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Full Text: Globus, 57/58.1890

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Aus allen Erdtheilen. 
— Vor der „Pariser Geographischen Gesellschaft" ent 
wickelte R. Allain unlängst seine Ansichten über eine 
westliche Trans-Sahara-Bahn. Dieselbe soll von Kap 
Nun ausgehen und der bekannten Karawanenstraße über Ten- 
duf, Bel-Abbas, Bir-Sus, Taudeni, Ottern und Arauan 
nach Timbuktn folgen. Als Hauptvorzng dieser Linie bezeichnet 
Herr Allain die Kürze, da sie nur 1750 km mißt, während 
es sich bei den Eisenbahnen von Algerien nach dem Niger 
um Strecken von 26OO bis 36OO km handelt. Die tech 
nischen Schwierigkeiten seien geringfügige, und die Handels 
plätze, die in das Bereich der Bahn fallen würden, entwickelungs 
fähige. Zugleich besitze die Bahn auch eine hohe strategische 
Bedeutung. — Wir müssen gestehen, daß wir die algerischen 
„Transsahariens" immer noch für aussichtsvoller und den 
kolonialpolitischen Interessen Frankreichs entsprechender halten. 
Nord- und Mittclamerika. 
— Einem Berichte aus Reddiug in Kalifornien zufolge 
hat der Mount Shasta im Juni d. I. durch den Ein 
sturz eines Gipfels eine wesentlich andere Gestalt 
erhalten. Der Berg erschien plötzlich an der einen Seite wie 
glatt abgeschnitten. Ob der Zusammensturz mit dem Vulkanis 
mus des Berges zusammenhängt oder eine einfache Wirkung der 
Atmosphärilien ist, konnte zuvörderst noch nicht aufgeklärt tverden. 
— Nach der „Deutschen Rundschau für Geographie unb 
Statistik" (12. Jahrgang, S. 465 f.) betrügt die Zahl der 
Juden in den Bereinigten Staaten von Nord 
amerika ittsgesantmt 230 984. Mehr als ein Drittel von 
dieser Zahl (80 565) kommt auf den Staat New-Aork, etwa 
ein Zwölftel (20 000, bezw. 18 580) auf die Staaten Peun- 
sylvanien uub Kalifornien. Im übrigen sind die Juden 
am zahlreichsten in Ohio (14 581), Illinois (12 625), Mary- 
land (10 337), Massachusetts (8500), Louisiana (7538), 
Missouri (7380) und New-Jersey (5593). Die Tendenz 
des jüdischen Bevölkerungselementes, sich ans die großen Städte 
zu konzentrireu, ist auch in Nordamerika eine sehr aus 
gesprochene. So kommen von den Juden des Staates 
New-Aork 75 Prozent (60 000) ans die Stadt New-Aork, 
von denjenigen Kaliforniens 86 Prozent (16 000) auf San 
Franzisko, vott denjenigen Pennsylvaniens 65 Prozent 
(13 000) auf Philadelphia; und in Brooklyn leben 14 000, 
in Chicago 12 000, in Baltimore 10 000, in Cincinnati 
8000, in Boston 7000, in St. Louis 6500, in New-Orleans 
5000, in Cleveland 3500, in Newark 3500, in Milwaukee 
2500, in Louisville 2500, in Pittsburg 2400, in Detroit 
2080, in Washington 1500, in Newhaven 1000 und in 
Rochester 1000. 
Australien und Polynesien. 
— Auf eine Aufforderung des Statthalters von Britisch- 
Neuguinea, Sir Williain Mac Gregor, hat sich C. Hedley, 
vom Queensländer Naturhistorischen Museum, Ende März 
d. I. nach Port Moresby begeben, um diese Gegend be 
züglich ihrer niederen Fauna näher zu untersuchen. 
— Der ZinnbergbauTasmaniens istneuerdings sehr 
in Aufschwung gekommen, und namentlich die Monnt-Bischoff- 
Miue liefert reiche Ausbeute. Nach dem Gutachten des 
Regierungsgeologen steht von dem Ringarooma-Distrikte, 
am Dorset-Flnsse, eine ähnliche hohe Entwickelung zu erwarten. 
Bücherschau. 
— Dr. Heinrich von Wlislocki, Vom wandernden 
Zigeunervolke. Hamburg 1890. — Der Verfasser dieses 
Buches sowie auch ein beträchtlicher Theil von seinem Inhalte 
ist den Lesern des „Globus" wohlbekannt, und wir dürfen 
bei der Lektüre des Werkes eine gewisse Gcnngthuung dar 
über empfinden, daß dasselbe sozusagen aus den in unserer 
Zeitschrift veröffentlichten Aufsätzen herausgewachsen ist. Mit 
mehr Liebe und Hingabe an seinen speziellen Forschnngs- 
gegenstand ttnd zugleich auch mit mehr Gründlichkeit und 
Methode als Dr. v. Wlislocki kann man bei seinen Studien 
nicht wohl vorgehen, und auf diese Weise darf man sich nicht 
wundern, wenn er einem das merkwürdige Zigeunervolk viel 
besser als irgend ein anderer Autor vor das geistige Auge 
zu stellen versteht, tute cs von der Wiege bis zum Grabe 
leibt und lebt. Das Werk sei allen Freunden und Jüngern 
der Ethnologie angelegentlich empfohlen. 
— Dr. A. Birlingcr, Rechtsrheinisches Alaman- 
nien. Grenzen, Sprache, Eigenart. Mit 12 Jllustr. 
(Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde. 
IV.) 4. — Eine sehr gelehrte und eingehende, aber nicht 
immer bequem zu lesende Arbeit. Alamannen, richtiger 
Alemannen geschrieben, ist dem Verfasser nur „eine Be 
zeichnung, eine Anrede der Stammesgenoffcn unter sich", wie 
„Quirites,, bei den Römern und „Jrminman" oder „Jrmin- 
deot" bei anderen Germanenstämmen; die Römer nahmen es irr- 
thümlich für den Volksnamen, der immer Suebi hieß. Die 
Grenze gegen die Franken bildete ursprünglich der römische 
Limes, nach Chlodtvig lief sie südlicher mtb blieb erhalten in 
der Bisthumsgrenze von Konstanz. Die Grenze gegen die 
Jutungen und später die Schwaben fiel mit der zwischen 
Konstattz und Augsburg zusammen. Untersuchungen iiber 
diese Grenzen und die Verbreitung einzelner charakteristischer 
Ausdrücke füllen den größeren Theil des Heftes und bringen 
viel Interessantes. Dankenswerth sind auch die eingehenden 
Beschreibungen der verschiedenen alemannischen Häuser, des 
Montavoner, des Allgäuer, des Kemptener, des Schwarz- 
wälder, des Hauses in der Boar, denen ein paar gute Ab 
bildungen beigegeben sind. Ko. 
— Europäische Wanderbilder. Heft 1 64 bis 179. 
Zürich. Orell Füßli. Die neuesten Heftchen der „Euro 
päischen Wanderbilder" führen uns fast sämmtlich in das 
Ungarnland, und wir sind überzeugt, daß sie denen, die ihre 
geschickt gewählten und elegant ausgeführten Illustrationen 
anschauen und ihre flüssig geschriebenen Texte lesen, als tou 
ristisches Orientirnngsmittel vorzügliche Dienste leisten werden. 
Inhalt: Dr. Emil Jung: Sklaverei und Sklavenhandel in alter und neuer Zeit. — Quer durch Armenien. (Mit 
fünf Abbildungen.) — Professor Dr. F. Marthe: Die letzte Reise des Generals von Prshewalski. IV. — Kürzere Mitthei 
lungen: Die Expedition des Dr. Karl Peters. — Aus allen Erdtheilen: Europa. — Asien. — Afrika. — Nord- und Mittelamerika. 
— Australien und Polynesien. — BUcherschau. (Schluß der Redaktion am 14. Juli 1890.) 
Redakteur: Dr. E. Deckert in Berlin W., Kurfürstendamm 142. 
Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Brannschweig.
	        
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