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Full Text: Globus, 72.1897

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Nordenskiölds Süfswasserbohrungen in hartem krystallinis'chem Gestein. 
dem wir die Worskla auf einer Fähre überschritten 
haben, geht es durch ein sandiges Gebiet, die Dünenzone 
des linken Ufers. Dann folgen ausgedehnte Salzwiesen, 
unterbrochen von einzelnen dürren Salzstellen, welche 
durch ihre weifse Kruste weithin auffallen, und wo 
fliefsendes Wasser durchläuft, stehen Pappeln und 
Weiden. Allmählich erreichen wir die zweite Terrasse 10 ), 
welche hier nicht deutlich abgesetzt ist. Sie ist meist 
beackert, zeigt aber stellenweise, und zwar namentlich 
vor dem Fufse der dritten Terrasse, auch wieder ansehn 
liche Salzwiesen und dürre Salzstellen. Die dritte, 
oberste Terrasse fällt überall steil gegen die zweite ab, 
wir erreichen die Höhe auf dieser Fahrt nicht — wir 
würden dort Tschernosemäcker treffen. Abwärts fahren 
wir gegen Malaja Perjeschtschepina. Hier geht es von 
der zweiten zur ersten Terrasse steil hinab, wir treffen 
am Fufse des Abhanges einen Salzsumpf mit Röhricht, 
dann folgen Dünen, welche zum Teil vollständig kahl 
sind, darauf wieder salzige Wiesen und Sümpfe und 
dann eine zweite Dünenzone, welche einen aus Eichen 
und Kiefern gemischten Wald mit reicher Flora trägt. 
Diese Waldzone, welche auch Ellernbrüche einschliefst, 
reicht dann jenseits der Eisenbahn bis an die Ufer 
wiesen der Worskla. 
In den zuletzt beschriebenen Landschaften, in wel 
10 ) Die hypsometrische Karte des Gouvernements Poltawa 
von Tillo zeigt diese Verhältnisse nicht deutlich, denn die 
Isohypsen laufen oft mitten über ganz ebene Flächen, weil 
die Ebenen nicht horizontal liegen, sondern gegen Südwesten 
geneigt sind. 
chen die linken Ufer der Flüsse terrassenförmig an- 
steigen, liegen schon auf der zweiten Terrasse Kurhane, 
und zwar nicht selten unmittelbar neben den Ort 
schaften. Zweimal sah ich am Fufse eines solchen 
Hünengrabes eine Gruppe neuer, mit Holzkreuzen ge 
schmückter Gräber. 
Die Ansicht, welche ich über die Vegetation des 
südrussischen Steppengebietes gewonnen habe, ist kurz 
folgende. Die Formationen der Wälder, Prunusge- 
sträuche, Äcker, Wiesen, Dünen, Salzfelder und Ge 
wässer sind nicht wesentlich verschieden von den 
homologen Formationen anderer mitteleuropäischer Ge 
biete, namentlich auch Mittel- und Süddeutschlands. 
Die Stipafelder (echten Steppen) und Caraganagesträuche 
sind in Parallele zu stellen mit den Hochgebirgsforma- 
tionen der mitteleuropäischen Gebirge, und ihre ende 
mischen Arten sind denen dieser Gebirge analog zu 
erklären. Die Steppenflora hat sich während der Eiszeit 
gleichzeitig mit der alpinen entwickelt, diese fand später 
im Gebirge Zuflucht, jene konnte in der Ebene fort- 
bestehen und sich dem heutigen Klima anpassen, weil 
sie auf einem Boden stand, der das Eindringen des 
Waldes nur äufserst langsam gestattete. Der Ackerbau 
wird die eigentümliche Formation der Steppen bald 
ganz verdrängt haben, die einzelnen Arten der Steppen 
flora aber halten sich an geeigneten Standorten auch 
ferner. 
Zum Schlüsse will ich nicht unterlassen, den Herren 
Olichowski und Lewandowski, sowie insbesondere Tan- 
filjew meinen Dank für ihre freundliche Unterstützung 
und Begleitung auszusprechen. 
Nordenskiölds Sitfswasserbolirungen 
Hierüber berichtet Sir Clements R. Markham im 
Geographical Journal vom November 1897 folgender- 
mafsen: Baron Nordenskiölds Bohrsystem nach frischem 
Wasser in den Granitfelsen Schwedens ist nun seit zwei 
Jahren mit dem Ergebnis ausgeführt, dafs 44 Brunnen 
fertig gestellt sind. Dies ist nicht allein eine Frage 
von gröfserem oder geringerem Erfolg im Wasserfinden, 
sondern es hängt damit auch die Entdeckung einer 
neuen und wichtigen geologischen Grundlehre zusammen, 
die zu wichtigen wirtschaftlichen und hygienischen Er 
gebnissen führt. 
Die Schwierigkeit, gutes Trinkwasser an vielen 
Lootsenstationen und Leuchttürmen, die auf Felsinseln 
längs der schwedischen Küste liegen, zu erlangen, 
führte Nordenskiöld zuerst dazu, die Sache in Er 
wägung zu ziehen. Er erinnerte sich einer Beobach 
tung seines verstorbenen Vaters, Nils Nordenskiöld, 
dafs in die finnischen Minen, die an der Küste liegen 
und sich bis unter die See erstrecken, niemals Salz- 
wasser eindringe, obwohl dieselben immer mehr oder 
weniger leck seien, was die Bergleute mit „vattensjuka“ 
(d. h. wasserkrank) bezeichnen. Er erinnerte sich 
weiter an eine Beobachtung, die er selbst während der 
Expeditionen nach Spitzbergen in den Jahren 1861 und 
1864 gemacht hatte. Sie findet sich in seiner „Skizze 
der Geologie von Spitzbergen“ (Stockholm 1867) und 
lautet folgendermafsen: „Die Schichten des Kalk 
gebirges , welches in der Hinlopenstrafse mit pluto- 
nischen Felsmassen abwechselt, sind beinahe wagerecht. 
Dagegen sind die tertiären Schichten in Kings-Bucht 
und Kap Staratschin ganz gefaltet, obwohl kein Erup 
tivgestein in der Nähe entdeckt werden konnte. Die 
Faltung an diesen Stellen mufs folglich einen anderen 
in hartem krystalliniscliem Gestein. 
Grund haben und es scheint mir, dafs man dem Einflufs 
eruptiver Massen auf Faltung, Hebung und Verwerfung, 
Erscheinungen, die überall auf der Erdkruste beobachtet 
werden können, im allgemeinen zu grofse Bedeutung 
beimifst. Wie es bei unzähligen anderen geologischen 
Erscheinungen der Fall ist, so erfolgt auch diese sehr 
wahrscheinlich, weniger infolge einer heftigen Störung, 
als infolge einer beinahe unbemerkbaren, aber nichts 
destoweniger unaufhörlich einwirkenden Kraft. Der 
obere Teil der Erdkruste ist natürlich periodischen 
Temperaturänderungen unterworfen, die in Stockholm 
z. B. in einer Tiefe von 21 bis 24 m auf 0,01° C. steigt. 
Wenn die Erdrinde zusammenhängend wäre, und die 
Volumveränderung, die durch die Temperaturänderungen 
hervorgerufen wird, nicht die Grenzen der Spannkraft 
des Gesteins überschreiten würde, so würde sie keinen 
störenden Einflufs ausüben. Da aber in gröfserem oder 
geringerem Grade in allen Gebirgen Klüfte und Spalten 
Vorkommen, so werden dieselben sich bei einer niedrigen 
Temperatur erweitern, aber enger werden, sobald die 
Temperatur steigt. Wenn aber, wie es oft der Fall sein 
mag, die durch eine niedrige Temperatnr erweiterten 
Spalten mit chemischen oder mechanischen Sedimenten 
angefüllt werden, wird natürlich ein kräftiger seitlicher 
Druck erfolgen, sobald die Temperatur wieder steigen 
und das Gestein ausdehnen wird; auf diese Weise 
wird jede Temperaturveränderung eine leichte Ver 
schiebung der Schichten hervorrufen. Wenn wir nun 
in Betracht ziehen, dafs diese Wirkung jahraus jahrein 
in derselben Richtung erfolgt und dafs die ausgedehnte 
Bewegung von vielen Hundert Meilen der Erdkruste 
nur Faltungen an irgend einem kleinen Flecken hervor 
ruft, wo die Widerstandsfähigkeit am geringsten ist, so
	        
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