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Full Text: Anthropos, 26.1931

Einige Probleme der vergleichenden Erforschung der Sudsee-Sprachen. 
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Einige Probleme der vergleichenden Erforschung 
der Südsee-Sprachen'. 
Von Otto Dempwolff, Hamburg. 
Unter Südsee-Sprachen werden Wer „ach geographischen Gesichts 
punkten alle Sprachen zusammengefaßt, deren Heimat östlich von Asien 
( . 1 i * • _ T ; n jp umschlossen wird, die von der Insel 
westlich von Amerika durch eine Lime umsuuu^c , 
c u no+pr i n op| dann um Neuseeland und Tasmanien 
Formosa über Hawai zur Oster-lnsei, uaim u 
i . 0 , Mrondpf und durch die Halbinsel Malaka hin- 
herumgeht, sich nach Sumatra wendet una uuim u ...... 
durch naci Formosa zurückführt. Aus linguistischen Gründen wird d,e Insel 
Madagaskar in dieses geographische Gebiet hinein ezogen. 
Von etwa 600 Südsee-Sprachen ist Material bekannt; abei von ganz 
verschiedenen Umfang: vielbändige Literaturen wie z. B ,n javamscher 
Sprache, bis hinab zu kurzen und unsicheren Wörterverzeichnissen, wie z. B. 
über einige Sprachen Australiens. . .. c .. , c , 
Die vergleichende Sprachforschung hat einen Teil dieser Sudsee-Sprachen, 
an Zahl etwa nur die Hälfte, also rund 300, geographisch jedoch über das 
ganze Gebiet - außer Australien - verbreitet, zu e, n e r Sprachgruppe 
zusammengefaßt, die früher „malaio-polynesisch , jetzt nach .Schmidt s 
Vorgang 2 — austronesisch“ genannt wird. 
Es wird hier als erstes Hauptproblem die Frage hingestellt, 
ob und inwieweit diese Zusammenfassung wissenschaftlich begründet ist. 
lede vergleichende Sprachforschung knüpft an die Methoden und an 
die Ergebnisse der historischen Sprachwissenschaft, insbesondere der Indo- 
Nun entbehren freilich die austronesischen Sprachen solcher geschicht 
lichen Dokumente über Jahrtausende, auf die sich die Indogermanistik und 
andere Zweite der Sprachwissenschaft stützen. Was aus einigen Sprachen 
Indonesiens an älterer Literatur vorhanden ist, geht nur auf Jahrhunderte 
zurück und gewährt keinen tiefen Einblick in frühere Sprachperioden. 
Trotzdem kann man das Material der lebenden austronesischen Sprachen 
nach folgenden Grundsätzen bearbeiten, die sich an die historische Sprach 
forschung und ihre Ergebnisse anlehnen. 
Das Axiom dieser Sprachvergleichung ist der Analogieschluß, 
daß gewisse Vorgänge sprachlicher Entwicklung, wie sie in indogermanischen 
und anderen Sprachen dokumentär erwiesen sind, allgemeine Gültigkeit für 
alles sprachliche Geschehen haben, nämlich die Vorgänge des Laut 
wandels und des Bedeutungswandels. 
Zunächst hält man sich an die Identität der Bedeutung, 
sowohl bei lexikalischen als auch bei grammatischen Vergleichen, analysiert 
Vortrag für den 6. Orientalisten-Tag in Wien, Juni 1930 
W. Schmidt, „Die Mon-Khmer-VöIker‘, Braunschweig 1906 
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