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Begründet von Karl Andre e.
In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von
Do. Emil Deckcrt.
9 ÜRcinbe in 24 Siununent. Durch alte Buchhandlungen und Postanstalten 1600
Braunschweig **** 2 w» 12 Mar k für den Band zu beziehen.
Skizzen aus d e m hohen Norden.
Von Professor Tr. Willy Küken that.
(Mi
Es sind nur einige anspruchslose Schilderungen, Nesul-
tate einer Reise, welche im vorigen Jahre von meinem in
zwischen verstorbenen Freunde Alfred Walter und mir im
Auftrage der Geographischen Gesellschaft in Bremen unter
nommen wurde, die ich hier zu geben gedenke. Was viel
leicht einiges Interesse zu erregen vermag, ist der Umstand,
daß diese Skizzen zum größeren Theile aus bis dahin nicht
besuchten Gebieten Ostspitzbergens stammen. Einen aus
führlichen Bericht über die vorläufigen Ergebnisse der Expe
dition habe ich in den „Deutschen Geographischen Blättern",
Bd. XIII, Heft 1, niedergelegt. .
Etwa halbwegs zwischen der Nordküste Skandinaviens
und dem Südkap Spitzbergens liegt eine kleine Insel, die
Bäreninsel. Ihre Existenz war schon lange bekannt, genauer
untersucht wurde sie aber erst durch die schwedischen Expedi
tionen der Jahre 1864 und 1868. Der Zugang zu ihr
wird einmal erschwert durch den Mangel eines nur einiger
maßen geschützten Hafens, dann aber auch durch die klimatischen
Bedingungen, indem sie die größte Zeit des Jahres über in
Nebel gehüllt ist; der von Osten kommende Polarstrom trifft
nämlich hier mit dem von Süden heraufdringenden Aegna-
torialstrome zusammen. So konnte es kommen, daß ich die
Insel im Jahre 1886 überhaupt nicht zu Gesicht bekam,
trotzdem wir gegen zwei Neonate in diesem Meere kreuzten,
und ihr oft sehr nahe waren. Im vergangenen Jahre war
uns das Glück günstiger: bereits als wir sie im Frühjahr-
auf unserer Fahrt nach Norden passirten, und von Osten
her umsegelten, hob sich das sturmumbrauste Eiland aus den
dunklen Wolkcnmassen heraus, und auf der Rückkehr lagen
Globus LVIII. Nr. l.
it einet Karte und fünf Abbildungen.,
wir bei herrlichem, klarem, windstillem Wetter vor ihrer
Westküste. Die rundliche, im Durchmesser etwas über eine
deutsche Meile haltende Insel baut sich auf einem niedrigen,
zum Meere fast überall steil abstürzenden Plateau ans,
welchem aus der Ostküste ein ansehnlicher Berg. der Mount
Misery auflagert. Er präsentirte sich uns von der West
küste aus in drei spitzen Pyramiden. Während die Farbe
des Plateaus und des Misery-Berges eine weißgraue ist,
zeigt der zum Meere abfallende Fels eine braunrothe Fär
bung. Im Süden treten an Stelle des niedrigen Plateaus
Steilabstürze eines vielleicht 400 Fuß hohen Berges —
des Vogelberges, wie er wegen der Schaaren an seinen
Abhängen nistender Vögel genannt wird. Eine spitze Felsen
nadel, welche von der Ferne gesehen, einen Segler vortäuscht,
ragt, durch einen Sund von der Südküste getrennt, hoch auf.
Eine gewisse Achulichkeit dieses Küstentheils mit Helgoland läßt
sich nicht verkennen (S. Abbildung 3). Der Gesammteindruck,
den man von der Insel erhält, ist ein recht öder; selbst viele Ge
genden Spitzbergens sind anmuthigcr und vcgctationsreicher
als dieses unwirthliche Eiland, dessen Flora nur 34 Species
Blüthenpflanzen auszuweisen hat. Auch die Thierwelt ist
sehr spärlich vertreten. Renthiere fehlen, Polarfüchse sind
vorhanden, hie und da gelangt auch einmal ein Eisbär auf
die Insel, aber die Walrosse, welche früher so zahlreich das
Eiland besuchten, und von denen noch in unserem Jahrhundert
von Keilhau berichtet wird, sind bereits verschwunden. Die
Vogelwelt ist ebenfalls sehr dürftig, nur einige auf Spitz
bergen auch vorkommende Arten brüten hier, meist in großer
Jndividuenzahl. Desto reicher ist das Meer. Der von