Die ethnologische Wirtschaftsforschung.
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Die ethnologische Wirtschaftsforschung.
Eine historisch-kritische Studie.
Von P. Wilh. Köppers, S. V. D.
1. Einleitendes.
2. Begriff der „Wirtschaft“.
3. Die ethnologische Wirtschaftsforschung in der Zeit vom Altertum bis zur Mitte des 19. Jahr
hunderts.
4. Die ethnologische Wirtschaftsforschung von 1850—1890.
a) Allgemeiner Überblick über ihre Entwicklung während dieser Zeit.
b) Die mehr oder minder evolutionistisch gerichtete Wirtschaftsforschung.
c) Die mehr historisch gerichtete Behandlung der ethnologischen Wirtschaftsforschung.
5. Die ethnologische Wirtschaftsforschung in der Zeit von 1890 bis zur Gegenwart.
a) Allgemeiner Überblick.
b) Ihre Behandlung vorzüglich bei Geographen und Ethnologen (mit Ausschluß der Vertreter der
neueren kulturhistorischen Schule in der Ethnologie, über die weiter unten).
c) Ihre Behandlung vorzüglich bei Nationalökonomen und Historikern.
d) Die neuere kulturhistorische Schule in der Ethnologie und die ethnologische Wirtschafts
forschung.
e) Zusammenfassung und Schluß.
Literaturverzeichnis.
I. Einleitendes.
Zu den eifrigst erörterten Fragen in der neueren Ethnologie gehört ohne
Zweifel die Frage nach den Wirtschaftsstufen oder Wirtschaftsformen der
Menschheit. Wie vielseitig die Interessen sind, die hier zusammenlaufen, offen
bart ohne weiteres der Charakter jener, die zu dieser Frage das Wort ergriffen
haben. So meldeten sich neben Fachethnologen zu Wort Wirtschaftsgeographen,
Soziologen, Psychologen, Nationalökonomen und Historiker. Eine historisch
kritische Übersicht über die stattgehabte Entwicklung zu geben, ist der nächste
Zweck der nachfolgenden Ausführungen. Ein weiterer Zweck der Arbeit ist
ferner, den Forscher-Ethnologen und Forscher-Missionären von neuem und mehr
zum Bewußtsein zu bringen, von welcher Wichtigkeit die hier in Frage stehen
den Dinge sind, die erfahrungsgemäß leider so oft vernachlässigt werden.
Wir stehen bei unserer Kritik auf dem Boden der neueren kulturhistori
schen Schule in der Ethnologie. Da diese in der völkerkundlichen Forschung
in erster Linie eine Geschichtswissenschaft (Kulturgeschichte) erblickt, so fordert
sie konsequent für sie die Anwendung einer historischen Methode. Mit Hilfe
dieser Methode glaubt die neue Schule manche der ethnologischen Probleme,
wenn nicht restlos gelöst, so doch in ein neues Licht gerückt zu haben. Unsere
Arbeit wird einerseits ergeben, daß die ethnologische Wirtschaftsforschung den
gleichen Weg zu gehen hat, wie die Gesamtethnologie überhaupt. Auch der
Entwicklungsgang, den die menschliche Wirtschaft im einzelnen genommen
hat, ist zuerst und vor allem ein kulturhistorisches Faktum. Dem aber ist seiner
Natur nach nur mittels einer historischen Forschungsmethode beizukommen.
Anderseits gedenken wir im besonderen zu zeigen, wie gerade die Verhältnisse
und Dinge der ethnologischen Wirtschaft ganz wesentlich mit berufen sind, das
große Ziel der kulturhistorischen Schule — Historisierung der Entwicklung der
sogenannten „geschichtslosen“ Völker — verwirklichen zu helfen.
Anthropos X-XI. 1915-1916.
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