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Full Text: Globus, 72.1897

70 Dr. Hubert Jansen: Die Müggelberge, der Müggelsee u. d. Teufelssee b. Friedrichshagen i. d. Mark. 
langgestreckten, alten Schlofsbau gleicht, der hohe Erker 
und Altane an seinen mannigfach vorspringenden 
Fronten, vor allem aber zwei abgestutzte Ecktürme an 
seinen zwei Giebelseiten trägt“ (d. h. den östlichsten 
und den westlichsten Gipfel). 
Wie fast überall in der Mark, liegen auch unter dem 
Sande der Müggelberge in gröfserer oder geringerer 
Tiefe Lehm- bezw. Thonlager, die an den Abhängen 
stellenweise zu Tage ausgehen, wie dies z. B. in den 
Thongruben am Fufse des Bergzuges nordwestlich von 
Müggelheim der Fall ist. Anstehendes Gestein findet 
sich auf keiner Seite oder Höhe; vielmehr scheinen die 
Müggelberge ganz aus Sand- und Lehmschichten auf 
geschwemmt zu sein. Hiermit stimmen die Beobach 
tungen, die seinerzeit in den erwähnten Müggelheimer 
Thongruben angestellt wurden. Die dort vorkommende, 
fast söhlige Schichtung ist folgende: 
1. oben gelber 
feiner Sand, mit 
Feuerstein-, 
Quarz- und Granit 
geschieben 2 bis 
2 1 / 2 m; 
2. darunter gelb 
lichgrauer, sehr 
mit Sand gemeng 
ter Thon 0,15 bis 
0,30 m; 
3. gröberer Sand 
und Lehm, abwech 
selnd in Schichten 
von 0,05 bis 0,15 m 
Mächtigkeit. 
Der hier gefun 
dene, ehemals von 
den Töpfern Köpe 
nicks gebrauchte 
Thon ist sehr 
schlecht, äufserst 
sandig und selbst 
nach dem Schlem 
men und Kneten 
kurzbrüchig; zu 
guten Arbeiten 
kann er nicht ge 
braucht werden. 
Der unter Nr. 1 
bezeichnete Sand 
bedeckt den gan 
zen Müggelberg- 
zug, wie man an 
Wasserrinnen und ausgerodeten Stellen sieht; der Sand 
ist aber seinerseits wieder durchgehends mit einer mehr 
oder minder dichten Pflanzendecke bewachsen. 
Dieser Sand, und ebenso der ganze Bergzug steht in 
gar keinem Zusammenhänge mit dem Rüdersdorfer 
Kalkflözgebirge. Dieses letztere fällt nämlich sehr regel- 
mäfsig gegen Nordost ein, d. h. die Kalkberge würden, 
nach Südosten verlängert, in schnurgerader Linie die 
Müggelberge treffen. Wenn also die Müggelberge auch 
solchen Kalkstein enthielten, so müfste man ihn schon 
in einer merklichen Höhe zu Tage ausgehend, und selbst 
in der Ostecke des Müggelsees finden, weil gerade hierher 
das Ausgehende jenes Kalkflözes liegt. Da aber weder 
in den Müggelbergen noch im Müggelsee auch nur eine 
Spur von Kalkstein enthalten ist, so folgt, dafs das Ganze 
durch die Spree abgeschnitten ist, und dafs nur — von 
den Müggelbergen aus gerechnet — jenseit der Spree 
Kalkstein aufgesucht werden kann. 
Bemerkenswert ist die aufserordentlich geringe 
Menge gröfserer Geschiebe, sowohl auf den Bergen 
selber als auch in der ganzen Gegend. Von Köpenick 
bis zu den Bergen zeigen sich nicht zehn Stück. Dessen 
ungeachtet liegen einige, deren Dicke etwa 25 cm beträgt, 
auf dem höheren Rücken ; sie bestehen aus Granit, der 
sich dickflaserigem Gneis nähert, und aus Syenit. In 
einem von ihnen findet sich auch etwas feiner, einge 
sprengter Kupferkies. Auf einem der niedrigeren Hügel 
liegt ein glimmerreicher Granitblock von 2,2 m Länge 
und 1,9 m Breite. 
Es fragt sich nun, wie wir uns die Entstehung 
der Müggelberge vorzustellen haben: als Endmoräne, 
also als nordische Gletscherbildung der Diluvialzeit, oder 
als eine Gebirgsmasse, die bei der Flufsbettbildung 
durch die Eisschmelzwässer als Erhöhung stehen geblieben 
ist, oder als Auswaschung des Müggelseegeländes, oder 
als Flugsanddünen, oder als ehemalige Stranddünen. 
Man braucht auf einer guten Karte nur die 18 m hohen 
und 15Y2 bezw. 11 km langen, alten Stranddünen der 
„Langen Horst“ und der „Schlageberge“ (bei Baruth) 
zu betrachten, um zu erkennen, dafs die etwa 2 l /% bis 
3 km lange Reihe der bis 119,6 m hohen Müggelberge 
unmöglich eine Meeresstranddünenbildung sein kann — 
ganz abgesehen von der inneren Beschaffenheit der 
Berge. Als Flugsanddünen würden sie eine Alluvial 
bildung darstellen: das sind aber die aus diluvialen 
Thon - und festen Sandschichten bestehenden Berge 
sicher nicht. Die von Klöden als möglich bezeichnete 
Entstehung durch Auswaschung des Geländes, das jetzt 
der Müggelsee einnimmt, und durch Hinauftreibung des 
Thones und Sandes nach Süden hin könnte man sich 
doch wohl nur so denken, entweder, dafs sie beständig 
aus derselben Richtung wehenden und den lockeren 
Sand des Geländes emporwirbelnden Winden (also hier
	        
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