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Full Text: Globus, 72.1897

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Dr. F. Carlsen: Benin in Guinea und seine rätselhaften Bronzen 
Fig. 9. Bronzeplatte aus Benin mit Tierdarstellungen. 
oberen Leichen heraus und fanden unter ihnen einen 
noch lebenden Knaben. Aus einer anderen Leichengrube 
wurde ein Weib mit zwei Kindern gerettet.“ 
Was die Bevölkerung betrifft, so wurde deren 
Zugehörigkeit zu den Yorubastämmen angenommen. 
Indessen hat der frühere Gouverneur von Lagos, Sir 
Alfred Moloney, das irrtümliche dieser Ansicht be 
wiesen 2 ). Die Benins sprechen eine vom Yoruba ganz 
verschiedene Sprache, wie ein Vergleich des Vokabulars 
ergiebt: 
Yoruba 
Benin 
Eins . . . . 
pushu 
Zwei . . . . 
. eta 
geva 
Fünf . . . . 
. arun 
ihisin 
Zehn . . . . 
. ewa 
ijigbe 
Yamwurzel . 
. isu 
eyan 
Mann .... 
. okunrin 
opayah 
Stadt .... 
. ilu 
ebaro 
Willkommen 
. kuabo 
bokian. 
Sich selbst nennen die Bewohner von Benin Eddos; 
an der Küste sind sie als Awonrin oder Awhawnrin be 
kannt. Mit den Tappas, die 13 Tagereisen landeinwärts 
wohnen, sollen die Benins desselben Stammes sein. Das 
Land zerfällt in eine Anzahl verschiedener Provinzen 
oder Distrikte, deren Namen Moloney aufführt, und die 
unter Statthaltern stehen, welche der König ernennt und 
die ihm verantwortlich sind. Unter den Industrieen 
führt Moloney die Salzbereitung aus Pflanzenasche, die 
vortrefflichen Eisen- und Kupferwaren und die Baum- 
wollzeugweberei an. 
Ich komme nun zu dem wichtigsten, wenigstens in 
ethnographischer Beziehung wichtigsten Ergebnisse der 
Eroberung Benins, bei dem man abermals das Wort aus- 
rufen mufs: Immer etwas Neues aus Afrika! Denn 
seit Karl Mauch und nach ihm Bent die Ruinen von 
Zimbabje in Südafrika beschrieben, an welche man das 
2 ) Proceedings of the geographical Society 1890, p. 606. 
Salomonische Opfer anknüpft, haben wir keine interes 
santere Entdeckung ethnographischer Art aus Afrika 
kennen gelernt, als die merkwürdigen alten Bronze 
güsse, die als Kriegsbeute von Benin jetzt nach London 
gelangt sind. 
Schon lange wufste man, dafs bei den Negern der 
Guineaküste eine ziemlich kunstreiche Behandlung der 
Erze und Metalle im Schwange war. Ich spreche nicht 
vom Eisen, denn dieses wird ja bei den meisten Neger 
völkern vorzüglich verarbeitet; aus freier Hand, mit 
sehr ursprünglichen Geräten werden die feinsten Messer, 
Lanzen, Schwerter, Pfeilspitzen geschmiedet. Aber im 
Formen und Giefsen haben es die Guineaneger am 
weitesten gebracht, auch verstehen sie es, verschiedene 
Legirungen herzustellen, wie denn z. B. in Kamerun 
Ringe Vorkommen, die aus einer Mischung von Kupfer, 
Antimon und Blei bestehen. Schon ältere Reisende 3 ) 
berichten, dafs die Eingeborenen an der Goldküste die 
erfindungsreichsten Goldschmiede seien, welche Ringe, 
Ketten und Broschen herstellten, die europäischen 
Juwelieren zur Ehre gereichen würden. „Sie formen das 
Gold in jederlei Gestalt, als Vögel, Tiere, kriechende 
Geschöpfe.“ Der ältere englische Reisende Bowdich hat 
am Volta während seines Zuges nach Aschanti 4 ) das 
Gufs- und Formverfahren geschildert. Danach werden 
die Modelle von Tieren, Menschen u. s. w. aus erwärmtem 
Wachs mit einem Modellierholz hergestellt; das fertige 
Modell umgieht man mit feuchtem Thon, der alsdann 
an der Sonne getrocknet wird. Man schmilzt durch 
Erwärmen nun das Wachs heraus und giefst an seine 
Stelle das in 
kleinen Tiegeln 
geschmolzene 
Gold hinein. 
Nach dem Erkal 
ten zerschlägt 
man die Thon 
form und erhält 
so den fertigen 
Gufs. Auch das 
Färben der Gold 
figuren ver 
stehen die Gui 
neaneger nach 
Bowdich; sie 
wenden nach 
ihm Salzwasser, 
Ockererde und 
dergl. an. Aus 
Gold gegossene 
Figuren, Ringe, 
welche nach dem 
letzten Aschan 
tikriege in das 
Britische Mu 
seum gelangten, 
bestätigen voll 
auf, dafs es sich 
um einen ver 
gleichsweise ho 
hen Grad tech 
nischer Fertig- 
3 ) Cruikshank, 
Eighteen years on 
the Gold Coast. 
London 1853. II., 
269. 
4 ) Mission from 
Cap Coast Castle Fig. 8. Bronzeplatte aus Benin, mit 
to Ashantee. europäischen Köpfen.
	        
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