Mit besonderer Berücksichtigung der Ethnologie, der Kulturberhültnisse
und des Welthnndels.
Begründet von Karl And ree.
In Verbindung init Fachmännern herausgegeben von
Dr. Emil Deckert.
Braunschweig
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Rom als Seehafen.
Von A. N o g a l l a von Bieberstein.
(Mit einer Karte.)
Der seit langer Zeit gehegte Plan, Nom durch einen
für Seeschiffe passirbarcn Kanal mit dem Meere bei Ostia,
an der Tibermündung, zu verbinden und bei Rom selbst
Hafenbassins anzulegen, ist vor kurzem in das Stadium
eingehender Erwägung seitens der maßgebenden Faktoren,
sowohl der italienischen Behörden, wie der kommerziellen
römischen Kreise getreten; auch der italienische Kriegsminister
hat sich günstig über das Projekt ausgesprochen, und wird
nunmehr die Fmanzirung desselben angestrebt. Cs sei daher
gestattet, diese wichtige der Metropole Italiens bevorstehende
Veränderung im Folgenden einer kurzen Betrachtung zu
unterziehen.
Schon Napoleon I. sagte auf Elba: „Je borni des
peuples épars de l’Italie une seule nation. Je creerai
des routes et des canaux, j’ouvrirai de vastes débouchés
aux industries renaissantes; je terni des Naples, de
Venise et de la Spezia des grands chantiers, de Rome
un port de iner“, und später auf St. Helena: „Questo
stato — l’Italia — - per russistere indipendente
abbisogna prima di ogni altra cosa di essere potenza
marittima, tanto per mantenere la supremazia delle
isole quanto guardare le coste.“
Das Projekt, Rom einen Seehafen zu geben, ist sehr
alt. Bereits Ancus Marcius, der vierte König von Rom,
erkannte, nachdem er die Lateiner bei Telene, Ficana und
Medullia besiegt, Politorinm zerstört, von den Vegentern
den Mesia-Wald erhalten und derart die römische Herrschaft
bis zum Meere erweitert hatte, zuerst seine Nothwendigkeit
und legte den Hafen von Ostia an der Tibermündung an,
Globus LVII. Nr. 21.
indem er sich zur Verbindung mit der Hauptstadt dieses
damals leicht schiffbaren Flusses bediente. Auf diesem Vor
gänge in der Behandlung dieser großen Idee beruht das
Studium der Lösung der oft ventilirten Frage, Rom auf
dem Wasserwege mit dem Meere zu verbinden.
Rast, von 1826 bis 1830 sardinischer Konsul in Rom,
schlug vor, alle Gewässer der Tiber in den Kanal von
Fiumicino zu leiten und den großen Arm bei Ostia zu
sperren, um dem Flusse seine frühere Länge von Rom bis
zum Meere wiederzugeben.
Fca dagegen in seinem Werke „II severe navigabile
oggidi, come ne suvi antichi secoli (Roma 18o5)
beabsichtigte, alle Gewässer der Tiber in deren natürliches
Bett zurückzuführen und den Kanal von Fiumicino eingehen
zu lassen, um mit der größeren Wassermasse wieder die
nöthige Vorbedingung für die Ermöglichung der Schiffahrt
zu schassen.
1838 nahm der Marchese bei Gallo das Projekt des
Pater Santini ans, allein die Wahl der Mündung in das
Meer bei Maccarese schien ans Gründen der praktischen
Wasserbaukunst nicht annehmbar.
1854 beabsichtigte Manzini, den Claudischen Hafen bei
Fiumicino wieder in den Stand zu setzen und ihn bis zum
Meere zu erweitern, indem er die Gewässer des Flusses bis
Maccarese zurückführen und den Hafen mit dem Flusse
durch Schleusen und Wehre verbinden wollte.
Filippo Costa, ein römischer Ingenieur, trat seinerseits
1860 mit einem genau ausgearbeiteten Projekte auf, in
welchem er die Wiederherstellung des alten Hafens von
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