Das Wasser im Totengebrauche .
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Flüsse , Brücken mit allerlei besonderem Zeremoniell ( Flachs , Rumän . Hochzeits - und Totengebräuche S . 58 f . ) 1 ) .
Nach Vollziehung der Bestattung wird öfters das fertige Grab mit Wasser besprengt . Einer verstorbenen Makuschifrau brachten die Weiber Wasser , das der Witwer und die Schwester der Verstorbenen auf die ausgeworfene Erde gössen ( Koch im Internat . Archiv f . Ethnogr . 13 , 55 ) . Bei den Moliamedanern im indischen Archipel wird das Grab unmittelbar nach dem Begräbnis mit Wasser besprengt ( Wilken , Über das Haaropfer 1 , 246 ) . Schon auf Abu Bekrs Grab geschah das ( Sprenger , Mohammad 1 , 413 ) . Auch in Griechenland giesst fast überall der Priester bei den Worten : „ Erde bist du , und zur Erde sollst du zurücktreten " Wasser aus einem mitgebrachten Kruge auf das Grab , der dann sofort zerbrochen wird — ein Gebrauch , dessen volkstümlicher Ursprung daraus hervorgeht , dass er nirgends im kirchlichen Begräbnisritus erwähnt wird ( Globus 65 , 54 ) . Auch in diesen Fällen wird das Wasser wohl sprünglich zur Abwehr und Beruhigung des Toten dienen sollen , obgleich man hier immerhin auch an ein Opfer und eine Tränkung denken kann ( siehe darüber mein Dortmunder Programm 1903 , S . 16 ) a ) . Wenn bei den Rumänen in Siebenbürgen ein Witwer wieder heiratet , so begeben sich die Kinder oder die nächsten Verwandten seiner verstorbenen Frau zu der Zeit seiner Trauung auf den Friedhof und begiessen ihr Grab dreimal mit Wasser . Sie glauben , dass das Herz der Toten zu der Stunde , wo ihr hinterbliebener Mann einen neuen Bund der Treue schwört , im Grabe brenne , und wollen den Brand löschen ( Globus 57 , 30 ) . Auch hier ist aber wohl die ursprüngliche Absicht die , den Geist der storbenen Frau zu beruhigen . Ein ähnlicher Zweck mag folgender Sitte der Bergdamara zugrunde liegen : Xach der Bestattung eines Häuptlings ziehen die Hinterbliebenen ins Feld , kommen nach etwa einem Jahre
1 ) In Erlisbach konnte eine verstorbene Wöchnerin nicht zu ihrem Säugling kommen , weil ein Bach zwischen Kirchhof und Haus floss . Sobald ein Steg über den Bach gelegt war , ging es ( Rochholz , AargauSag . 1 , 57 ) . So werden Geister und Seelen auf ( weissen ) Fäden über Wasser geleitet in Bengalen ( Crooke , Popular religion and folklore of Northern India S . 230 . Lubbock , Entstehung der Zivilis . S . 196 f . ) , bei siebenbürgischen Zigeunern in der Johannisnacht ( Wlislocki , Yolksgl . der Zigeuner S . lo8 ) , bei den Karenen in Birma
Tylor Anfänge d . Kultur 1 , 435 ) . Bei den Abchasen werden die Seeleu Ertrunkener duvch Gesang vermittels einer über den Fluss gespannten seidenen Schnur in einen Sack o - elockt ( Globus 66 , 43 ) . Auch bei Lebzeiten ihres Körpers müssen der wandernden Seele gelegentlich Hilfsmittel zum Überschreiten von Gewässern geboten werden . Es sei nur an die Sage von König Guntram erinnert ( Grimm , D . Sagen m . lo . > ) .
2 ) Auch das den Toten ins Grab mitgegebene Wasser wird ja zunächst als erquickende Labsal erscheinen . Das Christen samt Holzkohlen und Weibrauch mitgegebene Weihwasser freilich soll nach dem Bischof Durandus ( 1286 ) verhindern , ne daemones ad corpus accédant ( Pfannenschmid , Weihwasser S . 139 f . ) . Das mag denn doch auf einem glauben beruhen , wonach das Grab wie durch Feuer ( oben 17 , ¡>74 f . ) , so auch durch Wasser gesichert wird .