Skip to main content
Page Banner

Full Text: Globus, 53.1888

Kürzere Mittheilungen. 
237 
einmal erwähnte, mir persönlich wohl bekannte Queen San 
damanda (Sandymanny) of Japaca, und der schon im 
hohen Greisenalter stehenden King Bimba x ), mit denen ich 
eben so wohl in Handelsverkehr gestanden habe, wie mit 
ihren Grenznachbaren. Die beiden genannten Fürstlichkeiten 
sind jedoch wiederum tributpflichtig dem Oberherrn der Veys, 
dem King Freeman von Teywar, dem Enkel und Nachfolger 
des berühmten Sultan Morannah Sando of Teywar, der 
seiner Zeit, als die Amerikaner nach Liberia kamen, denselben 
einen erbitterten Widerstand entgegensetzte. 
Was für die Höhe der Kulturstufe dieses leider noch so 
wenig bekannten Volkes besonders spricht, das sind seine 
Sprache, seine Schrift und sein Zahlensystem. 
Ueber die beiden ersteren hat Herr Dr. Baumann in dem 
bereits angedeuteten Artikel das Wichtigste mitgetheilt, es sei 
mir aber vergönnt, über das letztere hier noch Einiges zu sagen. 
Unter großen Schwierigkeiten ist es mir gelungen, eine 
vergleichende Uebersicht der unter den dortigen Eingeborenen 
vorkommenden itnd gebräuchlichen Zahlensysteme zu Stande 
zu bringeit. 
Ich habe aber gerade hierauf viel Zeit und Mühe ver 
wandt, weil ich der Ansicht bin, daß man die Bildungsstufe 
und in etwas auch den Charakter eines Volkes sehr wohl 
ans der Entwickelung und Ausbildung seines Zahlensystems 
beurtheilen kann. — Viehhirten und Ackerbauer, sowie vor 
zugsweise kriegführende Völker bedürfen nicht vieler Zahlen 
und werden auch nur in den seltensten Fällen viele eigene 
Zahlen haben, handeltreibende dagegen müssen eine größere 
Anzahl Zahlen und Ziffern haben, fremde oder eigene. 
Eine große Menge eigener Zahlen werden aber immer 
für eine große Selbständigkeit in geistiger Hinsicht sprechen. 
AuS den folgenden Zusammenstellungen der Systeme 
der Veys, Kossos und Golahs geht nun zur Genüge hervor, 
daß ein jeder Händler, der ins Innere geht, vor allen Dingen 
die Bey-Zahlen kennen muß, denn sowohl die Kossos als auch 
die Golahs bedienen sich für die höheren Zahlen der Vey- 
sprache. 
Mit den Händlern aber dringt die Veysprache in immer 
breitere Schichten der Bevölkerung und so glaube ich nicht 
zu viel zu behaupten, wenn ich annehme, daß langsam aber 
sicher alle jenen kleineren Völker und Stämme in den mäch 
tigen Veys aufgehen werden. 
Die Zahlen der Veys sind: 
1 Hondo, 
2 Fera, 
3 Saba, 
4 Nani, 
5 Sólo, 
6 Sumdondó, 
7 Su infera, 
8 Sumsàba, 
9 Sumnàni, 
10 Tang, 
11 Tang dondó, 
12 Tang sera, 
x ) Vergi, ben Aufsatz von O. Baumann über die Wai- 
Neger im „Globus", Bb. 52, S. 238 f. 
13 Tang saba, 
19 Tang sumnàni, 
14 Tang nani, 
20 Mobàndi, 
15 Tang sólo, 
21 Mobàndi a ko dondó, 
16 Tang sumdondó, 
22 Mobàndi a ko fera, 
17 Tang sumferä, 
23 Mobàndi a ko sabà rc., 
18 Tang sumsabä, 
30 Mobàndi a ko tang, 
40 Muflabandi (M 
o fera bandi), 
50 Muflabandi a ko tang, 
60 Solobandi a ko tang, 
70 Mosumddndobandi a ko tang, 
80 Mosumferabandi a ko tang, 
90 Mosumsababandi a ko tang, 
100 Mosumnanibandi a ko tang. 
Die Zahlen der Kossos, 
welche nur bis 20 zählen 
können, sind: 
1 Etah, 
11 Buh etah, 
2 Fede, 
12 Buh sede, 
3 Shaua, 
13 Buh shauà, 
4 Nani, 
14 Buh nani, 
5 Dólu, 
15 Buh dólu, 
6 Uéta, 
16 Buh ueta, 
7 Uafedé, 
17 Buh uafedé, 
8 Uéiapa, 
18 Buh uéiapa, 
9 Tau, 
19 Buh Tau, 
10 Buh, 
20 Buh buh. 
Die Zahlen der Golahs, 
von denen ich nur 10 in 
Erfahrung bringen konnte, die aber mehr zu besitzen scheinen, 
sind: 
1 Gun, 
6 de gun, 
2 Tieh, 
7 de tieh, 
3 Tai, 
8 de tai, 
4 Tiena, 
9 de tiena, 
5 Nono, 
10 Edjah. 
Zum Schluß möchte ich noch hinzufügen, daß ich im 
vergangenen Jahre, kurze Zeit nach meiner Rückkehr aus 
Afrika, durch meinen Bruder Ernst Hartert ein größeres 
in der Schrift der Veys sehr sauber und schön geschriebenes 
Schriftstück mehreren gelehrten Herren in Berlin vorlegen 
ließ, um vielleicht zu erfahren, ob man bei uns Kenntniß 
von dieser Schrift hätte. — Die Antwort des einen Herrn 
lautete, daß es nichts als eine Mystisication sei, deren Opfer 
ich geworden, eine derartige Schrift gäbe cs überhaupt nicht; 
ein anderer der Herren meinte, eine Aehnlichkcit mit einer 
Jnschriftenschrift auf alten Denkmälern der westlichen Sahara 
wäre vorhanden, dieselbe könne aber zufällig sein, denn an 
einen Zusammenhang zweier so weit entfernter Völker wäre 
kaum zu denken. 
Durch den Artikel des Herrn B. halte ich diese Herren 
für überzeugt, daß meine Angaben über die Existenz einer 
Veyschrift nicht auf einer „Mystisication" beruhten, und 
habe ich denselben daher mit großer Freude begrüßt. 
Kürzere Mi 
Das neue Pflanzeulcbcn von Krakatau. 
Ueber das Wiederaufleben der Vegetation auf Krakatan 
machte Dr. Trend, Director des botanischen Gartens zu 
Buitenzorg, augenblicklich auf Urlaub in Europa, in einer 
Sitzung der Akademie der Wissenschaften zu Amsterdam einige 
t t h e i l u n g e n. 
höchst interessante Mittheilungen, denen wir Nachstehendes 
entnehmen. Der betreffende Herr hat in Begleitung des 
Ingenieurs Verbeek die Insel im Juni 1886 besucht. 
Nicht nur die Strandgegeud, sondern auch höher gelegene 
Theile sind mit Vegetation bedeckt, welche unmöglich ein Rest 
derjenigen sein kann, die vor dem Ausbruch daselbst be-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.