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Full Text: Globus, 72.1897

Dr. F. Carlsen: Benin in Guinea und seine rätselhaften Bronzen 
311 
neur von Lagos, Carter, entdeckte in demselben ein 
Gebirge mit 2500 m hoben Gipfeln 1 ) und Kapitän 
Gailwey gelangte endlich in die Stadt Benin und zu 
deren König 
(1893). Seine 
Berichte sind 
um so wert 
voller , als sie 
uns diesen blu 
tigen Herrscher 
noch ungebro 
chen in seiner 
ganzen Barba 
reizeigen. Gall- 
wey gelangte 
über Gwato 
nach Benin; es 
war dieses 
damals der ein 
zige Weg, über 
den Fremde Zu 
tritt zur Stadt 
erhielten. Zwei 
Tage lang war 
der mifstraui- 
sche König 
aufserhalb der 
Stadt, bis seine mächtigen Fetischpriester ihm verkün 
digten, die Anwesenheit weifser Männer sei ohne Gefahr 
für ihn. Nun erst fand die Audienz statt, bei welcher es 
sich um den Abschlufs eines Vertrages handelte. Den 
König selbst bekam Gallwey dabei nicht zu Gesicht, so sehr 
war derselbe in Gewänder und Schmuck eingehüllt; nur die 
*) Proceedings 1892, p. 321, 457. 
Nase und die Fingerspitzen waren zu erkennen und da 
auf diese sich die zahlreichen Fliegen setzten, so war 
ein Sklave fortwährend damit beschäftigt, diese fortzu 
wedeln. Der König verlangte alsdann, dafs der Weifse 
einem Menschenopfer beiwohnen solle, was dieser natürlich 
ablehnte. Überall aber fanden die Engländer bei ihren 
Spaziergängen in und vor der Stadt menschliche Leichen, 
Schädelstücke und namentlich viele Gekreuzigte, die 
an besonderen Gerüsten hingen. Es gelang Gallwey eine 
Photographie von einem solchen Kreuzbaum aufzu- 
J nehmen, an welchem ein weiblicher Leichnam hing, ein 
Opfer der Fetischpriester für die Regengöttin (Fig. 1 ). 
„Benin, schrieb auch einer der englischen Kriegskorre 
spondenten, welche den Zug gegen die Stadt mitmachten, 
ist in der That eine Blutstadt, jeder Häuserblock hat 
seine tiefe Grube voller Leichen und Sterbender; überall 
fand man die Menschenopfer umherliegen und überall 
begegnete man den roten Blutspuren ; an einer Strafse 
allein zählte ich mehr als 60 geopferte Menschen. Die 
Stadt besteht aus einer Anzahl sehr geräumiger Gehöfte 
blöcke von länglicher Form (Fig. 2), die, von Mauern 
aus einem rötlichen Erdschlamm erbaut, 9 Zoll dick 
und sehr fest sind. An der Spitze dieser Blöcke lag 
gewöhnlich ein bedeckter erhöhter Raum. Hier wurden 
die scheufslichen Fetischceremonieen abgehalten, denn 
an die Mauer gelehnt, standen die grotesk aussehenden 
Fetischfiguren aus geschnitztem Elfenbein oder Bronze. 
Im Mittelpunkte des überdeckten Raumes war eine Öff 
nung, aus welcher Blut herausströmte. Man darf bei 
der Beschreibung der Stadt die hohen Kreuzigungs 
bäume nicht vergessen, die an der Strafse und den 
Mauern der Gehöfteblöcke sich erheben und an denen 
noch Gekreuzigte hingen. Mitten in der Stadt fanden 
wir tiefe Gruben voll hingeschlachteter Körper und aus 
einer tönte noch ein Stöhnen hervor. Wir zogen die 
aus Benin. 
Fig. 6. Europäischer Krieger des 16. Jahrhunderts. 
Bronzeplatte aus Benin. 
Fig. 7. Bronzeplatte aus Benin mit Darstellung eines 
Europäers. 
Äh»
	        
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