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Änaiecta et Additamenta.
Im Jahre 1907 wurden bei Apashiri (Nordküste von Hokkaido) eine Reihe Gegenstände
ausgegraben. Da sehr viel Menschenknochen dabei waren, so hat man es offenbar mit einer
Begräbnisstätte zu tun. Es kamen zutage: a) Menschenknochen, schon fast ganz vermodert,
b) eine Handsteinaxt (sekifu), c) ein Tonschwert (Näheres unten), d) zwei Tontöpfe, e) dabei
noch zwei irdene Gefäße, von denen eines fast so aussieht, wie der mit Füßen versehene
Napf, den die Japaner zum Opfern brauchen; das andere ist ein Gefäß mit Schnabel. Am
sonderbarsten ist jenes Tonschwert. Es ist zirka 68 cm lang und 3 - 3 cm breit, eine Seite spitz
zulaufend, die andere stumpf, elliptisch; am Griff ist eine Verdickung, offenbar zum Schutze
der Hand. Da es nicht einmal ordentlich gebrannt ist, so kann es nicht zum praktischen Ge
brauch gedient haben. (Das Schwert ist nun für das Museum in Tokyo erworben worden.) Bei
den Itinu von Sachalin (die nach Hokkaido übersiedelt worden sind) und bei denen auf den
Kurilen sind fast genau dieselben Gebräuche bezüglich der Gruftgeschenke nachgewiesen worden.
Da die Gräber der Ainu sehr eng und seicht sind, so gingen viele Gegenstände nicht
ganz hinein, sondern mußten zerbrochen werden. So findet man denn zerbrochene Schwerter,
Steinwerkzeuge usw.
Noch sei bemerkt, daß bisweilen statt des wirklichen Gegenstandes eine Nachahmung
beigelegt wird; wohl aus Sparsamkeitsrücksichten. Ein solcher stellvertretender Gegen
stand dürfte auch obiges Schwert sein.
Es wird zum Schlüsse noch darauf hingewiesen, daß jetzt durch den engeren Verkehr
mit den Japanern solche Bräuche immer mehr verschwinden.
Die Ainu bestatten die Toten durch Grablegung. Dabei soll auf jedem Grabe eines Mannes
ein langes Kreuz -j*, auf dem eines Weibes ein Halbkreuz -j errichtet werden. Ferner wurde
früher das Haus des Verstorbenen niedergebrannt, was jetzt natürlich polizeilich verboten ist,
doch soll es noch immer hie und da praktiziert werden. Ein solches Kreuz wird hier in Skönai
auch von den Japanern bei Gelegenheit des Bonnmakari (Art Armenseelenfest) vor der Haus
türe aus dünnem Schilfrohr, zirka 2 m hoch, errichtet. Vielleicht ein Überrest aus der Zeit der
Ainu, die sich hier, wie es scheint, ziemlich lange gehalten haben.
(Nach Mitteilungen von S. Kono im „Journal of the Anthropological Society of Tokyo“,
Februar 1914.) P. Th. Gabriel, S. V. D., Hokkaido, Japan.