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Full Text: Globus, 72.1897

Die periodische Wiederkehr kalter und warmer Sommerwetter. 
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wird es uns nicht überraschen zu sehen, dafs die 
jüngsten Schichten stark gefaltet sind, während ältere 
Bildungen in der Nähe ganz ungestört erscheinen.“ 
War diese Beobachtung richtig, so schlofs Baron 
Nordenskiöld daraus, dafs ein horizontaler Sprung im 
allgemeinen in allen festen Gesteinen in einer unbe 
deutenden | Tiefe und der Erdoberfläche Vorkommen 
müsse, folglich müsse man auch in den schwedischen 
Gesteinen Wasser finden, wenn man bis zu diesem 
Sprung bohren würde. Die einzigen Stellen, wo Aus 
sicht vorhanden war, dafs man solche Bohrungen unter 
nehmen ‘würde, waren die abgelegenen Felsen und 
Inselchen, wo es so sehr an Wasser mangelte. 
Um nun Thatsachen zur Lösung seiner Aufgabe zu 
erlangen, hatte Baron Nordenskiöld schon im Jahre 
1885 Untersuchungen über den Salzgehalt des Wassers 
in Brunnen oder Minen in der Nähe der Seeküste an 
gestellt und einige wichtige Nachweise gesammelt. Ihm 
wurde mitgeteilt, dafs einige Brunnen, in sedimentären 
Schichten in der Nähe der Seeküste, salzfreies Wasser 
lieferten, trotzdem die Quellen 30 bis 75 m unter dem 
Seespiegel lägen. Als ein Kuriosum mag erwähnt 
werden, dafs ein Brunnen, der in losen sedimentären 
Schichten in Ivungsbacka gebohrt worden war, viel 
Wasser ergab, das 3 bis 4 m über den Seespiegel stieg, 
aber salzig war. 
Die so gesammelten Erfahrungen schienen — wenn 
sie auch weit davon entfernt waren, als beweiskräftig zu 
gelten — darauf hinzuweisen, dafs Wasser, welches durch 
Bohrungen auf felsigen Inseln erlangt würde, nicht 
salzig oder brakig, sondern frisches Trinkwasser sei. 
Deshalb schlug Nordenskiöld dem Chef der Lootsen- 
stationen vor, in dieser Richtung an einer geeig 
neten Station einen Bohrversuch anzuordnen. Infolge 
dieser Anregung wurde der erste Bohrversuch im Jahre 
1891 auf der kleinen Insel Svangen, südlich von Koster 
fjorden, ausgeführt. Er wurde eingestellt, nachdem man 
eine genügende Tiefe erreicht hatte, weil man einen 
langen Sprung angetroffen hatte, der von der See bis 
zum Bohrloch reichte. Die Örtlichkeit war nicht von 
jemand ausgewählt worden, der mit dem Gegenstand 
vertraut war. 
Nach diesem Mifslingen ruhte die Angelegenheit 
einige Jahre hindurch. Der nächste, der sie wieder 
aufnahm, war Baron Ruuth, der Generaldirektor der 
Lootsen, der ungeachtet der mifslungenen Bohrung auf 
Svangen anordnete, dafs ein zweiter Versuch in Arkö, 
in der Nähe von Braviken, gemacht würde. Diesmal 
wurde die Arbeit von Männern geleitet, die etwas davon 
verstanden, nämlich von Baron Nordenskiölds Sohn Gustav, 
dem Geologen Svenonius und dem Direktor Caselli. Es 
war im Mai 1894. Der gewählte Platz war eine flache 
Stelle neben der Lootsenstation, der Fels bestand aus 
Hornblende, Gneifs und Diorit. Die Ergebnisse waren 
sehr zufriedenstellend. Sobald die Tiefe von 35 m 
erreicht war, stiefs man auf ausgezeichnetes Wasser, 
dessen Menge 450 Liter per Stunde betrug. Das Bohr 
loch hatte 64 mm Durchmesser. Zuerst war das Wasser 
ein wenig gelblich, von dem Lehm in dem Sprung, dem 
Steinpulver und dem Bohröl, doch bald wurde es voll 
kommen klar. 
Wasser ist immer in einer Tiefe von 30 bis 35 m 
gefunden worden und ähnliche Bohrungen sind seitdem 
mit Erfolg an vierundvierzig verschiedenen Stellen aus 
geführt worden. Zuerst ist das Wasser vermischt mit 
dem Lehm der Spalten, dem Steinpulver und dem Bohröl, 
und es dauert eine gewisse Zeit, bis alles schmutzige 
Wasser weggepumpt ist, dann aber wird es bald so 
klar wie Krystall. In Stockholm hat es eine Tempe 
ratur von 6 bis 7° C., in Gelliavaara eine solche 
von 13° C. 
Die Bohrungen in hartem, dichtem Gestein würden 
in anderen Ländern aufserhalb Skandinaviens dasselbe 
Ergebnis haben. Baron Nordenskiöld ist überzeugt, 
dafs überall, wo harter massiver Fels vorkommt, Wasser 
auf demselben Wege wie in Schweden und in derselben 
Menge, d. h. von 500 bis 2000 Liter stündlich, bei 
mäfsigem Pumpen, zu erlangen ist. Stellen für solche 
Bohrungen können z. B. gefunden werden in vielen 
Teilen der Nordküste Afrikas, in Abessinien, Südafrika, 
Spanien und anderen Teilen der westlichen Mittelmeer 
länder, am Fufse des Sinai, in Griechenland und Klein 
asien und in dem trockenen Gebiet der Wasserscheiden 
der Canons Colorados. In den Tropen, wo es trockene 
und Regenzeiten giebt, können solche Brunnen zwar 
nicht das Wasser zu einer ausgedehnten Kulturanlage 
liefern, aber sie dauern aus und liefern, frei von allen 
Bakterien und Unreinlichkeiten, genügendes Wasser für 
Haushaltungszwecke, kleine Dörfer und für Gärten. 
Die praktische Bedeutung der Entdeckung Baron 
Nordenskiölds für den geographischen Forscher und das 
Interesse für dieselbe vom Standpunkt der physikalischen 
Geographie ist es wert, dafs auch die Leser dieser Zeit 
schrift ihr besondere Aufmerksamkeit schenken. 
Die periodische Wiederkehr kalter und warmer 
Sommerwetter. 
Dieses wiederholt untersuchte wichtige meteorologische 
Problem behandelt neuerdings Dr. Maurer (Zürich) im Juli 
heft der deutsch - österr. meteorologischen Zeitschrift. Aus 
einer Zusammenstellung über das Auftreten warmen und 
kalten Sommerwetters der letzten zwei Jahrhunderte, nach 
den überaus wertvollen Berliner Temperaturaufzeichnungen 
(beginnend mit dem Jahre 1719), hebt sich scharf und be 
stimmt das Resultat heraus, dafs jene beiden Kategorieen von 
Witterungsanomalieen zeitlich vortrefflich mit den von Ed. 
Brückner ermittelten Jahreszahlen der Klimaschwankungen 
seit 1700 übereinstimmen. Mit anderen Worten: die warmen 
und kalten Sommer wiederholen sich ebenfalls in nahe den 
selben Zeiträumen, wie die von Brückner in den säkularen 
Schwankungen der Temperatur konstatierten Wärme- und 
Kälteperioden. In den warmen Perioden mit Centren um 
1745/50, 1775/80, 1790/95, 1820/25, 1830/35 und 1860/70 finden 
wir vorwiegend die berühmten heifsen Sommer der vergan 
genen zwei Jahrhunderte gruppiert, dagegen in den Kälte 
perioden mit Centren um 1735/40, 1765/70, 1784/89, 1810/15, 
1836/45 und 1886/91 finden sich die nafskalten Sommer ver 
einigt. 
Aber noch mehr lehrt die nähere Betrachtung der von 
Dr. Maurer gegebenen Zusammenstellungen erkennen. Wie 
bekannt, darf man nach den Hellmann sehen Untersuchungen 
über gewisse Gesetzmäfsigkeiten im Wechsel der Witterung 
aufeinander folgender Jahreszeiten behaupten: Je wärmer der 
Winter ist, um so wahrscheinlicher wird auch der folgende 
Sommer zu warm sein. Daraus ist nun mit Notwendigkeit 
die Folgerung zu ziehen, dafs in den warmen Perioden mit 
den heifsesten Sommerwettern jedenfalls auch die sehr 
milden Winter zu finden sind. In der That entnehmen wil 
der Hellmannschen Statistik „Die milden Winter Berlins seit 
1720“, dafs die sieben wärmsten Winter Berlins seit 1720 
bis 1896, nämlich: 1795/96,1833/34, 1824/25, 1821/22, 1789/90, 
1865/66 und 1755/56 sich einzeln harmonisch in die Perioden 
der von Dr. Maurer gegebenen Gruppierung warmer Sommer 
wetter einreihen. 
Anderseits hat Hellmann aber auch nachgewiesen, dafs 
die grofsen Wärmeperioden der Klimaschwankungen wohl 
auch vorwiegend strenge Winter beherbergen werden. Be 
fragen wir die Hellmannsclie Statistik der strengen Winter 
Berlins von 1728/29 bis 1880/81, so giebt sie dem vollständig 
recht. Denn es ergiebt sich, dafs von den dort erwähnten 
56 kalten Wintern Berlins nahezu die Hälfte (27) auf die 
oben angesetzten warmen Perioden fallen; es sind dies die 
strengen Winter von 1757/58, 1759/60, — 1775/76, 1780/81, 
1783/84, — 1794/95, 1798/99, 1799/1800, — 1820/21, 1822/23, 
1827/28, 1828/29, 1829/30, 1830/31, 1835/36, — 1856/57, 
1857/58, 1860/61, 1863/64, 1864/65, 1869/70, 1870/71, 1871/72, 
1874/75, 1875/76, 1879/80, 1880/81.
	        
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