Begründet von Karl Andrer.
In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von
Dr. Richard Kiepert.
Braunschweig
Jährlich 2 Bände ä 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Postaustalten
zum Preise von 12 Mark pro Band zu beziehen.
1885 .
Auf der Suche nach den Resten der Crevaux'schen Expedition.
(Nach dem Französischen von A. Thouar.)
V. (Schluß.)
(Die Abbildungen nach
Skizzen des Reiseuden.)
Der 7. Oktober brachte wieder eine Gelegenheit zu
näherer Berührung mit den Indianern, von denen Dhouar,
selbst nur von 20 Mann begleitet, euren Trupps von unge
fähr 50 Mann antraf. Kurz entschlossen gmg er mit
nur noch einem Begleiter und seine Waffen wegwerfen er
Wilden entgegen, deren Häuptling sich dadurch sch wß ich
bewegen ließ, sich mit ihm in eine Unterredung einzulassen.
So gewagt und vielleicht unklug dieses Verfahren seitens
Thouar's seinen Begleitern erschien, so hielt er selbst diesen
Appell an die Ehrenhaftigkeit und das ritterliche Gefühl,
welches er in gewissem Grade auch bei diesen sonst so tres
stehenden Menschen voraussetzte, doch für den einzigen Weg,
auf welchem er den Konflikt mit ihnen vermeiden konnte.
In der That waren die Indianer bereit, ihnen eine Fuhrt
durch den Fluß zu zeigen und bei dessen Ueberschreitung
behülflich zu sein, wofür sie mit einigen Palleten Tabak
beschenkt wurden. Auf dem rechten Ufer weiter marschirend,
kamen die Reisenden bald an eine Stelle, wo einige Hun
dert Stümpfe von Palmbäumen, aufrecht im Flusse stehend,
und mit Schaaren von Kormorans und Enten bedeckt, aus
dem Wasser hervorragten. Dasselbe Manöver einer friedlichen
Annäherung an die Tobas, wie er es diesmal mit Glück ver
sucht, konnte Thouar einige Tage später wieder mit gleichem
‘ " ' einen Mann,
oNay den Weg
auch etwas spanisch sprach; er warnte
,, ..... vnuyi.Ä.uyt ,purer wieder
Erfolge ausführen, und er fand unter ihnen einen Mann,
der durch einen längeren Aufenthalt in Paraguay den Weg
dorthin kannte und auch etwas svaniüb ii-im*. >»-
Globus XLvm. Nr. 5.
davor, entlang des Flusses weiter zu ziehen, da sich dieser
vor seiner Einmündung in den Paraguay-Fluß in mehrere
Arme theilte und das ganze Delta aus Sümpfen und
Morästen bestände; er empfahl daher, das Flußufer zu
verlassen und in östlicher Richtung landeinwärts zu ziehen.
Auf seinen Rath einzugehen, sah sich Thouar schließlich
auch genöthigt, da er durch eine Rekognoscirung festgestellt
hatte, daß die das Flußufer einsäumenden Sümpfe sich
weiter abwärts in unabsehbare Ferne ausdehnten. Es galt
daher, den Flußübergang auf das linke nördliche Ufer zu
bewerkstelligen, der auch mit großen Schwierigkeiten und
nur mit Hülfe der Indianer selbst gelang, aber von Mor
gens bis zum Nachmittag dauerte. Die fast alle in den
Hochebenen der Anden geborenen Begleiter Thouar's konnten
nur zum kleinsten Theile schwimmen und wurden mittels
Baumstämmen, an denen vorn und hinten fünf Indianer
schwammen, durch den 4 bis 5 m tiefen Fluß hinüber-
bugsirt, während die Munition auf rasch gezimmerten
Flößen, die Thiere mit vieler Mühe durch Schwimmen
ans andere User gebracht wurden. An einen Weitermarsch
an demselben Tage war nach diesen Anstrengungen nicht
mehr zu denken; man schlug deshalb das Lager ans, wäh
rend sich die Indianer einen ihnen zur Belohnung über
lassenen Ochsen wohl schmecken ließen. Sie versprachen
auch der Expedition weiterhin als Führer dienen zu wollen,
waren aber bei Tagesanbruch verschwunden.
9