Kürzere Mittheilungen.
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einmal erwähnte, mir persönlich wohl bekannte Queen San
damanda (Sandymanny) of Japaca, und der schon im
hohen Greisenalter stehenden King Bimba x ), mit denen ich
eben so wohl in Handelsverkehr gestanden habe, wie mit
ihren Grenznachbaren. Die beiden genannten Fürstlichkeiten
sind jedoch wiederum tributpflichtig dem Oberherrn der Veys,
dem King Freeman von Teywar, dem Enkel und Nachfolger
des berühmten Sultan Morannah Sando of Teywar, der
seiner Zeit, als die Amerikaner nach Liberia kamen, denselben
einen erbitterten Widerstand entgegensetzte.
Was für die Höhe der Kulturstufe dieses leider noch so
wenig bekannten Volkes besonders spricht, das sind seine
Sprache, seine Schrift und sein Zahlensystem.
Ueber die beiden ersteren hat Herr Dr. Baumann in dem
bereits angedeuteten Artikel das Wichtigste mitgetheilt, es sei
mir aber vergönnt, über das letztere hier noch Einiges zu sagen.
Unter großen Schwierigkeiten ist es mir gelungen, eine
vergleichende Uebersicht der unter den dortigen Eingeborenen
vorkommenden itnd gebräuchlichen Zahlensysteme zu Stande
zu bringeit.
Ich habe aber gerade hierauf viel Zeit und Mühe ver
wandt, weil ich der Ansicht bin, daß man die Bildungsstufe
und in etwas auch den Charakter eines Volkes sehr wohl
ans der Entwickelung und Ausbildung seines Zahlensystems
beurtheilen kann. — Viehhirten und Ackerbauer, sowie vor
zugsweise kriegführende Völker bedürfen nicht vieler Zahlen
und werden auch nur in den seltensten Fällen viele eigene
Zahlen haben, handeltreibende dagegen müssen eine größere
Anzahl Zahlen und Ziffern haben, fremde oder eigene.
Eine große Menge eigener Zahlen werden aber immer
für eine große Selbständigkeit in geistiger Hinsicht sprechen.
AuS den folgenden Zusammenstellungen der Systeme
der Veys, Kossos und Golahs geht nun zur Genüge hervor,
daß ein jeder Händler, der ins Innere geht, vor allen Dingen
die Bey-Zahlen kennen muß, denn sowohl die Kossos als auch
die Golahs bedienen sich für die höheren Zahlen der Vey-
sprache.
Mit den Händlern aber dringt die Veysprache in immer
breitere Schichten der Bevölkerung und so glaube ich nicht
zu viel zu behaupten, wenn ich annehme, daß langsam aber
sicher alle jenen kleineren Völker und Stämme in den mäch
tigen Veys aufgehen werden.
Die Zahlen der Veys sind:
1 Hondo,
2 Fera,
3 Saba,
4 Nani,
5 Sólo,
6 Sumdondó,
7 Su infera,
8 Sumsàba,
9 Sumnàni,
10 Tang,
11 Tang dondó,
12 Tang sera,
x ) Vergi, ben Aufsatz von O. Baumann über die Wai-
Neger im „Globus", Bb. 52, S. 238 f.
13 Tang saba,
19 Tang sumnàni,
14 Tang nani,
20 Mobàndi,
15 Tang sólo,
21 Mobàndi a ko dondó,
16 Tang sumdondó,
22 Mobàndi a ko fera,
17 Tang sumferä,
23 Mobàndi a ko sabà rc.,
18 Tang sumsabä,
30 Mobàndi a ko tang,
40 Muflabandi (M
o fera bandi),
50 Muflabandi a ko tang,
60 Solobandi a ko tang,
70 Mosumddndobandi a ko tang,
80 Mosumferabandi a ko tang,
90 Mosumsababandi a ko tang,
100 Mosumnanibandi a ko tang.
Die Zahlen der Kossos,
welche nur bis 20 zählen
können, sind:
1 Etah,
11 Buh etah,
2 Fede,
12 Buh sede,
3 Shaua,
13 Buh shauà,
4 Nani,
14 Buh nani,
5 Dólu,
15 Buh dólu,
6 Uéta,
16 Buh ueta,
7 Uafedé,
17 Buh uafedé,
8 Uéiapa,
18 Buh uéiapa,
9 Tau,
19 Buh Tau,
10 Buh,
20 Buh buh.
Die Zahlen der Golahs,
von denen ich nur 10 in
Erfahrung bringen konnte, die aber mehr zu besitzen scheinen,
sind:
1 Gun,
6 de gun,
2 Tieh,
7 de tieh,
3 Tai,
8 de tai,
4 Tiena,
9 de tiena,
5 Nono,
10 Edjah.
Zum Schluß möchte ich noch hinzufügen, daß ich im
vergangenen Jahre, kurze Zeit nach meiner Rückkehr aus
Afrika, durch meinen Bruder Ernst Hartert ein größeres
in der Schrift der Veys sehr sauber und schön geschriebenes
Schriftstück mehreren gelehrten Herren in Berlin vorlegen
ließ, um vielleicht zu erfahren, ob man bei uns Kenntniß
von dieser Schrift hätte. — Die Antwort des einen Herrn
lautete, daß es nichts als eine Mystisication sei, deren Opfer
ich geworden, eine derartige Schrift gäbe cs überhaupt nicht;
ein anderer der Herren meinte, eine Aehnlichkcit mit einer
Jnschriftenschrift auf alten Denkmälern der westlichen Sahara
wäre vorhanden, dieselbe könne aber zufällig sein, denn an
einen Zusammenhang zweier so weit entfernter Völker wäre
kaum zu denken.
Durch den Artikel des Herrn B. halte ich diese Herren
für überzeugt, daß meine Angaben über die Existenz einer
Veyschrift nicht auf einer „Mystisication" beruhten, und
habe ich denselben daher mit großer Freude begrüßt.
Kürzere Mi
Das neue Pflanzeulcbcn von Krakatau.
Ueber das Wiederaufleben der Vegetation auf Krakatan
machte Dr. Trend, Director des botanischen Gartens zu
Buitenzorg, augenblicklich auf Urlaub in Europa, in einer
Sitzung der Akademie der Wissenschaften zu Amsterdam einige
t t h e i l u n g e n.
höchst interessante Mittheilungen, denen wir Nachstehendes
entnehmen. Der betreffende Herr hat in Begleitung des
Ingenieurs Verbeek die Insel im Juni 1886 besucht.
Nicht nur die Strandgegeud, sondern auch höher gelegene
Theile sind mit Vegetation bedeckt, welche unmöglich ein Rest
derjenigen sein kann, die vor dem Ausbruch daselbst be-