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Full Text: Globus, 53.1888

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Dr. Emil Deckert: Die nordamerikanischen Höhlen. 
fest gewordenen Eise des Meeres ein unglückliches Ende 
nehmen. Und doch hält diese Erfahrung die Thiere von ihrem 
Wandertriebe nicht ab, denn erstens sind die Inseln den 
meisten ihre Heimath und ihr Geburtsort, und zweitens sind 
sie hier gesichert vor ihren Peinigern, den Mücken und 
Bremsen. 
Mücken habe ich zwar an einem warmen Tage gesehen, 
doch stachen sie nicht. Von Insekten fanden sich sonst noch 
wenige Käfer und Zweiflügler sowie ein Schmetterling. 
Der ärgste Feind der Renthiere, der Wolf, folgt ihnen, 
obzwar vereinzelt, auch bis hierher. 
Anfang Oktober waren auch unsere Zugrenthiere, auf 
deren Kraft ich beim Hinüberschaffen der Sammlungen 
besonders gerechnet hatte, schon in bedenklichem Zustande. 
Doch Dank unserer reichlichen Jagdbeute konnte ich sie retten. 
Ich ließ statt der Juktola an meine 26 Hunde sowohl von 
dem Ueberslusse an erlegtem Wilde, als auch von den dem 
Schlachtmesser zum Opfer gefallenen schwächeren Thieren 
meiner Heerde verfüttern und setzte die dadurch ersparten 
Fische den Renthieren vor, welche sich nicht nur bald, mit 
Ausnahme eines einzigen standhaften Thieres, an die neue 
Nahrungsweise gewöhnten, sondern mit Gier auf diese Kost 
stürzten — mit dem Heißhunger eines bekehrten Vege 
tarianers. 
Die Thiere selbst trieb ihr Instinkt zu möglichst rascher 
Rückkehr an das Festland, da die verödete Insel sie mit 
dem Hungertode bedrohte. Dadurch hätten wir fast unsere 
ganze Heerde verloren, die sich am Tage vor Unserem Aus- 
bruche, den Spuren wilder Renthiere in einem unbewachten 
Augenblicke folgend, bereits eine Meile weit von der Insel 
entfernt hatten, und nur einem glücklichen Zufalle verdanken 
wir es, daß wir die Thiere zwischen Schollenbergen verirrt 
auffanden und zurücktreiben konnten. 
(Schluß folgt.) 
Die n o r d a rn e r i k a n i s ch e n H ö h l e n. 
Von Dr. Emil Deckert. 
(Schluß.) 
Bei der Wyandotte-Höhle, die unsere Adelsberger 
Grotte an Ausdehnung etwa um das Doppelte übertrifft, 
ist die Anordnung 
der Hauptgünge 
merkwürdig. Die 
selben laufen 
sämmtlich von Nord 
nach Süd und sie 
stehen so nicht nur 
unter einander, son 
dern auch mit dem 
Blue River, der 
östlich davon dem 
Ohio zu fließt, 
in ziemlich stren 
gein Parallelismus. 
Man könnte sich 
also sehr wohl vor 
stellen, der betref 
fende Strom sei 
zuerst durch den 
westlichen Höhlen 
gang geflossen, dann 
durch den mittleren 
und dann durch den 
östlichen, bis er 
endlich sein Bett an 
die gegenwärtige 
Stelle und an das 
Tageslicht verlegt 
habe. Die That 
sache, daß die west- 
lichen Gänge (Mor 
tons Marmor- 
Halle rc.) die 
trockensten sind, 
würde damit gut 
im Einklänge stehen. 
Da verschiedene 
Verbindungsgänge 
zwischen den Haupt 
gängen vorhanden sind, so dürfte die Veränderung des 
unterirdischen Flußlaufes in der angedeuteten Richtung aber 
wohl immer nur 
schrittweise und all 
mählich eingetreten 
sein (vergl. den 
beigegebenen Plan 
der Höhle). Daß 
wiederholte Zusam 
menbrüche der Höh 
lengewölbe statt 
gefunden haben, ist 
auch bei der Wyan 
dotte-Höhle aus 
zahlreichen großen 
Anhäufungen von 
Kalksteinblöcken und 
Stalaktiten-Bruch 
stücken zu schließen. 
Im Uebrigen finden 
sich in verschiedenen 
Abtheilungen der 
Höhle auch mächtige 
Ablagerungen von 
Flußsand und von 
Rollkieseln („Wy- 
andotte Potatoes"). 
Gegenwärtig ist die 
Wyandotte - Höhle 
freilich eine der 
trockensten, die 
Nordamerika besitzt, 
und nur die Gänge 
der unteren Etage, 
die blos etwa 10 in 
über dem Nieder 
wasser des Blue 
River liegt, halten 
sich noch ziemlich 
feucht. Ein gewisser 
Parallelismus der 
Das Labyrinth der Mammuth - Höhle. 
1 Kegelbahn. 2. Sattelgrube. 3. Gorius-Dom. 4. Pntnam-Kabinet. 5. Hovey-Kabinet. 8. Ariadne- 
Grotte. 7. Abgrund. 8. Ueberdeckte Grube. 9. Scylla. io. Charybdis. n. Schwärmer-Halle.
	        
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