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Full Text: Globus, 72.1897

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E. Deschampe Reise auf Cyperu. 
logischen Gegenstände vorgeführt. Von den Karaiben 
Livingstons z. B. war zwar die Serpiente (rugüma) da, 
welche zum Auspressen der gemahlenen Kassave dient, 
nicht aber ihr Reibapparat, die Spatel und andere Dinge. 
Yon San Salvador waren zwar kleine Trachtenfiguren 
ohne Herkunftsangabe ausgestellt, ich glaube aber, dafs 
es blofse Phantasiegebilde waren, da ich in der ge 
nannten Republik, die ich doch so ziemlich nach allen 
Richtungen hin durchstreift habe, nirgends irgendwelche 
ähnliche Trachten beobachtet habe. 
Im grofsen ganzen darf man sagen, dafs die mittel 
amerikanische Ausstellung ein recht übersichtliches Bild 
von der Produktion, von der Tierwelt und dem Holz 
reichtum der einzelnen Länder, sowie von der Höhe 
ihrer Kultur gegeben hat; in Bezug auf die geistige 
Kultur ist freilich hervorzuheben, dafs gar vieles von 
dem vorhandenen Guten auf die Rechnung der in Mittel 
amerika wohnenden Ausländer zu setzen ist, was be 
sonders auffällig in Costarica hervortritt. Manche 
wertvolle geographische Arbeiten sind dem Beschauer 
vorgeführt worden und es wurde ein lehrreicher Einblick 
in die Archäologie von Guatemala und San Salvador, 
sowie in die Ethnologie Guatemalas gewährt, so dafs 
auch der Geograph, Archäologe oder Ethnograph 
manchen Nutzen und Anregung aus der Schaustellung 
ziehen konnte, und in diesem Sinne mufs man zugestehen, 
dafs die Ausstellung, die unter Überwindung zahlloser 
Schwierigkeiten zustande kam und mit äufserst ungün 
stigen Umständen zu ringen hatte, wirklich eine recht 
anerkennenswerte Leistung war, wenn sie auch trotz 
der wirklich hübschen äufseren und inneren Ausstattung 
nicht dem Ideal entsprochen haben mag, das ihr Ver 
anstalter, der gegenwärtige Präsident von Guatemala, 
General Don José Maria Reina Barrios, sich von ihr und 
ihrem Nutzen für das ganze Land vorgestellt haben 
dürfte. 
E. Desdi amps Reise auf Cypern. 
i. 
Durchliest man die neueren Werke von Forschern 
über Reisen und Studien an Stätten, die eine grofse, 
ruhmreiche Vergangenheit gehabt, so wird man unwill 
kürlich an das ewig wahre Wort unseres Schiller er 
innert, wenn er dem alten Attinghausen in seinem 
„Teil“ die Worte in den Mund 
legt: 
„Das Alte stürzt; es ändert 
sich die Zeit, 
Und neues Leben blüht aus 
den Ruinen.“ 
Leider ist dieses „neue“ Leben 
aber oft nicht im Entferntesten 
mit dem „alten“ zu verglei 
chen und an der Stelle präch 
tiger Tempel und Profan 
bauten stehen heute nur 
einige elende Lehm- oder 
Strohhütten. Eine solche Stätte 
des Erdballes, auf welche das 
Gesagte Anwendung findet, 
ist auch die Insel Cypern. 
Vor wenigen Jahren hat ein 
deutscher Forscher, Ohne- 
falseh Richter, unsere Lit- 
teratur mit einem Prachtwerk 
bereichert, welches uns die 
Ergebnisse langjähriger For 
schungsarbeit dortselbst näher 
brachte und auch an dieser 
Stelle gebührend gewürdigt 
wurde ü Infolge seines hohen 
Preises dürfte das Werk aber nur in die Hände Weniger 
gekommen sein; um so willkommener dürfte deshalb 
unseren Lesern die nachfolgende Schilderung sein, welche 
wir einem kürzlich in „Tour du Monde“ 1897, Lfg. 14 
bis 16, erschienenen Reisebericht des französischen For 
schers E. Deschamps auszugsweise entnahmen und 
welche hauptsächlich das heutige Cypern schildert. 
1 ) Ohnefalsch Richter, Kypros, die Bibel und Homer. 
Berlin 1893. (Yergl. die Besprechung im „Globus“, Bd. 64, 
S. 381.) 
Anfang Dezember 1892 landete Deschamps in Lar- 
naka an der Südostküste der Insel. Der erste Anblick 
der Stadt ist der der Dürftigkeit: magerer Pflanzen 
wuchs, im Hintergründe einige schlanke Palmen, in der 
Ferne sanft ansteigende Hügel bilden die Staffage zu 
einer langen Reihe ein- bis 
zweistöckiger Häuser; etwa 
200 m vom Landungsplätze 
entfernt liegt ein altes, 1625 
von den Türken gegründetes 
Fort, welches zur Zeit als Ge 
fängnis dient. Die Strafsen 
sind meist eng und schmutzig, 
schlecht oder gar nicht ge 
pflastert und dienen zahl 
reichen Hunden als Tummel 
platz. Die Häuser, meistens 
aus gestampfter Erde erbaut, 
sind mit einem Dach aus 
dichten Gipsplatten gedeckt. 
Die Stadt ist in zwei wohl 
unterschiedene Teile geteilt: 
in das Strandviertel oder 
„Skala“ und in die obere Stadt, 
das eigentliche Larnaka, von 
der „Skala“ ein wenig über 
1 km entfernt. Die Bevölke 
rung besteht hauptsächlich 
aus Griechen und Türken, 
welche in getrennten Stadt 
vierteln wohnen; im Anfang 
unseres Jahrhunderts soll Lar 
naka viel bevölkerter gewesen 
sein als heute, wo es nach der Zählung von 1891 nur 
7600 Einwohner hat. 
Etwa 100 m von der Stadt, beim Herauskommen 
aus der Strafse, welche das türkische von dem griechi 
schen Viertel trennt, bemerkt man ein eigentümliches 
megalithisches Denkmal, welches im Lande den Namen 
„Haghia Phaneromeni“ oder „Heilige Erscheinung“ führt. 
Der Ort dient als Betstelle und verdient eine eingehen 
dere Beschreibung. Der Monolith selbst ist ein grofser 
Kalkblock von 8,05 m Länge, 4,50 m Breite und 3,50 m 
Höhe an der höchsten Stelle. Im Innern sind zwei
	        
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