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Kurt Nimuendajü,
Zur Sprache der Sipäia-Indianer.
Von Kurt Nimuendajü, Belem do Para, Brasilien.
Die Sipäia-Sprache wird heute noch von ungefähr 80 Personen ge
sprochen, welche die Überreste des Stammes bilden und am Iriry und Curuä
zerstreut wohnen. Einige 30, die stark mit Kuruäia gemischt sind, wohnen
etwas unterhalb von Santa Julia am Largo dos Mutuns, 8 in Santa Julia
selbst, 8 etwas oberhalb des Ortes am Morro do Cantim, 6 in Entre Rios
an der Mündung des Curuä und 17 in Bocca do Bahü am Curuä. Außer
dem gibt es noch einige Zerstreute in den Baracken der Gummisammler.
Auch spricht oder versteht wenigstens ein Teil der Kuruäia die Sprache des
Nachbarstammes.
Das vorliegende Material wurde von mir in den Jahren 1916 bis 1919 an
vielen verschiedenen Stellen, besonders in Santa Julia und Bocca do Bahü,
aufgenommen; an dem letztgenannten Orte verdanke ich vieles dem Medizin
mann Odorico Mäware.
Schreibweise.
Vokale.
a.
e = wie im Deutschen eh ; e hält die Mitte zwischen e und i.
i.
o = wie im Deutschen ohne.
u) u — ein Laut zwischen o und a.
Es fehlen das offene ö und e.
Gutturale sind häufig und werden durch . bezeichnet: a, e , /, u.
Nasale sind durch ~ ausgedrückt: ä, e , f, ä.
Die Aussprache der Gutturale ist eine sehr unreine, und wenn sie
zudem noch nasaliert oder reduziert werden, so fällt es ungeheuer schwer,
sie zu unterscheiden.
Halbvokale.
w, j.
Konsonanten.
b, d, dj, g, h, k, m, n, p, s, t = wie im Deutschen, k und t klingen
sehr weich, s scharf und bisweilen etwas gelispelt.
r = Laut zwischen r und /.
z = wie im Französischen.
v = stimmhaftes / (selten).
c -- deutsches tch.
s = deutsches sch.
z = englisches stimmhaftes th.
n = wie im Spanischen.
/ = spanisches j.
ß und (p sind aspirierte Labiale, der erstere ist stimmhaft, der letztere
stimmlos. Man könnte sagen, ß sei eine Verschmelzung der Konsonanten
bhm zu einem Laut, <p eine solche von phf.