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Full Text: Globus, 72.1897

Fig. 2. Ansicht dev Stadt Benin. Nach der Skizze eines englischen Offiziers. 
kurz nach der Einnahme der Stadt am 21. Februar Feuer 
in derselben, das sich bald so schnell verbreitete, dafs fast 
alles zerstört wurde; das Palaverhaus des Königs mit 
grofsen Elfenbeinvorräten und den übrigen darin auf 
getürmten Schätzen ging zu Grunde. Und hier hat die 
Wissenschaft sich über eine schwere Einbufse zu be- 
Fig. 3. Bronzeglocken, benutzt bei der Ankündigung 
der Menschenopfer in Benin. 
klagen, denn eine grofse Anzahl kostbarer ethno 
graphischer Stücke, auf die wir zurückkommen und die 
wir jetzt nur aus Überresten kennen, ging dabei zu 
Grunde, was um so verhängnisvoller ist, da es sich hier 
um eine eigene Art afrikanischer Kultur handelt, über 
die bisher nur sehr wenig bekannt war. Das Feuer 
wütete zwei Stunden in der Stadt und als die Eng 
länder, die während des Brandes mit ihren Verwundeten 
sich vor die Thore gerettet hatten, wieder in dieselbe 
einzogen, fanden sie nur noch die Lehmmauern der 
Gehöfteblöcke. Man liefs eine Besatzung zurück und 
trat dann über Warringi den Rückmarsch an. 
Die Veränderung, die in Benin Platz gegriffen hat, 
seit die Engländer im Februar die „Blutstadt“ eroberten, 
ist eine gewaltige. Von Seiten des Nigerküstenprotek 
torates ist eine regelmäfsige Verwaltung eingesetzt 
worden; an der Spitze steht ein englischer Offizier und 
neben ihm ordnen einige heimische Häuptlinge die 
Angelegenheiten der Eingeborenen. Das Land ist 
vollkommen friedlich und der Handel in Palmöl, Kopal 
und Kautschuk, welcher vom Könige verboten war, ist 
mächtig aufgeblüht. Benin hat eine Besatzung von 100 
Haussatruppen und mehrere Geschütze; mit der Küste 
besteht regelmäfsige Postverbindung. 
Die Portugiesen, welche im 15. Jahrhundert zuerst 
in den Guineabusen vordrangen, haben uns auch die 
erste Kunde von Benin überbracht und die Bucht an 
den Nigermündungen danach benannt. Alfonso d’Alveiro 
besuchte 1486 zuerst das Land, aber von da bis zur 
Gegenwart verlautete wenig anderes über dasselbe, als dafs 
es eines der barbarischsten Länder Afrikas sei, weitteifernd 
mit Dahome oder Aschanti. Das Reich selbst war früher 
bedeutender und umfafste den gröfsten Teil des Niger 
deltas, wurde aber, nachdem dort sich verschiedene 
kleine Staaten gebildet hatten, auf den westlichen Teil 
des Deltas beschränkt. Einer der ersten Herrscher, mit 
denen die Portugiesen in 
Berührung kamen, zeigte 
sich geneigt, Christ zu wer 
den, vorausgesetzt, dafs ihm 
eine weifse Frau verschafft 
werden würde. Ältere Rei 
sende erzählten von den 
breiten Strafsen der Stadt, 
von ihren mit Türmen be 
setzten Mauern und von den 
Schätzen , die daselbst auf 
gehäuft seien — Berichte, 
die teilweise jetzt ihre Be 
stätigung finden. 
Seit dann 1885 Benin, 
wenigstens dem Namen nach, 
dem Nigerküstenprotektorat 
unterstellt wurde, machten 
mehrere Engländer den Ver 
such, das Land näher zu er 
forschen. Der neue Gouver- 
Fig. 4. Elfenbeinschnitzerei 
aus Benin.
	        
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