E. Mosbach: Streifzüge in den bolivianischen Anden.
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Wickelung auch die materielle Basis, ein fruchtbarer
Boden (Löfs), nicht fehlte. Dieses Kulturvolk errichtete
lange vor der 500jährigen, weisen Herrschaft der Inkas
unvergängliche Denkmäler.
Im Norden wird die Pampahochebene in der Provinz
Muhecas von einer Cordillere begrenzt, die die Küsten-
cordillere mit der Hauptcordillere verbindet, also von
Westen nach Osten läuft, aber von keiner weiteren Be
deutung ist. Im Osten bildet die Cordillera Oriental die
Grenze. Dieser gewaltige Gebirgszug erstreckt sich bis
ungefähr zur Hälfte der Pampaebene und endet in das
weit ausgedehnte gebirgige Hochland der Departements
Potosi und Chuquisaca, welches im Osten bis in die
Provinz Santa Cruz de la Sierra, im Süden bis an die
Argentinische Republik reicht und hier die Puna- und
Pampaebene abschliefst. Der nördliche Teil der Cordillera
Oriental ist die majestätische Cordillera Real (Hauptcordil
lere), auch Cordillera de Yungas genannt, mit einer mitt
leren Kammhöhe von 5200 m und einer Schneegrenze von
4800 mü.M. Sie trägt den 6550m hohen Illampu oder Cerro
de Sorata und den 6400 m hohen, dreigipfeligen Ilimani,
die nächst dem 6830 m hohen Aconcagua in Chile die
höchsten Berge Amerikas sind.
Auf den östlichen und nördlichen Abhängen der Cor
dillera Real liegen die herrlichen Valleländer (wörtlich:
Thalländer) der Provinz Yungas.
Man gelangt in dieselben am schnellsten und be
quemsten von La Paz aus über den etwa 4600 m ü. M.
hohen Engpafs, der fast in der Mitte zwischen dem
Illampu und dem Ilimani liegt. Ein künstlicher, teils
in Felsen gehauener, teils aus Granitstufen hergestellter,
Ilimani.
weiteren Schutz durch kleine schmarotzende Pflanzen
fanden. Derartige Gebilde finden sich in Nordamerika
im Thale des Rio grande (Kolorado) in weit gröfseren
Dimensionen vor, aber auch in Europa bei Meran, bei
Bozen, und zwischen Innsbruck und Matrei sieht man
ähnliche Säulen, wenn auch in bescheidenen Formen.
Auf der Pampaebene liegen noch mehrere kleinere
Städte, wie Sicasica, Achacachi, Huancani u. a., und viele
Dörfer und Estancias; dieses Hochland ist überhaupt der
bevölkertste Teil Bolivias.
Man hat die Pampahochebene mit Tibet, dem süd
lichsten und höchsten Plateau des grofsen Hochlandes
von Hinterasien verglichen und in gewisser Beziehung
ist der Vergleich auch berechtigt. Beide liegen hoch
über dem Meere, sind von Bergen und Flüssen durch
zogen, mit Seen bedeckt und haben auch in den klima
tischen Verhältnissen, sowie in der Ansammlung und
Ausstrahlung der Elektrizität einige Ähnlichkeit. Allein
das tibetanische Plateau liegt zwischen dem 27. und 37.
Grade nördlicher Breite 4600 m, das bolivianische Plateau
dagegen zwischen dem 16. und 17. Grade südlicher
Breite, also noch in der Tropenzone, mehr oder weniger
4000 m über dem Meere. Infolge dieses Höhenunter
schiedes und der geographischen Lage ist das Klima der
beiden Ebenen wesentlich voneinander verschieden;
dort ein rauhes winterliches, hier höchstens ein herbst
liches. Dies ist der Hauptgrund, weshalb in dem asia
tischen Hochlande von jeher eine spärliche Bevölkerung
sefshaft war, die keine nennenswerten Zeichen ihres
Daseins hinterliefs, wogegen die Titicaca-Hochebene
schon frühzeitig ein Volk beherbergte, zu dessen Ent-
Fig. 6. Erdsäulen bei La Paz. Originalzeichnung von Mosbach.