Die periodische Wiederkehr kalter und warmer Sommerwetter.
321
wird es uns nicht überraschen zu sehen, dafs die
jüngsten Schichten stark gefaltet sind, während ältere
Bildungen in der Nähe ganz ungestört erscheinen.“
War diese Beobachtung richtig, so schlofs Baron
Nordenskiöld daraus, dafs ein horizontaler Sprung im
allgemeinen in allen festen Gesteinen in einer unbe
deutenden | Tiefe und der Erdoberfläche Vorkommen
müsse, folglich müsse man auch in den schwedischen
Gesteinen Wasser finden, wenn man bis zu diesem
Sprung bohren würde. Die einzigen Stellen, wo Aus
sicht vorhanden war, dafs man solche Bohrungen unter
nehmen ‘würde, waren die abgelegenen Felsen und
Inselchen, wo es so sehr an Wasser mangelte.
Um nun Thatsachen zur Lösung seiner Aufgabe zu
erlangen, hatte Baron Nordenskiöld schon im Jahre
1885 Untersuchungen über den Salzgehalt des Wassers
in Brunnen oder Minen in der Nähe der Seeküste an
gestellt und einige wichtige Nachweise gesammelt. Ihm
wurde mitgeteilt, dafs einige Brunnen, in sedimentären
Schichten in der Nähe der Seeküste, salzfreies Wasser
lieferten, trotzdem die Quellen 30 bis 75 m unter dem
Seespiegel lägen. Als ein Kuriosum mag erwähnt
werden, dafs ein Brunnen, der in losen sedimentären
Schichten in Ivungsbacka gebohrt worden war, viel
Wasser ergab, das 3 bis 4 m über den Seespiegel stieg,
aber salzig war.
Die so gesammelten Erfahrungen schienen — wenn
sie auch weit davon entfernt waren, als beweiskräftig zu
gelten — darauf hinzuweisen, dafs Wasser, welches durch
Bohrungen auf felsigen Inseln erlangt würde, nicht
salzig oder brakig, sondern frisches Trinkwasser sei.
Deshalb schlug Nordenskiöld dem Chef der Lootsen-
stationen vor, in dieser Richtung an einer geeig
neten Station einen Bohrversuch anzuordnen. Infolge
dieser Anregung wurde der erste Bohrversuch im Jahre
1891 auf der kleinen Insel Svangen, südlich von Koster
fjorden, ausgeführt. Er wurde eingestellt, nachdem man
eine genügende Tiefe erreicht hatte, weil man einen
langen Sprung angetroffen hatte, der von der See bis
zum Bohrloch reichte. Die Örtlichkeit war nicht von
jemand ausgewählt worden, der mit dem Gegenstand
vertraut war.
Nach diesem Mifslingen ruhte die Angelegenheit
einige Jahre hindurch. Der nächste, der sie wieder
aufnahm, war Baron Ruuth, der Generaldirektor der
Lootsen, der ungeachtet der mifslungenen Bohrung auf
Svangen anordnete, dafs ein zweiter Versuch in Arkö,
in der Nähe von Braviken, gemacht würde. Diesmal
wurde die Arbeit von Männern geleitet, die etwas davon
verstanden, nämlich von Baron Nordenskiölds Sohn Gustav,
dem Geologen Svenonius und dem Direktor Caselli. Es
war im Mai 1894. Der gewählte Platz war eine flache
Stelle neben der Lootsenstation, der Fels bestand aus
Hornblende, Gneifs und Diorit. Die Ergebnisse waren
sehr zufriedenstellend. Sobald die Tiefe von 35 m
erreicht war, stiefs man auf ausgezeichnetes Wasser,
dessen Menge 450 Liter per Stunde betrug. Das Bohr
loch hatte 64 mm Durchmesser. Zuerst war das Wasser
ein wenig gelblich, von dem Lehm in dem Sprung, dem
Steinpulver und dem Bohröl, doch bald wurde es voll
kommen klar.
Wasser ist immer in einer Tiefe von 30 bis 35 m
gefunden worden und ähnliche Bohrungen sind seitdem
mit Erfolg an vierundvierzig verschiedenen Stellen aus
geführt worden. Zuerst ist das Wasser vermischt mit
dem Lehm der Spalten, dem Steinpulver und dem Bohröl,
und es dauert eine gewisse Zeit, bis alles schmutzige
Wasser weggepumpt ist, dann aber wird es bald so
klar wie Krystall. In Stockholm hat es eine Tempe
ratur von 6 bis 7° C., in Gelliavaara eine solche
von 13° C.
Die Bohrungen in hartem, dichtem Gestein würden
in anderen Ländern aufserhalb Skandinaviens dasselbe
Ergebnis haben. Baron Nordenskiöld ist überzeugt,
dafs überall, wo harter massiver Fels vorkommt, Wasser
auf demselben Wege wie in Schweden und in derselben
Menge, d. h. von 500 bis 2000 Liter stündlich, bei
mäfsigem Pumpen, zu erlangen ist. Stellen für solche
Bohrungen können z. B. gefunden werden in vielen
Teilen der Nordküste Afrikas, in Abessinien, Südafrika,
Spanien und anderen Teilen der westlichen Mittelmeer
länder, am Fufse des Sinai, in Griechenland und Klein
asien und in dem trockenen Gebiet der Wasserscheiden
der Canons Colorados. In den Tropen, wo es trockene
und Regenzeiten giebt, können solche Brunnen zwar
nicht das Wasser zu einer ausgedehnten Kulturanlage
liefern, aber sie dauern aus und liefern, frei von allen
Bakterien und Unreinlichkeiten, genügendes Wasser für
Haushaltungszwecke, kleine Dörfer und für Gärten.
Die praktische Bedeutung der Entdeckung Baron
Nordenskiölds für den geographischen Forscher und das
Interesse für dieselbe vom Standpunkt der physikalischen
Geographie ist es wert, dafs auch die Leser dieser Zeit
schrift ihr besondere Aufmerksamkeit schenken.
Die periodische Wiederkehr kalter und warmer
Sommerwetter.
Dieses wiederholt untersuchte wichtige meteorologische
Problem behandelt neuerdings Dr. Maurer (Zürich) im Juli
heft der deutsch - österr. meteorologischen Zeitschrift. Aus
einer Zusammenstellung über das Auftreten warmen und
kalten Sommerwetters der letzten zwei Jahrhunderte, nach
den überaus wertvollen Berliner Temperaturaufzeichnungen
(beginnend mit dem Jahre 1719), hebt sich scharf und be
stimmt das Resultat heraus, dafs jene beiden Kategorieen von
Witterungsanomalieen zeitlich vortrefflich mit den von Ed.
Brückner ermittelten Jahreszahlen der Klimaschwankungen
seit 1700 übereinstimmen. Mit anderen Worten: die warmen
und kalten Sommer wiederholen sich ebenfalls in nahe den
selben Zeiträumen, wie die von Brückner in den säkularen
Schwankungen der Temperatur konstatierten Wärme- und
Kälteperioden. In den warmen Perioden mit Centren um
1745/50, 1775/80, 1790/95, 1820/25, 1830/35 und 1860/70 finden
wir vorwiegend die berühmten heifsen Sommer der vergan
genen zwei Jahrhunderte gruppiert, dagegen in den Kälte
perioden mit Centren um 1735/40, 1765/70, 1784/89, 1810/15,
1836/45 und 1886/91 finden sich die nafskalten Sommer ver
einigt.
Aber noch mehr lehrt die nähere Betrachtung der von
Dr. Maurer gegebenen Zusammenstellungen erkennen. Wie
bekannt, darf man nach den Hellmann sehen Untersuchungen
über gewisse Gesetzmäfsigkeiten im Wechsel der Witterung
aufeinander folgender Jahreszeiten behaupten: Je wärmer der
Winter ist, um so wahrscheinlicher wird auch der folgende
Sommer zu warm sein. Daraus ist nun mit Notwendigkeit
die Folgerung zu ziehen, dafs in den warmen Perioden mit
den heifsesten Sommerwettern jedenfalls auch die sehr
milden Winter zu finden sind. In der That entnehmen wil
der Hellmannschen Statistik „Die milden Winter Berlins seit
1720“, dafs die sieben wärmsten Winter Berlins seit 1720
bis 1896, nämlich: 1795/96,1833/34, 1824/25, 1821/22, 1789/90,
1865/66 und 1755/56 sich einzeln harmonisch in die Perioden
der von Dr. Maurer gegebenen Gruppierung warmer Sommer
wetter einreihen.
Anderseits hat Hellmann aber auch nachgewiesen, dafs
die grofsen Wärmeperioden der Klimaschwankungen wohl
auch vorwiegend strenge Winter beherbergen werden. Be
fragen wir die Hellmannsclie Statistik der strengen Winter
Berlins von 1728/29 bis 1880/81, so giebt sie dem vollständig
recht. Denn es ergiebt sich, dafs von den dort erwähnten
56 kalten Wintern Berlins nahezu die Hälfte (27) auf die
oben angesetzten warmen Perioden fallen; es sind dies die
strengen Winter von 1757/58, 1759/60, — 1775/76, 1780/81,
1783/84, — 1794/95, 1798/99, 1799/1800, — 1820/21, 1822/23,
1827/28, 1828/29, 1829/30, 1830/31, 1835/36, — 1856/57,
1857/58, 1860/61, 1863/64, 1864/65, 1869/70, 1870/71, 1871/72,
1874/75, 1875/76, 1879/80, 1880/81.