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Full Text: Globus, 72.1897

v. Hormuzaki: Zur Frage: „Über den Ursprung der Slaven“. 
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(Malatharun), die Stätte der Malla, genannt. Die heuti 
gen Malla im Süden, ebenso wie ihre Anverwandten, die 
Mahar , die Pariah . des Marathalandes , gedenken noch 
des Ansehens und der Macht, die sie ehemals genossen. 
Letztere behaupten, in früherer Zeit die Herrscher von 
Maharashtra gewesen zu sein. Dies ist auch höchst 
wahrscheinlich, denn Maharashtra bedeutet nicht, wie 
gewöhnlich angenommen wird, das grofse Reich, sondern 
das Reich der Mahar, eine Auslegung, welche schon 
Dr. John Wilson vorgeschlagen hat. Da Maharashtra 
mit Mallaräshtra gleichbedeutend ist, bedarf diese Er 
klärung keiner weiteren Begründung. 
Das Wort Gauda, nachdem die Gaudier benannt sind, 
ist gleichfalls von der urindischen Wurzel ko (ku), Berg, 
abzuleiten, ebenso wie Göda und Gonda. Gauda und 
Gonda sind identisch; der bekannte Distrikt und Ort in 
Oudh heifsen sowohl Gauda wie Gonda 9 ). 
Der Ausdruck Drävida ist schwieriger zu erklären. 
Seine älteren Formen sind Drimila und Dramila. Ich 
halte Dramila, das auch im Sanskrit vorkommt, für eine 
Zusammenziehung von Tirumala, heiliges Mala. Im 
Gegensatz zu Sanskrit, der Yada moli oder nördlichen 
Sprache, wird Tamil Ten moli, südliche Sprache ge 
nannt, und wie Sanskrit die wohlgeordnete, gebildete 
Sprache bedeutet, so würde Tirumala die heilige Sprache 
der Mala (Malla), der Vorfahren des tamulischen Volkes, 
bezeichnen. Die Verknüpfung des Namens der Sprache 
mit dem des Volkes ist nicht selten. Tiru wird in tri 
und tra kontrahiert. So existieren beide Formen Dri 
mila und Dramila; der Name für den unweit Madras 
gelegenen heiligen Ort Tirupati ist gewöhnlich Tripati, 
manchmal auch Trapati. Tiruvallänködu 10 ) ist der ur 
sprüngliche Name des Staates Travancore. Die tamu- 
9 ) Sir Alexander Cunninghams Archaeological Survey of 
India, Yol. IX, S. 151. 
Die gewöhnliche Ableitung des Wortes Gauda ist von 
der Sanskritwurzel go, Kuh, siehe über diese Derivationen 
Original-Inhabitants, p. 109—116. 
10 ) Siehe A history of Travancore by P. Shungoonny 
Menon, p. 1: Sreevalumcode or „Tiruvarumcode“ was vulga- 
lische Schrift unterscheidet bekanntlich nicht zwischen 
tenuis und media, und besitzt nur ein Schriftzeichen 
für die vier Laute einer Konsonantenreihe, auch wii’d 
cerebrales d häufig mit 1 vertauscht. In dieser Weise 
sind Tramila (Dramila) und Dramida aus Tirumala ent 
standen, und Dramila ist in Dravida modifiziert. Diese 
beiden Formen kommen im Sanskrit vor; und Dra- 
midan und Dravidan bedeuten in Malayälam respective 
einen Tamulen und das Tamilland. Die Ableitung des 
Wortes Tamil aus Dramila hat schon der verstorbene 
Bischof Caldwell vorgeschlagen; Dramila selbst aber ist 
bisher unerklärt geblieben. 
Auf dem Gebiete der Religion besteht, wie voraus 
zusetzen, ein bedeutender Unterschied zwischen den 
Ariern und den indischen Ureinwohnern. In ihrer re 
ligiösen Anschauungsweise auseinander gehend, vertreten 
beide verschiedene Principien. Diese Principien haben 
zwar im Laufe der Zeit bedeutende Modifikationen er 
fahren, sind aber niemals gänzlich aufgegeben worden 
und trotz vieler Zusätze und Entstellungen in ihrem 
Grundwesen noch erkennbar geblieben. Hier ist nicht 
der Ort, und es würde auch zu weit führen, auf die 
vedische Anschauungsweise näher einzugehen. Es mufs 
daher genügen, den wesentlichen Unterschied zwischen 
der arischen und urindischen Geistesrichtung kurz her 
vorzuheben. Meiner Ansicht nach verehren die ersteren 
die in der Natur werdenden und wirkenden Kräfte, 
während die letzteren die gewordenen und verkörperten 
Existenzen der Natur anbeten (Fig. 4). Die Urbevölkerung 
hat auch eine vage Vorstellung von dem Vorhandensein 
eines unsichtbaren höheren Wesens. Ebenbürtig, ja 
häufig sogar überlegen, steht ihm zur Seite eine weib 
liche Gottheit, die Göttin der Erde, das Princip der 
Gewährung. Beide gemeinsam beherrschen die niederen 
guten (Fig. 5) und bösen Geister, und beschützen die 
Menschen vor der Tücke der Dämonen (Fig. 6). 
riseü into Thiruvancode, from which Travancore, the name 
used by tbe English is derived. 
Über die Ableitung von Drävida siehe Original In- 
habitants, p. 25—29. 
Zur Frage: „Über den Ursprung der Slaven“. 
Von C. Freiherrn v. Hormuzaki in Czernowitz (Bukowina). 
Zu der im 20. Hefte (Bd. 71) dieser Zeitschrift von 
Herrn Karl Rhamm veröffentlichten Besprechung einer 
unter dem obigen Titel in tschechischer Sprache erschie 
nenen Schrift des Anthropologen L. Niederle glaube 
ich einige ergänzende Bemerkungen hinzufügen zu 
müssen. Wie nämlich aus dem erwähnten Artikel zu 
entnehmen ist, scheinen einige neuere Forschungen den 
beiden genannten Autoren unbekannt geblieben zu sein, 
so namentlich die Arbeiten von de Lapouge und 
Otto A mmon, die bedauerlicherweise in anthropolo 
gischen Fachkreisen meist wenig berücksichtigt zu 
werden pflegen. Nach meiner Ansicht dürfte die weitere 
Verbreitung der schon ziemlich reichhaltigen Litteratur 
dieser sogenannten „social-anthropologischen“ Schule in 
hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft eine Umwälzung 
mancher bisher landläufigen Anschauung zur F olge 
haben; mag man nun aber damit einverstanden sein 
oder nicht, jedenfalls sind die Endergebnisse, zu denen 
die genannten Gelehrten auf Grund eines reichhaltigen 
Untersuchungsmaterials gelangten, bedeutend genug, 
um bei zukünftigen anthropologischen Forschungen auf 
alle Fälle berücksichtigt, und von denjenigen, die sich 
nicht als Anhänger dazu bekennen, wenigstens des Ver 
suches einer Widerlegung gewürdigt zu werden. Für 
meinen Teil halte ich die Ausführungen von de Lapouge 
und Ammon im wesentlichen für vollkommen über 
zeugend, doch kann es nicht die Aufgabe der vor 
stehenden gedrängten Schilderung sein, deren Richtigkeit 
begründen zu wollen ; in dieser Beziehung mufs auf 
die betreffenden Werke selbst verwiesen werden, worin 
alle Forschungsergebnisse mit Zuhülfenahme sorgfältiger 
Beobachtungen, Körpermessungen und statistischer Über 
sichten in ausführlicher Weise dargelegt sind J ). Hier 
x ) Das zusammenfassende Hauptwerk von de Lapouge ist 
betitelt: „Les sélections sociales“ ; Paris, Thorin & fils (A. Fon- 
temoing), 1896. Darin ist auch (Seite 9 bis 12) ein reich 
haltiges Verzeichnis aller auf dem Gebiete der „Socialanthro 
pologie“ sowohl von demselben Verfasser, als auch von 
anderen veröffentlichten Werke enthalten. 
Unter den Arbeiten Otto Ammons wären hervorzuheben: 
„Die natürliche Auslese beim Menschen“ und „Die Gesellschafts 
ordnung und ihre natürlichen Grundlagen“, 2. Auf!., 1896 
(beide im Verlage von G. Fischer in Jena), ferner die kürzeren 
Abhandlungen: „Die Geschichte einer Idee“, „Die Arier 
dämmerung“, „Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der 
rundköpfigen Bevölkerungen“ u. s. f., in der „Rundschau“, 
Beilage der Deutschen Zeitung, herausgegeben von Dr. Friedr. 
Lange, Berlin 1896 und 1897.
	        
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