342
Dr . G . Greim : Seenforschungen in Schottland .
Seenforschungen in Schottland .
Von Dr . G . Greim .
Vor 1883 besafs man nur von wenigen schottischen Hochgebirgsseen , den sogenannten Lochs , Tiefenharten . Es waren dies Loch Lomond und Loch Awe , die von Offizieren der Königl . Marine ausgelotet worden waren , und diese , wie einige vereinzelte Lotungen in den Seen des kaledoni - schen Kanals waren alles , was man von der Gestalt der schottischen Lochs wufste . Anträge von der Edinburger und Londoner Geographischen Gesellschaft an die britische Regierung , die eine genauere Untersuchung bezweckten , hatten keinen Erfolg , und so ist es mit Freuden zu be - grüfsen , dafs Sir J . Murray und F . Pullar persönlich sich der Aufgabe unterzogen und nun die Ergebnisse ihrer suchungen an den Lochs Katrine , Arklet , Achray , Vennachar , Drunkie , Yoil , Doine und Lubnaig der Öffentlichkeit geben ( Geogr . Journ . 1900 , S . 309 ) .
Die Lotungen in den Seen wurden zuerst mit einer schen Maschine vorgenommen , die aber bald versagte ( das Urteil darüber , „ wliich was more or less of a toy“ , scheint etwas scharf ) , weshalb ein anderer Lotapparat von Mr . lar konstruiert wurde , der sich angeblich gut bewährte . Die Eesclireibung und Abbildung desselben , die principiell nichts Neues zeigte , wird in der Öriginalarbeit gegeben . Die tungen wurden vom Ruderboote aus vorgenommen , nur auf Loch Katrine stand eine Dampfjacht zur Verfügung . Im allgemeinen lotete man bestimmte Profile aus , deren Punkte nach Uferfixpunkten und der Zahl der Ruderschläge stimmt wurden ; in manchen Fällen kam auch ein kleiner Taschensextant zur Anwendung und in der nächsten Nähe des Ufers gespannte Schnüre . Wo nach den Profillotungen Besonderheiten zu vermuten waren , wurden noch lotungen ausgeführt , sowie Gruppen , die um einen centralen Fixpunkt lagen . Alle Lotungen werden auf den gerade handenen Wasserspiegel bezogen , und auf die geringen Schwankungen desselben während der Lotarbeit keine sicht genommen . Bei den Lotungen wurden auch proben gesammelt und einzelne Temperaturenreihen mit Negretti - Zambra - Thermometern gemessen , die temperaturen der Seen und daraus abfliefsenden dagegen öfter beobachtet . Netzzüge in verschiedenen Tiefen lieferten terial für die Untersuchung des Plankton , zur Bestimmung der Durchsichtigkeit kamen Scheiben in Anwendung . Die Isobathen wurden auf Grund der Lotungen auf der 6 inch - Karte aufgetragen und die Tiefenstufen planimetrisch messen , während dasselbe mit den Höhenstufen der gebiete auf der linch - Karte geschah .
Die sämtlichen vermessenen Seen gehören zum Flufs - gebiete des Teith und sind darum auch von praktischer Bedeutung , weil sie zum Teil für die Wasserversorgung der Stadt Glasgow ausgenutzt werden . Neben anderen rungen , die das im Gefolge hatte , wird voraussichtlich in der nächsten Zeit eine Umkehrung des Abflusses des Loch Arklet eintreten , der jetzt in den Loch Lomond entwässert , aber durch einen Damm gezwungen werden soll , Tributär des Loch Katrine zu werden . Letzterer ist der einzige der untersuchten , dessen Boden sich unter das Meeresniveau senkt , zugleich ist er auch , wie die am Schlüsse beigefügte Übersichtstabelle zeigt , absolut bei weitem der tiefste . Er hat im grofsen und ganzen eine regelmäfsige Bodenform , indem er im allgemeinen ein langgezogenes , trogartiges Becken darstellt , von dem am oberen Ende durch eine flache schwelle ein bedeutend kleineres und auch weniger tiefes Nebenbecken getrennt wird . Durch unregelmäfsigen rifs ist besonders Loch Drunkie ausgezeichnet ; an einen etwa quadratischen Mittelteil , der ein ebensolches Becken darstellt , schliefsen sich drei Arme nach verschiedenen tungen , in deren einem sich die gröfste Tiefe findet in einer Depression , die mit der im Mittelteile nicht in Verbindung stellt . Die Lochs Voil und Doine bildeten noch in sehr später Zeit ein Becken , sind aber durch die Alluvionen zweier rade gegenüber mündender Bäche getrennt worden . Mit ihrem Becken hing in postglacialer Zeit auch noch der Loch Lubnaig zusammen , der jetzt durch eine lange aufschüttung in dem Thale von ihnen getrennt ist . Er ist der Bodenform nach der am unregelmäfsigsten gestaltete See , denn er besteht aus einer Reihe von Einzelbecken von gröfserer oder geringerer Tiefe , die durch flache Partieen geschieden sind .
Die bei den Lotungen heraufgebrachten Bodenproben lieferten im allgemeinen aus den tieferen Teilen feineres terial , während am Rande und in der Nähe der
dungen solches bis zur Gröfse von grobem Sande und kleiner Steinchen gefunden wurde . Aus den tiefsten Teilen kam ein ganz feiner , zerreiblicher Schlamm von licht - bis brauner Farbe , der die gewöhnlichen Mineralien Quarz , Feldspat , beide Glimmer , Granat etc . unter dem Mikroskop erkennen liefs , niemals Kalk in erheblicher Menge führte , dafür aber immer Spuren von Schwefelwasserstoff aufwies . Aufserdem enthielt er überall Diatomeen und fasern .
Über die Temperaturmessungen giebt in Auswahl falls die Tabelle ( II ) am Schlüsse Auskunft , die , wie her bemerkt sein mag , gerade wie die andere natürlich erst aus den englischen Mafsen umgerechnet werden mufste . Besonderes Interesse dürften in diesem Abschnitte die achtungen über die Beeinflussung der Temperaturen durch den Wind bei Loch Katrine erregen , die sich den früher an anderen schottischen Seen über den gleichen Gegenstand von Murray gemachten Beobachtungen anscliliefsen . Durch starken Ostwind , der am 6 . bis 9 . Juni 1897 wehte , wurde das warme Oberflächenwasser nach Westen getrieben und durch aufsteigendes kälteres Tiefenwasser ersetzt . Dies zeigte sich in den hier ( umgerechnet ) mitgeteilten Beobachtungen am Trossachs , Pier ( Ostende des Sees ) , wie bei einer Fahrt über den See am 9 . Juni .
Temperaturen am Ostende von Temperaturen an der Ober -
Loch Katrine . 1897 . fläche von Loch Katrine .
5 . Juni .
6 * 1 30P
14 , 3° C .
1897 . 9 . Juni .
6 . „ .
llh 30a
13 , 4° „
Ostende
7 , 4Ü C .
6 . „ .
4h —P
13 , 0° „
etwa 1 km
8 , 6° und
8 , 3
7 . „ .
7h —a
9 , 6° „
„ 3 „
9 , 3° „
8 , 9
8 . „ .
1011 30a
7 , 9° „
„ 4 „
•S 9 , 8° C .
9 . „ .
7I1 15a
7 , 4 : ° „
„ 9 „
* 11 , 1° „
11 . „ .
9h 30a
10 . 1° „
„ 10 „
11 , 4° „
Nach ihrem Verhalten im Winter kann man die suchten Seen in zwei Abteilungen gliedern : solche , die im Winter frieren , es sind die flacheren , und sie besitzen dann unter dem Eise Wasser von 4° , im Sommer höhere raturen , und die tieferen , die auch in harten Wintern nicht zufrieren .
Die Organismen zeigen nicht gerade grofse keit . Der Individuenreichtum ist am gröfsten in den warmen Sommermonaten und in den flacheren Seen . In den monaten zeigt sich manchmal eine derartig grofse lung von Diatomeen und Phytoplankton , dafs das Wasser dann wesentlich undurchsichtiger ist , als zu anderen Zeiten .
Längere Ausführungen beschäftigen sich dann mit der Bestimmung des jährlichen Gesamtniederschlages in den Einzugsgebieten der Seen nach drei verschiedenen Methoden und seinen Vergleich mit den Abflufsmengen . Eine schichtenkarte mit verschiedenartig angemalten Höhenstufen und eingetragenen Grenzen der Einzugsgebiete , sowie eine Niederschlagskarte des Gesamtgebietes der untersuchten Seen , beide im Mafsstabe 1 : 126 720 , veranschaulichen diesen Teil . Aufser diesen sind noch vier Karten , auf denen die verhältnisse der einzelnen Seen dargestellt sind , im Mafsstabe 1 : 21120 beigegeben , auf denen zwar Höhen , Tiefen und Längen wieder in englischem Mafse angegeben sind , aber wie die Regenmengen auf der Niederschlagskarte , wenigstens unter Beisetzung der in metrisches Mafs umgerechneten Zahlen ( wobei übi'igens beim Längenmafsstabe bei den vier Karten 1cm = 0 , 31km statt 0 , 21km steht , während der Mafsstab selbst richtig ist ) . Aufserdem ist der Aufsatz durch eine Anzahl Photographieen illustriert , die den lichen Charakter der einzelnen Seen veranschaulichen .
Als Anhang ist eine kurze geologische Übersicht des handelten Gebietes angefügt , von den beiden Herren Peach und Horne nach noch unveröffentlichtem Material gestellt und von einer geologischen Übersichtskarte im stabe 1 : 126 720 begleitet . Es geht daraus hervor , dafs die Seen alle , mit Ausnahme des untersten Teiles von Loch nachar , in dem Gebiete der krystallinen Gesteine der schen Hochlande liegen . Diese sind nach Südosten durch eine grofse Dislokation , von der andere nach Norden ab - zweigen , abgeschnitten , die quer durch die Mitte des Loch Vennachar durchsetzt . An der Südostseite der Dislokation liegt hauptsächlich unterer Old - red - sandstone mit andesiti - schen Laven und Konglomeraten , und auch auf der anderen Seite wird die Dislokation von einem schmalen Bande mentärer , wahrscheinlich sibirischer Gesteine begleitet . Die