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Kurt Nimuendajú,
Awái (die Mannschaft, die Stammesgenossen) hat keinen Singular.
Hieher gehören auch die Völkernamen auf i\
Tukäma-ma-X = ohne Bogen (Kaiapó)
$ipá-i — Sipáia : Sipá (Taquarapfeilspitze)
Arupá-X =■ Urupaya : arupá (Aguapé)
Kiri-wa-i = Kuruáia: kiri (Periquito), wa (Leute, Herren).
Bei karái (Brasilianer) hat das Pluralgesetz des Sipáia an einem Lingua
Geral-Wort (karai) die Verlegung der Betonung von der letzten auf die
vorletzte Silbe bewirkt.
Die Endung däi vieler Völkernamen ist wahrscheinlich das Personal
pronomen 3. Pers. Plur. da+i: Kiana-si-da-i (Zwergstamm): kiand sisi (kleiner
Periquito). — Pakiri-da-i (Kaiapo): pakiri (Keule).
Einen anderen Kollektivplural stellt tußi i apa dar, aus tußi (viele) und
apa (Modalpartikel): <puzd (Schwein), ipuzd tußi i apa (Schweineherde).
Vier Kasusformen treten auf: Nominativ, Genitiv, Akkusativ und
Postpositiv; das Substantiv bleibt in allen vier Fällen unverändert. Im Genitiv
und Akkusativ wirkt das bestimmende Wort unmittelbar auf das zu
bestimmende, doch kann der Genitiv des Besitzes in seltenen Fällen auch
unter Hinzuziehung der Possessivpartikel me gebildet werden: pizd me katäpa
(das Ruder des Bootes). Der Genitiv steht vor, der Akkusativ hinter dem
Nominativ:
Candö tukáma Candaos Bogen
Marti apú abäku Martim hat einen Jaguar getötet.
Nominativ, Genitiv und Akkusativ stehen vor dem Verbum. Als Postpositiv
können alle die im Sipáia grammatikalisch identischen Fälle (Dativ, Ablativ,
Instrumental, Kausativ usw.) gelten, welche unter Heranziehung von Post
positionen gebildet werden. Die Stellung des Postpositivobjektes kann vor
dem Subjekt, hinter diesem und selbst hinter dem Verbum sein:
u abára ba uanikäpa padiku meinen Ohrschmuck — für den Feind (ich) fing
masaká takurari ze pe Tapir Jaboty — zum sprach
wart wi ü ’na Siá se Kasiri trinke nicht ich Cuia — in.
Das Dativobjekt trägt durchgehends die Postposition ze\
masaká takurari ze pe Der Tapir sagte dem Jaboty
Candäo ze kua he de Candäo gib es.
Eine Anzahl von Verben, die ihrer Natur nach eigentlich Akkusativ
erheischen sollten, regieren im Sipáia den Postpositiv mit ze (Dativ):
du ja pizá ze hast du das Boot (pizd) gesehen
mi ’na kuapá ze ich habe das Messer (kuapá) geschliffen
9 >uzi 'na puöimä ze ich habe eine Zigarre (pucimä) gemacht
acpazáku ’na aká iamá ze ich habe die Tür (aká iamá) geöffnet.
Der Postpositiv steht dann stets hinter dem Verbum. Am Pronomen
fallen Dativ- und Akkusativform gänzlich zusammen.
Bildung von Substantiven. Wenn zwei Substantive zur Bildung
eines neuen Begriffes zusammentreten, so geht, wie im Genitiv, das
Bestimmende dem Bestimmten voraus: kuzí iputá (Cutiaschlange), doch