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Full Text: Globus, 47.1885

ii besonderer Hernebsrehirgung der Anthropolog re und Ethnolog re. 
Begründet von Karl Andrer. 
In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von 
Dr. Richard Kiepert. 
Braun schweig 
Jährlich 2 Bände à 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten 
zum Preise von 12 Mark pro Band zn beziehen. 
1885. 
G. RevoiOs Reise im Lande der Benadir, Svinali und Bajnn 
1882 bis 1883. 
VI. 
(Sämmtliche Abbildungen nach Photographien.) 
Sobald am 24. Juni Morgens der Ruf des Muezzin er 
tönte, der die Gläubigen zum Morgengebet einlud, erschienen 
zwanzig kräftige Sklaven, um das Gepäck in einen Garten 
von Hamarwin zu tragen, wo die 25 Lastkameele und die 
beiden Esel beladen werden sollten. Dank der frühen 
Stunde und den Soldaten des Gouverneurs, welche bis 
zn dem Garten hin aufgestellt waren, ging das Hinüber 
schaffen ohne Hinderniß vor sich. Als aber die Sonne 
aufging, sammelte sich eine solche Volksmenge am Ein 
gänge des Gartens an, daß es schwer war, dieselbe in 
Ordnung zn halten. Zu allem Unglücke ließen auch die 
Kameelc drei Stunden lang auf sich warten, und es wurde 
neun Uhr, ehe sie eintrafen; dadurch wurde wieder die 
Geleitmannschaft in schlechte Laune versetzt, eilte sich 
möglichst mit dem Beladen der Thiere und verursachte 
dadurch allerlei Unordnung. Zuletzt konnten auch die 
Soldaten die neugierige Menge nicht mehr im Zaume 
halten, die sich nun ungehindert überall herzudrängte und 
manchen Strick und manche Matte entwendete. Trefflich 
benahm sich wie immer Salem, thätig und kaltblütig, er 
ging und lief vom einen zum anderen, hier tadelnd, dort 
antreibend; selbst den Chef der ganzen Karawane, Hadschi 
Ali, mußte er an seine Schuldigkeit erinnern, denn er fand 
ihn im Schatten einer Mauer sitzend ganz vertieft in ein 
Gespräch mit dem unheimlichen Scheich Awes, der schon seit 
Mörka mit Rtzvoil zusammen gereist war. Als endlich 
Globus XLVII. Nr. 24. 
alles bereit war, erschien Müde Jussuf, übernahm stolz 
den Oberbefehl über die Eskorte, welche sich in lauter 
kleinen Abtheilungen vor und hinter jedem Lastthiere ver 
theilt hatte, und schwur, den Franzosen gesund nach Gelidi 
zn bringen oder an seiner Seite zn fallen; ein letztes 
„Hakim! fi aman Illah u rasul“ (Doktor, möge dich 
Allah schützen und sein Prophet!) von den Lippen des 
trefflichen Salem, und die Karawane setzte sich in west 
licher Richtung in Bewegung. 
Es war fast Mittag geworden; glühend brannte die 
Sonne vom Himmel herab und die Rückstrahlung von 
den Dünen war fast unerträglich. Bon dem Gipfel des 
Hügels, welcher die Moschee und den Thurm Uliad trügt, 
warf Novoil noch einen letzten Blick auf das Meer und 
Mogduschn zurück; dann galt es nach vorwärts zu schauen. 
Dort hatten sich wohl 500 bis 600 Beduinen vom Starnine 
der Abgal und Mürsude einige hundert Meter vor ihnen 
aufgestellt und schienen entschlossen, ihnen den Durchzug 
zn wehren. Doch gelang es, rasch einen kleinen Hügel zn 
gewinnen, von dem ans man die Ebene zn überschauen 
vermochte; ein Dutzend von den Gobron scharte sich um 
Rtzvoil, während die die Karawane begleitenden Greise, 
ihre Rosenkränze schwingend, den ranblnstigcn Beduinen 
entgegenschritten, die zwar die Straße besetzt hatten, sich 
aber doch in respektvoller Entfernung hielten. Denn die 
Karawane bot ihnen keine schwache Stelle; jedes Thier 
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