und des Welthandels.
Begründet von Karl Andree.
In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von
Dr. Emil Deckert.
. r . Jährlich 2 Bände ä 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten i ono
’Brauns CDtüetCJ zum Preise von 12 Mark pro Band zu beziehen. -TOoo
Reise nach den neusibirischen Inseln.
Von E. Baron Toll.
Zm April 1886 war Alles zur Abfahrt auf die Inseln
bereit. Herr Dr. Bunge war zum Platze Aidshergaidach
am Swätoi Noß — dem Eiligen Kap des Eismeeres —,
»uo er trotz der Polarnacht schon im December 1885 ein
Proviantdepot angelegt hatte, vorausgeeilt, um zeitig die
ersten Transporte auf die Inseln zu entsenden, und ich
stieß, nachdem ich die Ausgrabung einiger mit Weichtheilen
erhaltener Mannnuthreste unter 71« nördl. Br. (noch
innerhalb der Waldgrenze, an dem Flüßchcn BorUräch,
circa 35 Meilen östlich von Kasatschje) beendet hatte, am
23. April zu ihm. Als Beispiel, wie frisch sich im ewig
gefrorenen Boden Weichtheile der großen Säugethiere er
halten können, sei hier erwähnt, daß einer meiner tuugusi-
schen Arbeiter beim Ausgraben der Ulna die an ihr fest
sitzenden Sehnenfasern der Gelenkkapsel als Delicatesse ver
speiste. Die Ausgrabungen erwiesen, daß die Theile eines
Mammuths — nicht ein ganzes, wie einst an der Lena-
mündung — über einer 48 Fuß mächtigen Eisunterlage in
gefrorenem Lehme eingelagert waren, woraus (ich übergehe
die Beweisführung) der Schluß berechtigt ist, daß die Reste
dieses Thieres ebenso wie die des lateinischen Bcntel-Rhino-
ccros vom Merkii, dessen mit Haut und Haar erhaltener
Kopf im Museum der Kaiserl. Akademie zu St. Petersburg
aufbewahrt wird, auf einem Eisthal, einer Bildung, wie sie
jetzt noch häufig vorhanden ist, eingeschwemmt waren.
Am 1. Mai brach ich in Begleitung meines treuen
Gefährten, des Kosaken Semen Koräkin, sowie eines Jakuten
unb eines ergrauten Elfenbeinsammlers, der zwar russischer
Globus LIII. Nr. 15.
Abstammung, aber vollkommen jakutisirt war, mit zwei
Hundeschlitten voraus zur großen Ljachow-Jnsel auf.
Die Hundeschlitten oder Hundenarten unterscheiden sich
von den Renthier-Narten durch ihre größere Länge und ge
ringere Breite, sind aber sonst wie jene in allen Theilen mit
Riemen gebunden, wodurch sie nachgiebig, biegsam und schnell
reparirbar, und dadurch allein geeignet sind, Fahrten über
Schollenberge und zwischen den Schollen durch bestehen zu
können. Bespannt werden sie gewöhnlich mit 12 oder 13
Hunden, die paarweise au eine gemeinsame Zugleine ge
koppelt sind. An der Spitze läuft der klügste und erfahrenste
Hund, der der Stimme des Nartenlenkers gehorcht und auf
das Kommando „Narre-links", „Tock-rcchts", seine Kamera
den nach sich zieht. Er erhält auch bei der Ankunft am Lager
plätze vor allen zuerst seinen Futterantheil — 1V2 bis 2 Pfd.
Juktola (getrockneten Fisch) — die anderen ebenso je nach
ihren Leistungen, die besseren früher, die schlechtesten zuletzt.
Die Kraft der Hunde ist eine bewundernswerthe. Bei einer
Belastung des Schlittens von 15 Pud, ungerechnet das
darauf gebundene Zelt, das Bettzeug, die Gewehre und die zwei
darauf fahrenden Menschen, habe ich die 10 Meilen von dem
Swätoi Noß zur Südküste der großen Ljachow-Jnsel, bei
allerdings guter Bahn, d. h. ohne durch Schollenberge
(Torossen) aufgehalten zu werden, in 9 Stunden zurück
gelegt.
Hier auf der Ljachow-Jnsel hatte ich nun Gelegenheit,
die alten Angaben der Elfeubeinsammler, daß die Insel ans
Eis und Sand bestände, zu bestätigen.
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