Skip to main content
Page Banner

Full Text: Globus, 47.1885

Aus allen Erdtheilen. 
95 
raume 1869 bis 1880 und eine, das Geschlechtsverhältniß 
der Bevölkerung darstellend, letztere beiden von Le Monnier. 
Die zweite Karte ist von besonderem Interesse; sie zeigt, daß 
der größte Theil der Monarchie an Bevölkerung zunimmt, 
besonders die Bukowina, der östliche ruthenische Theil von 
Galizien, Mähren, Ostschlesien, Nieder - Oesterreich, Istrien, 
der größte Theil Dalmatiens, dann der Südwesten und die 
Mitte von Ungarn. Stationär blieb die Bevölkerung im 
centralen Böhmen, im Hausruckkreise Oberösterreichsim 
oberen Mur- und Ennsthale, in den mittleren Bezirken 
Tirols und den gebirgigen Komitaten Ungarns. Eine Ab 
nahme der Bevölkerung zeigt sich, von kleineren Thei 
len Dalmatiens, Krains, Tirols rc. abgesehen, besonders in 
einem ausgedehnten, zusammenhängenden Gebiete im nörd 
lichen und östlichen Ungarn und fast ganz Siebenbürgen. 
„Diese ungeheure Fläche der Volksabnahme bildet für die 
Staatsmänner Ungarns, das ohnehin dünn bevölkert ist, 
eine ernste Mahnung, den volksvermindernden Ursachen, inv- 
besondere der starken Auswanderung aus den rumänischen 
und serbischen Distrikten, sowie der großen Kindersterblichkeit 
eine eingehende Aufmerksamkeit zu schenken." Ungarn hat 
jetzt überhaupt unter allen Ländern Europas die geringste 
jährliche Volkszunahme (0,11 Proc.), abgesehen von Irland, 
wo sich die Bevölkerung in dem Jahrzehnte 1871 bis 1881 
um 0,48 Procent vermindert hat. — Sehr viel schwerer ist 
es, von dem Geschlechtsverhültnisse der Bevölkerung Oester 
reich-Ungarns in kurzen Worten eine Uebersicht zu geben. 
In Oesterreich entfallen ans 1000 Männer 1047 Frauen, in 
Ungarn nur 1018. Wie in ganz Europa, so nimmt auch in 
der Monarchie das Uebcrgewicht der weiblichen Bevölkerung 
von Nord nach Süd und von West nach Ost hin ab, um im 
Süden und Südosten einem bedeutenden Uebcrschuß der 
Männer Platz zu machen. Letzterer findet sich namentlich in 
Istrien, Kroatien, Slavonien, Bosnien und dem Südosten 
Ungarns. Im Bezirke Pola — um die Extreme zu nennen — 
entfallen nur 694 Frauen auf je 1000 Männer, in dem ganz 
nahe gelegenen Fiume dagegen 1320 Frauen. Ungefähr 
gleich stark vertreten sind beide Geschlechter in der Bukowina 
und Siebenbürgen (ähnliche Verhältnisse herrschen in Bel 
gien und Italien). 
— „L'Exploration" (Nr. 407) bringt einen Aufsatz Han- 
sen-Blangstcd's über den Wettkampf zwischen den Büu- 
men in den dänischen Wälde r n. Die Hauptkombattan- 
ten sind die Buche und die Birke; erstere dringt überall 
siegreich vor. Die Mittheilungen beziehen sich hauptsächlich 
auf den Bezirk von Silkeborg im Herzen Jütlands. Ganz aus 
Birken bestehende Wälder findet man jetzt nur an öden, san 
digen Stellen; überall sonst sind die Bäume gemischt, und 
wo der Boden günstig ist, wird die Birke schnell von der 
Buche verdrängt; sie verliert ihre Zweige bei der Berüh 
rung mit der Buche und wendet ihre ganze Kraft auf die 
oberen Theile, mit denen sic sich über die Buche erhebt. So 
kann sie lange fortleben, aber schließlich unterliegt sie im 
Kampfe, wenn auch oft nur aus Altersschwäche, denn die 
Lebensdauer der Birke in Dänemark ist kürzer als die der 
Buche. Verfasser glaubt, daß das Licht die Ursache der 
Ueberlegenheit der Buche ist, denn ihr Zweigwerk ist besser 
entwickelt als das der Birke, welche offener ist und den 
Sonnenstrahlen gestattet, zwischen den Zweigen hindurch ans 
den Boden zu dringen, während die dichte, buschige Spitze 
der Buche sie zurückhält und so ihren Fuß in tiefen Schat 
ten hüllt. Kaum vermag eine junge Pflanze unter der 
Buche zn gedeihen, ausgenommen ihre eigenen Schößlinge, 
und während die Buche unter der Birke kräftig aufwächst, 
geht letztere unter der Buche schnell zu Grunde. Die Birke 
ist vor der gänzlichen Ausrottung nur dadurch bewahrt wor 
den, daß sie die dänischen Waldreviere in Besitz hatte, lange 
bevor die Buche dieses Land erreichte, und daß einige Be 
zirke dem Gedeihen der letzteren ungünstig sind. Wo aber 
der Boden durch die Zersetzung der Birkenblätter bereichert 
worden ist, beginnt der Kampf. Die Birke gedeiht auch 
noch an den Seeufern und sumpfigen Stellen, wo ihr Feind 
nicht fortkommen kann. 
In gleicher Weise verschwindet in den Wäldern See 
lands die Kiefer vor der Buche. Sich selbst überlassen, wer 
den die Kiefern bald durch Buchen ersetzt. Länger und 
hartnäckiger ist der Kamps der letzteren mit der Eiche, denn 
diese hat ein dichteres Zweig- und Blattwerk, welches dem 
Durchgänge des Lichtes viel Widerstand entgegensetzt. Die 
Eiche hat auch eine lange Lebensdauer, aber früher oder 
später unterliegt auch sie, weil sie sich nicht im Schatten der 
Buche entwickeln kann. Die ältesten dänischen Wälder be 
standen hauptsächlich aus Espen, mit denen die Birke augen 
scheinlich vergesellschaftet war. Allmählich hob sich der Boden 
und das Klima wurde milder; dann kam die Kiefer empor 
und bildete große Wälder. Dieser Baum herrschte Jahr 
hunderte lang und trat dann den ersten Platz an die Stein 
eiche ab, welche jetzt vor der Buche zurückweicht. Espen, 
Birken, Kiefern, Eichen und Buchen scheinen die Stufen zu 
sein in dem Kampfe ums Dasein unter den Bäumen Däne 
marks. 
Asie n. 
— In diesem Winter haben die Engländer vom Pand- 
schab ans eine militärische Expedition nach Asghani- 
st a n unternommen und zwar in das Z h o b - T h a l, 
ein Nebenthal des Gumal, welcher unweit Dera Ismail 
Chan sich mit dem Indus vereinigt. Nach den letzten Nach 
richten (vom 9. Nov. 1884) ist sowohl der wissenschaftliche 
als auch der militärische Zweck erreicht worden: das Zhob- 
Thal sowohl als das ihm südlich parallel ziehende Bori-Thal, 
bisher gänzlich unbekannte Theile Afghanistans, wurden auf- 
genommen und die Verbindung mit früheren Aufnahmen in 
der Richtung auf Kandahar bewerkstelligt. Außerdem wur 
den die räuberischen Einwohner, die Zhobwals, gezüchtigt, 
mußten Geißeln stellen und 20 000 Rupien Strafe zahlen 
und ihr Häuptling Schah Dschehan durch seinen gefügigeren 
Neffen ersetzt. 
— In Turkestan beabsichtigt man von jetzt ab, auch die 
Eingeborenen nach russischem Gesetz zu richten, so nament 
lich für Tödtungen. Bis jetzt wurden die des Mordes 
angeklagten Kirgisen nach dem Volksgesetz der Eingeborenen 
in folgender Weise bestraft: sobald in einem Aule oder in 
der Steppe ein Mord verübt ist, so fangen die Verwandten 
und Freunde des Ermordeten an, nach dem Mörder zu 
suchen. Mitunter dauern die Nachforschungen lange, beson 
ders wenn die Leiche des Ermordeten nicht gleich gefunden 
wird. Oft wird die Leiche entdeckt, indem man dem Flug 
der Raubvögel folgt, oft werden andere Anzeichen benutzt, 
welche von der außerordentlichen Findigkeit des Nomaden 
Kunde geben. Ist der Mörder entdeckt, so haben die Ver 
wandten das Recht, von ihm einen sogenannten „ K u n " zu 
erheben. Der die Blutschuld sühnende „Kun" besteht in 
einer bestimmten Anzahl Kameelen, Pferden, Schafen, Gewän 
dern; einen besonderen „Kun" erhalten diejenigen Per 
sonen, welche an der Entdeckung des Mordes betheiligt 
waren, insbesondere diejenige, welche den Mörder auffand, 
sowie der Richter. Der „ K u n " für eine getödtete Frau ist 
geringer als für einen getödtcten Mann, und im letzten 
Falle verschieden je nach der Abstammung des Ermordeten: 
für einen ermordeten Kirgisen (mit weißen Knochen?) wird 
ein größerer Kun bezahlt, als für einen, dessen Abstammung 
unbekannt ist. Wenn der Mörder nicht im stände ist, den 
Kun zu erlegen, so muß die Sippe des Mörders bezahlen. 
Die Uebergabc und der Empfang des 5kuns ist von einer 
Menge verschiedener Gebräuche begleitet, es ist eine Art 
Fest für den Aul, in welchem die Verwandten des Ermorde 
ten leben. Unter den als „Kun" abzuliefernden Hausthieren 
muß unbedingt das Pferd des Mörders sein. Die Ver-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.