Bücherschau.
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halb zum Staatsgefangenen machte, doch zeigt schon ein
kurzer Blick in das Buch mit seinem Reichtum an praktischen
Notizen für einen etwaigen Nachfolger, dafs der Verf. seine
Zeit ausgenutzt hat, und läfst mit Spannung der Verarbeitung
der wissenschaftlichen Resultate entgegensehen, auf die an
einigen Stellen hingewiesen scheint. Ein aufserordentlicher
Vorzug des Werkes sind aber die in so aufserordentlich
reicher Anzahl beigegebenen tadellosen Lichtdrucke, die
zusammen mit der beigegebenen Kartenskizze es ermöglichen,
sich an der Hand der Reiseschilderung eine klare Anschau
ung der bereisten Gegend zu bilden. Wir müssen es dem
Autor zu besonderem Lob anrechnen, dafs er augenscheinlich
auf diese reichhaltige Ausstattung mit seinen photographischen
Aufnahmen ein Hauptgewicht gelegt hat, die mehr wie jede
langgedehnte Reiseschilderung sprechen und den Charakter
der Gegend veranschaulichen. Sie zeigen, dafs die Gegenden
am Aconcagua sich in Bezug auf imponierende Gipfel, grofs-
artige Thalschlüsse und hochalpine Rundsichten mit unseren
Alpen vollständig messen können. Was sie aber von diesen
auf den Bildern auf den ersten Blick unterscheidet, sind vor
allem die riesigen Trümmermassen und Schuttkegel, die oft
weit an den Bergen in die Höhe ziehen, die fast durchweg
aufserordentlich starke Schuttbedeckung der Gletscher, die
es an vielen Stellen schwer, ja unmöglich machte, das Vor
handensein von Eis mit Sicherheit festzustellen, und der selbst
in relativ noch nicht sehr hochgelegenen Gegenden auf
tretende Mangel an Vegetation.
Darmstadt. Dr. G. Greim.
Constantin Freiherr v. Hormuzaki: Die Schmetter
linge (Lepidoptera) der Bukowina. (Aus den Ver
handlungen der k. k. zoologisch - botanischen Gesellschaft
in Wien [Jahrg. 1897] besonders abgedruckt.)
Die vorliegende Arbeit zerfällt in zwei Teile. In der
Einleitung zum ersten Teil weist der Verf. auf die höchst
merkwürdige Zusammenstellung hin, in der die verschiedenen
Arten von Schmetterlingen in der Bukowina auftreten, wobei
eine gewisse, auch bei der Flora und der gesamten übrigen
Fauna wahrzunehmende Gesetzmäfsigkeit herrscht, sowohl
in dem Beisammenwohnen sonst grundverschiedener Elemente,
als auch der scharfen, regelmäfsig verlaufenden Arealgrenzen
vieler Arten, die gerade dieses Gebiet durchschneiden. Ebenso
bemerkenswert ist die Erscheinung, dafs manche sonst über
weite Länderstrecken gleichmäfsig verbreitete Arten in der
Bukowina verschiedene, durch eine scharfe Grenzlinie ge
sonderte Gebiete bewohnen. Floristisch zerfällt das behandelte
Gebiet in die drei der von Kerner von Marilaun aufgestellten
Florengebiete: die baltische, die pontische und die alpine
Region. Verf. zählt dann die Arten auf, die in den ein
zelnen Regionen bisher gefunden wui'den. In einer dem
ersten Teil beigegebenen Karte sind die einzelnen Gebiete
verschiedenfarbig eingetragen:
I. Pontisches Gebiet, bis 350 oder 450 m Seehöhe.
A. Laubwaldregion, kontinentales Klima; B. Ursprüng
liche Steppen wiesen, trockenes kontinentales Klima.
II. Baltisches Gebiet, feuchtes Klima. A. Montane
Region, von 350 (oder im südlichen Teile des Landes 450 m)
bis 600 m (oder 900 m); B. Obere montane (subalpine)
Region von 800 oder 900 m aufwärts bis zur Baumgrenze.
III. Alpine Region. Krummholz und Alpen
matten über der Baumgrenze, einschliefslich der über
1400 m hohen Plateaus und Kämme mit ursprünglicher
\\ iesenVegetation. Baumgrenze zwischen 1500 und 1600 m.
Im zweiten Teil werden 132 Arten bisher aus der Buko
wina bekannt gewordener Schmetterlinge, und zwar nur
Macrolepidoptera aufgeführt, die Fundorte genau angegeben
und ihre Varietäten eingehend besprochen.
Grabow sky.
H. Gl. Lyons : A Report on the Island and Temples
of Philae. With an introductory note by W. E. Garstin,
C. M. CI. (Printed by Order ofH. E. Hussein Faaliri Pasha,
Minister of public works in Egypt, 1897.)
Vor einigen Jahren machte das Mitglied des Irrigation
Depai’tments von Ägypten, Herr Willcocks, den Vorschlag,
um für Ackerbauzwecke mehr Wasser zu gewinnen, einen
hohen Damm bei Assuan, wenige Meilen nördlich von der
kleinen berühmten Nilinsel Philae, zu errichten. Ein Sturm
der Entrüstung brach nun in England und überall bei Alter
tumsfreunden aus, denn die Errichtung des Dammes und die
Stauung des Wassers bedeutete den Untergang der herrlichen
Ruinen auf Philae. Infolgedessen arbeitete Garstin ein
anderes Projekt aus, wonach das Wasser 9 in weniger hoch
aufgestaut und dadurch erreicht werden sollte, dafs der
gröfsere Teil der Ruinen dauernd über dem Wasserspiegel
blieb. Nun mufste aber noch untersucht werden, ob durch
die Stauung das Wasser die Fundamente der Ruinen und
so diese selbst nicht doch gefährdet seien, da bekanntlich
viele der altägyptischen Bauten nur ganz flache Fundamente
besitzen. Mit dieser Untersuchung wurde Kapitän H. G. Lyons
betraut, und das Buch, dessen Besprechung wir in kurzem
Auszuge, weil es uns direkt nicht zugänglich, der Zeitschrift
Nature (10. Juni 1897) entnehmen, ist das Ergebnis seiner
dreijährigen Untersuchungen. Es ging aus den Nachgrabungen
z. B. hervor, dafs die Grundmauern des Isistempels auf Philae
bis auf den anstehenden Fels hinabreichen, d. h. das beinahe
so viel Mauerwerk unter der Erde liegt, als über derselben.
In vielen anderen Ruinen beträgt die Tiefe der Fundamente
5 m, so dafs sie bereits unter das Grundwasserniveau herunter
gehen und eine Strukturveränderung infolge des Aufstauens
des Nils nicht erfolgen würde. — Merkwürdig scheint es,
dafs Lyons keine Überreste von Bauwerken fand, die älter
sind als aus der Zeit von Nectanebus, des letzten eingebo
renen Königs Ägyptens, um etwa 360 v. Ohr. Geburt, obwohl
doch bis um 3500 v. Ohr. die ägyptischen Beamten stets auf
ihrem Wege gen Süden hier Station gemacht haben werden.
Es ist dies wahrscheinlich so zu erklären, dafs die Erbauer
der Paläste für Nectanebus das Material zu den Bauten dem
Material der älteren Bauten entnahmen. Zahlreiche (67)
Tafeln geben die wichtigsten Bauten in Philae im Bilde
wieder und dienen dem Werke zur grofsen Zierde.
Berghaus : Chart of the World, 12. Aufl. Gotha, Justus
Perthes, 1897.
Vor kurzem ist die 12. Auflage der bis jetzt unüber
troffenen „Chart of the World“ von Berghaus erschienen.
Gegen ihre Vorgänger zeichnet sie sich aus durch eine Reihe
von Verbesserungen, die dem Handgebrauch sehr zu Gute
kommen. Davon ist besonders hervorzuheben die übersicht
liche Darstellung des Seeverkehrs, der in der neueren Karte
in roten Linien zum Ausdruck kommt, und sich deshalb von
den hydrographischen und meteorologischen Darstellungen
deutlich unterscheidet. Während ferner die älteren Auflagen
der Karte die Landflächen in einem bräunlichen dunkleren,
die Seeflächen in blauem hellerem Ton halten, bringt die
neue Auflage das Land in ganz hellem, die See in nur etwas
dunkelerem blauem Ton zur Darstellung, was namentlich
für das Land den Vorteil hat, dafs alle politischen Haupt
grenzen für Staaten und Kolonieen in grofser Deutlichkeit
hervortreten. Die arktischen Neuentdeckungen kommen ver
vollständigt zum Ausdruck, und die Meeresströmungen er
scheinen diesmal nicht in Linienbüscheln, sondern in Pfeil
spitzen, was der Deutlichkeit des Gesamteindruckes sehr zu
Gute kommt.
Ein Vergleich mit älteren Auflagen zeigt in der neueren
Karte das in verschiedenen Farben dargestellte System der
im Norden und Süden vorherrschenden periodischen Winde,
Passatwinde und Monsoone, für die Jahreszeiten in besonderer
Farbe; es fehlen auch nicht die Isobaren, die Seegrasgebiete,
die arktischen und antarktischen Eisgrenzen und die Grenz
linien der beiderseitigen Treibeiszonen. Aufser einer ausführ
lichen Darstellung der hauptsächlichen regulären und irregu
lären Dampfschiffrouten mit deren Register am Unterrand
der Karte sind auch die Hauptsegelrouten zwischen den
Kontinenten durch violette Federlinien zum Ausdruck ge
bracht. Der terrestrische Teil enthält aufser der Darstellung
der politischen Einteilung auch die Haupteisenbahnverbin
dungen , und es kommt die geologische Beschaffenheit in
Gebirgen und Flüssen in einer Ausdehnung zu ihrem Recht,
die bei dem Mafsstab der Karte nichts zu wünschen übrig
läfst.
Ein Mangel, der dem Kartographen aber nicht zur Last
fällt, ist die Beschränkung der antarktischen Zone auf den
60. Breitegrad. Es ist zu wünschen , dafs die neuen Unter
nehmungen der Forscher sich diesem Gebiet mehr zuwenden,
als bisher geschehen.
Der Hinzutritt der Stundeneinteilung in der Längenskala
und der Tagelängen in der Breitenskala ist als ein sehr nütz
licher Gewinn zu betrachten.
Die 1. Auflage ist 1863 erschienen, und alle im Lauf der
34 Jahre angebrachten Veränderungen sind anerkennens
wert.
Weimar. Viceadmiral Bätsch.