der Skizze eines englischen Offiziers.
kurz nach der Einnahme der Stadt am 21. Februar Feuer
in derselben, das sich bald so schnell verbreitete, dafs fast
alles zerstört wurde; das Palaverhaus des Königs mit
grofsen Elfenbeinvorräten und den übrigen darin auf
getürmten Schätzen ging zu Grunde. Und hier hat die
Wissenschaft sich über eine schwere Einbufse zu be-
Fig. 3. Bronzeglocken, benutzt bei der Ankündigung
der Menschenopfer in Benin.
klagen, denn eine grofse Anzahl kostbarer ethno
graphischer Stücke, auf die wir zurückkommen und die
wir jetzt nur aus Überresten kennen, ging dabei zu
Grunde, was um so verhängnisvoller ist, da es sich hier
um eine eigene Art afrikanischer Kultur handelt, über
die bisher nur sehr wenig bekannt war. Das Feuer
wütete zwei Stunden in der Stadt und als die Eng
länder, die während des Brandes mit ihren Verwundeten
sich vor die Thore gerettet hatten, wieder in dieselbe
einzogen, fanden sie nur noch die Lehmmauern der
Gehöfteblöcke. Man liefs eine Besatzung zurück und
trat dann über Warringi den Rückmarsch an.
Die Veränderung, die in Benin Platz gegriffen hat,
seit die Engländer im Februar die „Blutstadt“ eroberten,
ist eine gewaltige. Von Seiten des Nigerküstenprotek
torates ist eine regelmäfsige Verwaltung eingesetzt
worden; an der Spitze steht ein englischer Offizier und
neben ihm ordnen einige heimische Häuptlinge die
Angelegenheiten der Eingeborenen. Das Land ist
vollkommen friedlich und der Handel in Palmöl, Kopal
und Kautschuk, welcher vom Könige verboten war, ist
mächtig aufgeblüht. Benin hat eine Besatzung von 100
Haussatruppen und mehrere Geschütze; mit der Küste
besteht regelmäfsige Postverbindung.
Die Portugiesen, welche im 15. Jahrhundert zuerst
in den Guineabusen vordrangen, haben uns auch die
erste Kunde von Benin überbracht und die Bucht an
den Nigermündungen danach benannt. Alfonso d’Alveiro
besuchte 1486 zuerst das Land, aber von da bis zur
Gegenwart verlautete wenig anderes über dasselbe, als dafs
es eines der barbarischsten Länder Afrikas sei, weitteifernd
mit Dahome oder Aschanti. Das Reich selbst war früher
bedeutender und umfafste den gröfsten Teil des Niger
deltas, wurde aber, nachdem dort sich verschiedene
kleine Staaten gebildet hatten, auf den westlichen Teil
des Deltas beschränkt. Einer der ersten Herrscher, mit
denen die Portugiesen in
Berührung kamen, zeigte
sich geneigt, Christ zu wer
den, vorausgesetzt, dafs ihm
eine weifse Frau verschafft
werden würde. Ältere Rei
sende erzählten von den
breiten Strafsen der Stadt,
von ihren mit Türmen be
setzten Mauern und von den
Schätzen , die daselbst auf
gehäuft seien — Berichte,
die teilweise jetzt ihre Be
stätigung finden.
Seit dann 1885 Benin,
wenigstens dem Namen nach,
dem Nigerküstenprotektorat
unterstellt wurde, machten
mehrere Engländer den Ver
such, das Land näher zu er
forschen. Der neue Gouver-
Fig. 4. Elfenbeinschnitzerei
aus Benin.