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Full Text: Globus, 72.1897

Bücherschau. 
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lungeix sind als besonders charakteristisch das Schnitzen von 
Bildnissen, Waschungen der Hütten durch Weiber, Kinder 
züchtigungen und tolle Tänze und Wälzereien unter Schreien 
und Lachen zu erwähnen. Es finden auch grofse Umzüge 
statt, welche sich teilweise sogar auf die Häuser der Ver 
wandten in benachbarten Dörfern erstrecken. 
Zur Illustration eines dritten der grofsen Katschinafeste, 
des Palülükonti, begnügen wir uns, zwei Abbildungen von 
geschnitzten Bildnissen, bezw. Puppen von Katschinas wieder 
zugeben, einen Kornmann und ein Kornmädchen, Schälako 
taka und Scbälakomana. (S. Fig. 6 u. 7.) 
Schliefslich seien noch einige Worte über die kleinen 
Katschinas gesagt, welche im Gegensatz zu den grofsen 
jährlichen einem geringeren Wechsel unterworfen sind, abge 
sehen von dem Hauptmerkmal, dafs die Altäre bei denselben 
fehlen. Ihre Hauptcharakteristika sind im übrigen aufser den 
gewöhnlichen Tänzen unmäfsiges Essen und anderer wider 
licher Unfug, vielerlei rohe oder auch komische Tollheiten 
und Obscönitäten. Zu einem der Feste, dem Pawikkatschina, 
gehört die letzte Abbildung, Fig. 8 , S. 384. 
Bei diesem Feste, das Fewkes 1892 in Sitcomovi beobach 
tete , handelte es sich um die Entsendung junger Leute, 
welche die Bewohner eines Nachbarortes zu den Tänzen ein- 
laden sollten. Die dabei benutzten Masken waren cylinder- 
förmig, hatten Schlitze für die Augen, abstehende Ohren und 
eine gurkenförmige Nase (Fig. 8 ). Dr. Karl Neukirch. 
Bücherschau. 
Hann, Hoclistetter, Pokorny: Allgemeine Erdkunde. | 
II. Abteilung. Die feste Erdrinde und ihre Formen. Von 
Ed. Brückner. Fünfte, neubearbeitete Auflage. Prag, 
Wien, Leipzig, F. Tempsky, 1898. 
In vollständig neuer Form erscheint hier ein altbekanntes, 
wohlbewährtes Werk; der ganze Band hat von seinem neuen 
Bearbeiter eine durch die Fortschritte der Wissenschaft 
unabweislich geforderte Umänderung erfahren, die ihn zu 
einem fast neuen Werke stempelt. Nach einer kurzen Aus 
einandersetzung über Zusammensetzung und Volumen der 
Lithosphäx-e, das Verhältnis und die Verteilung von Wasser 
und Land und einem Hinweis auf den Formenreichtum 
der Erdoberfläche, wird in dem ersten der drei grofsen 
Abschnitte des Buches ein kurzgedrängter Abrifs der Geo 
logie gegeben. Hieran schliefst sich als zweiter Haupt 
abschnitt eine Beschreibung der Kräfte, welche gestaltend 
auf die Erdoberfläche einwirken, der umfangreichste des 
ganzen Werkes. Zuerst werden die endogenen Vorgänge, 
Magmabewegungen, Strandverschiebungen und Krusten 
bewegungen, nebst ihren Ursachen und Wirkungen, der 
Tiefentemperatur und den Erdbeben, dann die exogenen 
Vorgänge erörtert und als Schlufsabschnitt die Formen der 
festen Erdrinde in den drei grofsen Kapiteln über Konti 
nentalblock und Tiefseeregion, über die Morphologie des 
Meeres und die Morphologie der Landoberfläche der Dis 
kussion unterzogen. Das Ganze ist durch etwa 180 Abbil 
dungen im Text illustriert, von denen über die Hälfte für 
diesen Zweck neu angefertigt wurden. Dieselben seien hier 
besonders erwähnt, weil sich darunter Abbildungen finden, 
die für den Zweck ausgezeichnet geeignet sind. Hierher 
möchte ich u. a. die Wiedergabe der Isotachen der Rhone 
rechnen, die das eidgenössische hydrometrische Bureau zur 
Verfügung gestellt hat, vor allem aber die Holzschnitte, 
welche nach den Originalphotograpliieen des Verfassers 
angefertigt wurden, ln den speciell morphologischen Teilen 
ist ein Einflufs der Richtung Pencks unverkennbar; es zeigt 
sich dieses nicht allein in dem — wenn auch beschränkten — 
Gebrauch der Wörter, die Penck in so weitgehendem Mafse 
in seiner „Morphologie der Erdoberfläche“ zur Anwendung 
gebracht hat, und die, wenn auch noch so richtig etymo 
logisch gebildet, in dieser weitgehenden Anwendung, ver 
bunden mit der Specialisienxng der Typen, doch Widerspruch 
von manchen Seiten hervorgerufen hat. Als Beispiel für 
diese Richtung mag nur auf den „kataklinalen Denudations 
durchbruch“ (S. 319) hingewiesen werden. Auch in der 
ganzen Disposition des dritten Abschnittes, die von den 
morphologischen Gesichtspunkten ausgeht und demnach in 
dem dritten Kapitel nach einander die Ebenen, Stufen, 
Berge, Thäler, Thallandschaften, Becken, Beckenland- 
sChaften u. s. w. zur Besprechung kommen läfst, ist ein 
Anklang an Penck deutlich zu erkennen. Hierin liegt auch 
— abgesehen von dem Abschnitt über Petrographie und 
histoi'ische Geologie — ein wesentlicher Unterschied von den 
betreffenden Teilen der „Grundzüge der physischen Erd 
kunde“ Supans, mit denen man wohl unwillkürlich im Geiste 
diejenigen des vorliegenden Buches zusammenhält, obwohl 
eine derartige Vergleichung ihre sehr grofsen Schwierigkeiten 
besitzt. Die Supansche Einteilung ist eine mehr genetische, 
auf der Struktur des Landes begründete, und unterscheidet 
deshalb in erster Linie das Gebiet der Flachschichtung von 
dem Faltenland und Schollenland. Durch die Betrachtung 
der Umwandlungen, die diese erfahren, kommt Supan dann 
auf die morphologischen Typen, während bei Brückner nach 
Pencks Vorgang gleiche morphologische Typen zusammen- 
gefafst und deren Genesis besprochen wird. Welche Methode 
den Vorzug verdient, dürfte verschieden beurteilt werden, 
jedoch betrachtet es Referent unter allen Umständen gewifs 
I nicht als Nachteil, dafs beide angewandt wurden, und die 
vielen nichtfachmännischen Leser, die erfahrungsgemäfs sich 
gewöhnt haben, das vorliegende Buch zu benutzen, ebenso 
wie viele Fachmänner, werden dem Verfasser gewifs dankbar 
sein für seine kurzgefafste Darstellung des Stoffes im Penck- 
schen Sinne. Auch im übrigen kann das Werk warm 
empfohlen werden, und daran ändern einige Ausstände nichts, 
die dem Referenten bei der Durchsicht aufgefallen sind. Es 
mögen davon nur die „unpaarzähigen“ Huftiere erwähnt 
werden, die auf S. 79 mehreremale auftreten, sowie Aus 
drücke, die wie „Zerthalung“ (S. 392) nach des Referenten 
Ansicht nicht gerade allzu schön klingen. Die besondere 
Ausscheidung der „Felsausrutschungen“ (S. 196), da sie sich 
doch in nichts wesentlichem von den gleich darauf erwähnten 
Felsschlipfen unterscheiden, ist kaum begründet. Auch ist 
der Referent mit dem Verfasser nicht vollständig einver 
standen in Bezug auf die Rolle der Abschmelzung der 
Gletscher von unten (S. 245), die Gröfse des Einflusses des 
Bärschen Gesetzes (S. 232), die ohne jede Einschränkung 
anerkannt wird, sowie über die Erklärung der sogenannten 
Dui’chbruchsthäler mit fast vollständigem Ausschlufs der 
„retrograden“ Erosion (S. 321). In Bezug auf den letzten 
Punkt möchte ich nur an den Rheindurchbruch Vaduz — 
Sargans erinnern. Dies alles sind jedoch Sachen, die das 
dem Wei'ke erteilte Lob nicht mindern können, so dafs auch 
diese neue Auflage den altbewähx-ten Ruf des Wex'kes be 
wahren wird. Dx\ G. Greim. 
Prof. Dr. F. Regel: Thüringen. Ein landeskundlicher 
Grundrifs. Mit einem Titelblatt, einer Px-ofiltafel und 
60 Abbildungen. Jena, Gustav Fischer, 1897. 223 S. 
Preis in Originaleinband 5 Mk. 
Es ist zweifellos eine höchst verdienstvolle Ax’beit 
gewesen, allen denen , die nicht in der Lage siixd, R e g e 1 s 
grofses, dx-eiteiliges Handbuch von Thüringen selbst zu 
studieren, in knappen Zügen ein abgerundetes geographisches 
Charakterbild dieser bedeutenden mitteldeutschexr Landschaft 
zu bieten; nicht blofs die Lehrei’kx’eise wex’den diesen zudem 
sehr wohlfeilen Grundxdfs mit Freuden b^grüfsen, auch der 
Fachgeograph wird mit Vorteil nach diesem neuen Buche 
greifexx, das in konzentrierter Foxmx doch alles Wichtige 
bietet, wie dies Referent bereits auf Grund eigexxer Erfahrung 
bei einer Reihe von Vorträgen über die Geographie von 
Deutschland bezeugen kann. 
Nach einem Überblick über die geographische Lage xxxxd 
den Schichtenaufbau, sowie die geologische Entwickelung 
Thüringens werden die heutigen Oberflächenfox-men und die 
Gewässer auf über 30 Seiten dax-gelegt, dann das Klima, 
sowie die Pflanzen- und Tiei’welt behandelt. Sehr ausfühx - - 
lich ist der anthx-opogeogx’aphische Teil, der die Bewohner 
und die kultux’ellen Beziehungen in zwei Abschnitten um- 
fafst. Thüx-ingens Bewohner in vorgeschichtlicher und ge 
schichtlicher Zeit, ihre anthropologischen Merkmale, ihre 
Sitten und Gebräuche sind ziemlich ausführlich skizziert; ein 
Artikel über die Sprache stammt wieder, wie in dem Hand 
buche, von der sachkundigen Feder Dr. Hertels. Von hervor- 
ragend geographischem Interesse sind daxxn die Mitteilungen 
über den Bodeixwert und die Bodenbenutzung, sowie viele 
Ausführungen über bestimmte Zweige des Gewei'bes uxxd 
der Industrie, die im Thüringer Lande entweder endogen 
sind oder doch daselbst eine px-ägnante Entwickelungsrichtung 
eingeschlagen haben; ich denke z. B. an die Porzellanmanu 
faktur , an die Glasfabrikation, die Spielwarenindustrie, die 
Waffenherstellung, die Wollenwebex-eien u. s. w. Manchmal 
freilich dürfte hier ixx diesem Abschnitte dexVHerr Vex-fasser 
infolge der Menge des ihm so geläufigen Matei’iales zu sehr 
auf Einzelheiten eingegangen sein, es ist manches aufgezählt,
	        
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