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Full Text: Anthropos, 16/17.1921/22

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P. Wilh. Köppers, S. V. D., 
Kulturkreislehre und Buddhismus 1 . 
Eins Neuorientierung des Problems. 
Von P. Wilh. Köppers, S. V. D. 
Es ist eine allgemein bekannte Tatsache, daß der Buddhismus unter den 
verschiedenen Religionen der Erde eine besondere Stellung einnimmt. Das 
Recht auf eine derartige Bevorzugung räumen ihm sowohl innere als äußere 
Gründe ein: einerseits die vergleichsweise Hoheit verschiedener seiner Grund 
lehren und Einrichtungen, anderseits die in der Tat weltweite Verbreitung, 
die er im Laufe der Zeit gewonnen hat. Beide Momente sind gewiß darnach 
angetan, den Buddhismus dem Kultur- und Religionshistoriker zu einem sehr 
interessanten Beobachtungs- und Studienobjekt zu machen. 
Aus dem gewaltigen Komplex der Fragen und Probleme, der sich beim 
Worte „Buddhismus“ auftut, will ich heute eines herausgreifen und einer 
näheren Behandlung unterziehen. Ich möchte mich verbreiten über den Bud 
dhismus in seiner kulturhistorischen Begründung. 
Wollen Sie sich nicht fürchten, wenn ich über den Buddhismus in seiner 
kulturhistorischen Begründung, also vornehmlich über die kultur- und religions 
geschichtlichen Voraussetzungen desselben, zu Ihnen sprechen will. Ich weiß, 
in dieser Hinsicht ist schon sehr vieles gesagt und geschrieben worden, und 
wie es dann halt zu gehen pflegt: der eine wiederholt wesentlich das, was 
der andere auch schon sagte. Könnten wir aus diesen alten ausgetretenen 
Geleisen noch immer nicht heraus, in der Tat, ich würde mir die Erörterung 
dieser Frage schenken. Nun steht die Sache bereits anders, günstiger. In den 
letzten Jahren ist der Versuch gemacht, in weitgehendem Maße kann er unseres 
Erachtens als geglückt gelten, die allgemeine Völkerforschung, die Völkerkunde 
zu einer exakt historisch arbeitenden Wissenschaft um- und auszugestalten. 
Es zeigt sich, daß die Anwendung der Erkenntnisse dieser neuen Völkerkunde 
ein neues Licht auch über Wesen und Voraussetzungen des Buddhismus ver 
breitet. Daß es mir zuerst vergönnt war, diese, wie ich glaube, wohl be 
deutungsvollen Einsichten zu gewinnen, stellt weniger ein besonderes Ver 
dienst, als vielmehr einen Zu- oder Glücksfall dar: Diese Erkenntnisse 
nämlich fielen mir gewissermaßen von selber in den Schoß, und zwar das 
auf Grund der gegebenen Doppelausrüstung, mit der ich an die Sache her 
antreten konnte, der Ausrüstung einerseits eines Indologen, anderseits eines 
Ethnologen, näherhin eines Ethnologen, der aus tiefster Überzeugung der 
neuen historischen Richtung auf dem Gebiete der völkerkundlichen Forschung 
huldigt. Steht die Sache so, hat die neue Völkerkunde wesentlich Neues auch 
zu den kulturhistorischen Voraussetzungen des Buddhismus zu sagen, dann 
verkörpert dieser Fall ein klassisches Schulbeispiel dafür, wie die historische 
1 Unter dem gleichen Titel waren die nachfolgenden Ausführungen als Vortrag für den 
deutschen Anthropologenkongreß in Hildesheiih, 3. bis 6. August 1921, angekündigt. Der Ver 
fasser konnte denselben nicht mehr halten, weil die Verhältnisse eine frühere Abreise nach 
Amerika, als anfangs geplant war, wünschenswert erscheinen ließen. Im Text ist im allgemeinen 
die ursprüngliche Vortragsform beibehalten worden.
	        
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