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Full Text: Anthropos, 23.1928

Ergebnisse einer mit Unterstützung der Notgemeinschaft 
der Deutschen Wissenschaft in den Jahren 1925/1926 aus 
geführten Forschungsreise nach Mexiko und Guatemala. 
1. Mixe-Mythen. 
Von Prof. Dr. Walter Lehmann, Direktor der Abteilung der Afrikanisch-ozeanischen und 
Amerikanischen Sammlungen des Museums für Völkerkunde Berlin und Dahlem (Forschungs 
und Lehrinstitut). 
Auf der Reise nach den Ruinen von Palenque wurde ich, von Tehuan 
tepec kommend, in Puerto México (Coatzocualcos) infolge anhaltender Nord- 
stürme fast drei Wochen hindurch an der Weiterfahrt längs der atlantischen 
Golfküste gehindert. 
Diese Zeit, von Mitte Jänner bis Anfang Februar 1926, konnte ich 
jedoch sprachlichen Forschungen widmen. Schon kurz vorher hatte ich auf 
der Reise nach und von Guatemala in Tapachula die dort noch vorhandene 
Mundart genauer untersuchen und ihre Verwandtschaft mit der Mixe-Zoque- 
Sprachgruppe im einzelnen näher verfolgen können. 
In Puerto México bot sich Gelegenheit, drei Dialekte des Mixe-Zoque, 
neben dem Nahuat-Pipil von Xältipan aufzunehmen: das Popoluca von Oluta 
und Sayula sowie die Mundart von Texistepec. Diese drei Ortschaften liegen 
südwestlich nicht weit von Puerto México, noch im südlichen Teile des Staates 
Vera Cruz. 
Das schon von Karl Herrmann Berendt untersuchte Popoluca von 
Oluta kann als Mixe-Dialekt angesehen werden. Es steht dem Ayook oder 
Mixe des Staates Oaxaca ziemlich nahe. Der Dialekt von Sayula weicht nicht 
unerheblich vom Oluta ab und nähert sich in mancher Hinsicht dem Zoque. 
Das dem Oluta und Sayula verwandte Idiom von Texistepec zeigt auffällige 
Besonderheiten sowohl im Wortschatz wie in der Grammatik und steht in 
Beziehung zum Zoque. 
Unzweifelhaft bilden die Dialekte des Mixe zusammen mit denen des 
Zoque, deren Verwandtschaft wohl zuerst C. H. Berendt klar erkannt hat, 
eine Gruppe, die eine beiden gemeinsame alte Grundsprache deutlich erkennen 
läßt. Es mag sein, daß i n späteren Zeiten der Auflösung Vermischungen 
zwischen Mixe- und Zoque-Indianern stattgefunden haben. Es ist aber schwer 
zu verstehen, daß dadurch allein die jetzt vorhandenen Abweichungen 
wichtiger sprachlicher Grundbegriffe in einzelnen Dialekten entstanden sein 
sollten. Weit wahrscheinlicher ist es, daß aus einer Grundsprache in Laufe 
langer Zeit, bereits vor Ankunft der Spanier, sich unterschiedliche Dialekte 
abgezweigt haben, die an ihrer Eigenart zäh festhalten. 
Von besonderer Bedeutung ist im Mixe-Zoque die Rolle des Vokales i. 
In vor- und rückwärts gerichteter Wirkung und Umstellung verändert es nicht 
Anthropos XXIII. 1928. 
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