Mit besonderer Uerürbsrchtigung der Gtbnologie, der Itulturberhülinisse
und des Welthandels.
Begründet von Karl Andrer.
In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von
Dr. Emil Deckert.
m r x . ' Jährlich 2 Bände in 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten i oq q
<5 l u U ll [ ü) tu C t zum Preise von 12 Mark für den Band zu beziehen. *
Die Höhlen von Ferreiros und Geraldes in Traz os Montes.
Von Professor Tr. M. Willkomm.
Traz os Montes (wörtlich: Hinter den Bergen), die
nordöstliche Provinz Portugals, ist sowohl in touristischer als
auch in naturgeschichtlicher Hinsicht eine der am wenigsten
gekannten Gegenden der Pyrenäischen Halbinsel. Ist sie
doch die einzige Binnenprovinz Portugals und schon dadurch
mehr als die übrigen vom Weltverkehr abgeschnitten, über
dies ein rauhes, unwegsames, nur von wenigen Straßen
durchzogenes Bcrgland, welches gegen Norden nnd Osten
an wenig bevölkerte und geringen Verkehr besitzende Pro
vinzen Spaniens grenzt. Nur selten dürfte sich ein Ver
gnügungsreisender nach Traz os Montes verirren, obwohl
diese Provinz an malerischen Gegenden und Natnrschönheiten
den übrigen Provinzen Portugals nicht nachsteht: nur
Handelsreisende nnd neuerdings dann und wann Bergleute
und Naturforscher pflegen dieselbe zu durchwandern. Um
so mehr Beachtung verdienen die interessanten Mittheilungen,
welche ein portugiesischer Botaniker, Herr Joaguim de
Mariz, Adinnkt am Botanischen Garten zu Coiiubra, im
7. Bande (Jahrgang 1889) des zu Coimbra erscheinenden
„Boletim da Sociedade Broteriana“ über die Topographie,
Geologie und Vegetationsverhültnisse sowie über die Bevölke
rung und die Geschichte dieser Provinz veröffentlicht hat *).
Darin findet sich auch eine Schilderung der erst in neuester
Zeit dort entdeckten und bekannt gewordenen Tropfstein
höhlen von Ferreiros und Geraldes, welche, abgesehen von
ihrer Schönheit und Großartigkeit, deshalb ein besonderes
Interesse bieten, weil sie zahlreiche Reste von Thieren und
B Dnas excursöes botánicas na provincia de Traz
os Moutes.
Globus LV1I. Nr. 20.
| Menschen aus prähistorischer Zeit enthalten und daher
! wichtige Ausschlüsse über die Vorgeschichte des Menschen-
! gcschl echtes, beziehungsweise über die Ureinwohner jenes
Theiles von Portugal liefern zu können versprechen. Es
wäre wohl der Mühe werth, daß diese Höhlen von Anthro
pologen gründlich durchforscht würden, und deshalb will ich
mir gestatten, hier jene Mittheilungen in deutscher Sprache
wiederzugeben
Am Nachmittage des 19. Juni begaben wir uns nach
den berühmten Steinbrüchen von Santo Adriäo, welche
7 km nördlich von der Ortschaft Palaxoulo am Berge
Ferreiros sich befiliden. Die bedeutenden Marmor- und
Alabasterlager, welche durch sie ausgebeutet werden, um
fassen eine Oberfläche von beinahe 25 km, indem sie sich
von der Grenze des Gebiets von Vimioso bis S. Pedro da
Silva erstrecken und im Norden neben der Brücke über den
Bach Angeira auf dem Wege nach Miranda do Douro
zu Tage ausgehen. Es war in der Nähe von Vimioso,
daß Herr Carlos Ribeiro im Jahre 1852 auf seiner In
spektionsreise nach den Bergwerken von S. Martinho
d'Angueiro zuerst den Werth dieser enormen Kalkmasse er
kannte, aber erst 1886 gelang es Herrn Francisco Cardoso
Pinto, eine Gesellschaft zur regelrechten Ausbeutung der
darin enthaltenen Marmor- und Alabasterlager zu gründen,
nachdem zwei Jahre zuvor sein Bruder Luis jene ganze
Kalkregion sorgfältig durchforscht hatte. Diesem war eine
Höhle gezeigt worden, Boraco de Ferreiros genannt, welche
sich im Gebiete des Gutes Santo Adriäo neben der Kapelle
Nossa Senhora do Rosario do Monte befindet. Dieser
Höhle entnahm er die ersten Probestücke von Alabaster,
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