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Volltext: Globus, 53.1888

Mit besonderer Herürksichtrgung der Ethnologie, der Kulturderhnltnrsse 
und des Welthandels. 
Begründet von Karl A n d r e e. 
In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von 
Dr. Emil Deckert. 
Braun schweig 
Jährlich 2 Bände à 24 Nunimern. Durch atte Buchhandlungen und Postanstaltcn 
zum Preise von 12 Mark pro Baud zu beziehen. 
1888. 
Joachim Graf Pfeil's Reisen in Ostafrika. 
i. 
Unter den Reisenden, welche im Dienste der deut 
schen Kolonisation in Ostafrika thätig waren, ist Joachim 
Graf Pfeil sowohl der Zahl und Ausdehnung als auch 
den geographischen Ergebnissen seiner Forschungszüge nach 
an erster Stelle zn nennen. Kaum einer von den Send- 
lingen der Ostafrikanischen Gesellschaft hat die Kennt 
niß des der letzteren zugeeigneten Gebietes in solch um 
fangreicher Weise erweitert wie er. Ein Bericht über 
feine Reisen dürfte hier aber um so mehr am rechten Orte 
sein, als für denselben außer den schon vorhandenen Ver- 
össentlichungen (u. a. in „Petermann's Mittheilungen" 
1886, Heft 12, und 1888, Heft 1) noch unbenutzte hand 
schriftliche Materialien, wie Tagebücher re., zur Verfügung 
standen. 
Zur richtigen Beurtheilung seiner geographischen Thätig 
keit dürfte es angezeigt sein, zunächst einen kurzen Blick auf 
den Lebenslauf und die Bestrebungen des Reisenden zu 
werfen, weil erstere eben durch die gegebenen Lebens 
umstände wesentlich beeinflußt wurden. 
Am 30. December 1857 zu Neurode in der Grafschaft 
Glatz geboren, verlebte Joachim Graf Pfeil seine erste 
Jugendzeit in Schlesien, bis er gelegentlich der Versetzung 
seines Vaters nach Göttingen kam, wo er das Gymnasium 
besuchte. Schon frühzeitig niachte sich an ihm der in 
Globus LIII. Nr. 24. 
seiner Familie geltende Erfahrungssatz: „Alles, was Pfeil 
heißt, fliegt", dahin bemerkbar, daß er einen, durch das 
Lesen von Neiscschilderungen genährten Drang nach Aben 
teuern in jugendlicher Weise lebhaft bekundete. Diesem 
Zuge gaben endlich seine Eltern nach, indem sie ihn mit der 
Hermannsburger Mission im November 1873 nach Natal 
gehen ließen. Dort führte er ein wechselndes Farmer- und 
Wanderleben, Land und Leute — namentlich der Zulu- 
kafsern — dabei gründlich kennen lernend. Nachdem er 1877 
von einem vierteljährigen Besuche bei seinen Eltern zurück 
gekehrt war, kaufte er sich im Oranje-Freistaat an, um 
Landwirthschaft, namentlich aber Viehzucht, zu betreiben. In 
Folge verschiedener Unfälle gab er jedoch nach einigen Jahren 
diese Unternehmung wieder ans und wandte sich nach den 
Darkenbergen, wo er eine neue Farm anlegte. — Schon da 
mals trug er sich mit dem Gedanken, ein geeignetes Gebiet 
zur Begründung einer deutschen Kolonie ausfindig 
zu machen, und angeregt durch die Wanderungen der 
Transvaal-Bauern nach dem Norden, richtete er seine Auf 
merksamkeit auf das Gebiet zwischen dem unteren Limpopo 
und Zambesi, welches ihn nebenbei noch dadurch besonders 
interessirte, daß es bisher nur in den von Erskine und 
Manch erforschten Gegenden einigermaßen, im übrigen aber 
noch gar nicht bekannt war. Dorthin ging sein Streben, 
und so rüstete er sich denn mit einem von 18 Ochsen ge- 
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