1Ö02 P. P. SchebesTÄ, S. V. D.,
Über die Semang auf Malaka.
Aus Briefen von P. P. Schebesta, S. V. D.
Nach oftmaligem, kurzem Aufenthalt bei den Semang lebte ich sechs
Wochen mit und unter ihnen, konnte ihr Leben bei Tag und Nacht beobachten,
ging mit ihnen auf die Jagd, auf Ipoh-Suche usw. Mein Material ist so ange
wachsen, daß ich Ihnen nur Andeutungen werde geben können, um dann die
religiösen Anschauungen näher zu beleuchten. Immerhin muß ich sagen, daß
vieles noch einer näheren Erforschung bedarf. Gerade jetzt, ebenso wie in
Afrika, kommt es mir zum Bewußtsein, daß die ersten Eindrücke ein unkorrektes
Bild geben, und daß das, was man anfangs mit Mühe erfragt, bei näherer
Besichtigung anders aussieht.
Ich habe über 40 Messungen bei Männern und Frauen vornehmen
können.
Auf sprachlichem Gebiete könnte ich Sie mit einer Grammatik und den
dazugehörigen Textbelegen beglücken. Einige Texte religiösen und profanen
Inhaltes sind ziemlich umfangreich. Sprachlich bin ich so weit, daß ich mich
leidlich ausdrücken kann, das wichtigste aber ist, daß ich Texte mit einem
Kommentar dazu verstehen kann. Gesänge sind durchwegs schwer verständ
lich. Mein Vokabular ist auf zirka 700 Wörter angewachsen. Fleute muß ich
über die Erstlingsschwierigkeiten auf sprachlichem Gebiete lachen, damals
wollte es mir nicht gelingen, z. B. das Pronomen herauszubekommen; das ist
auch kein Wunder, da es von Dualen und Pluralen exklusiv und inklusiv
wimmelt, daneben gibt es im Singular manchmal mehrere Ausdrücke. Phone
tisch liegt die Schwierigkeit nicht in der Festlegung der Konsonanten, sondern
der Vokale. Und die größte Überraschung ist die, daß wir es sicherlich mit
wenigstens zwei Tönen zu tun haben, dem Hochton und dem Tiefton. Ich bin
daran, Wörter zu sammeln, deren verschiedene Bedeutung nur noch den Ton
ausgedrückt wird. Bisher habe ich sieben solcher Gruppen. Wenn man jedoch
die Semang reden hört, sagt man unwillkürlich, da wird gesungen.
In der Sprache gibt es Finessen, von denen eine nach der anderen in
mein Netz gelangen; da muß man sich gedulden. Die Grundlinien der
Grammatik sind mir aber, wie ich glaube, alle klar. Hier ein Kuriosum, wie
man in die Irre gehen kann. Ich notierte Phrasen, wie ich sie aufschnappte,
dann überprüfte ich das Einzelne und fragte, ob man das auch sagen könnte.
Meine Informanten sagten ja. Ich notierte also auch die andere Wendung.
Bei der Schlußredigierung ging ich nochmals alle Phrasen und Texte durch,
dabei ergab sich folgendes: Der Mann stutzte zuerst, dann sagte er getreulich,
wie die anderen alle, ja, man kann so sagen, da mir aber seine Verdutztheit
veriäterisch vorkam, so wiederholte ich die Frage. Da mußte ich nun hören:
„Man kann so sagen, aber wir sagen nicht so.“ Die Variante konnte man eben
zur Not verstehen, es war aber falsch. Leider hatte ich den Phonographen
noch nicht. Ich konnte die Texte Skeats (von Patani), die der mir jetzt be
kannten Jahai-Sprache angehören, durchgehen und korrigieren, zumal die
Übersetzung. Es waren zum Teil schwierigere Sachen. Für heute Schluß.