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Volltext: Globus, 61/62.1892

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Houiighusbands Bereisung 
des südwestlichen Kuenluen. 
Als Charaktertiere der nördlicheren Steppendistrikte des 
Wolgagebietes sind anzusehen: 
1) Der rötliche Ziesel, Spermopbilus rufescens. 2) Der 
gesteckte Ziesel, Spermophilus guttatus. 3) Das Steppen- 
murmeltier, Arctomys bobac. 4) Der große Pferdespringer, 
Alactaga jaculus. 5) Der gemeine Hamster, Cricetus fru 
mentarius. 6) Der Zwergpfeifhase, Eagornys pusillus. Ans 
der Zahl der Vögel kommen hierzu noch Großtrappe und Zwerg 
trappe; für die südlicheren und südöstlichen Steppendistrikte 
Rußlands sind bezeichnend: 1) Der falbe Ziesel, Spermo- 
philus fulvus. 2) Der Zwergpferdespringer, Alactaga acon- 
tion. 3) Der Pfeilspringer, Dipus sagitta. 4) Die Blind 
maus, Spalax typhlus. 5) Die Maulwurfsratte, Elobius 
talpinus. 6) Der kleine Reishamster, Cricetus phacus. 
7) Der Steppenigel, Erinaceus auritus. 8) Der Steppen 
fuchs, Vulpes corsac. 9) Der Tigeriltis, Foeterius sarina- 
ticus. IO) Die Saiga-Antilope, Saiga tartarica. Eine 
scharfe Abgrenzung beider faunistischer Gebiete findet nicht 
statt, insbesondere reichen einige der nördlicheren Arten in das 
südliche Gebiet hinein. Diese Fauna der Wolgasteppe zeigt 
eine geradezu überraschende Übereinstimmung mit jener aus 
den mitteleuropäischen Lößablagernngen bekannt gewordenen 
Tierwelt. Wir wissen jetzt, dank des Forschereifers von Neh- 
ring, daß die sämtlichen hier aufgeführten charakte 
ristischen Steppentiere der nördlicheren Areale und 
einige Arten aus den südlichen während eines ge 
wissen Abschnittes der Diluvialzeit, nämlich der 
interglaeialen Lößperiode, bis nach Mitteleuropa, 
ja zum Teil sogar bis nach Westeuropa verbreitet 
waren, zeitweilig sogar hier in gewissen Distrikten die Vor 
herrschaft hatten. Nach der ersten großen Vergletscherung 
muß sonach in Mitteleuropa ein wesentlicher Umschwung der 
klimatischen Verhältnisse eingetreten sein. Ansehnliche Areale, 
vorher vom Inlandeis eingenommen, boten nunmehr die 
Lebensbedingungen für eine echte Steppenfauna dar; die 
Wirkungssphäre des osteuropäischen Kontinentalklimas hatte 
sich mit andern Worten beträchtlich nach Westen verschoben. 
Indem ferner Bogdanow die landläufigen Vorstellungen 
über Steppen und deren Fauna im Wolgagebiete eorrigiert 
und zeigt, daß die Steppenflora und Steppenfauna der Gegen 
wart keineswegs an Tiefebenen gebunden ist, wird vieles 
verständlich, was manchem die Annahme einer diluvialen 
Lößsteppe für Mitteleuropa erschwerte. Wie die Wolgasteppen 
mit Waldinseln vermischt und von Höhenzügen durchsetzt sind, 
so mag auch jene diluviale Steppe beschaffen gewesen sein. 
Hiermit hängt aber dann zusammen, daß die Fauna solcher 
mit Waldinseln versehener Steppen keineswegs aus lauter 
exklusiven Steppentieren zu bestehen braucht, sondern auch 
Arten umfassen kann, welche entweder indifferent sind oder 
geradezu als Waldtiere bezeichnet werden dürfen. So erklärt 
sich der scheinbare Widerspruch, daß im Löß neben echten 
Steppentieren auch Wald und Feuchtigkeit liebende Tiere auf 
gefunden werden. 
Wenn mau ein Analogon unter den heutigen Faunen für 
unsre mitteleuropäische Lößfauna sucht, so kann man es nur 
in Ost-Rußland und Südwest-Sibirien finden. 
Nounghnsbands Bereisung des südwestlichen 
Kuenluen. 
Die erste Reise auf der Südabdachung des im westlichen 
Kuenluen vom Karakasch-Flusse bis zu dem in der letzten 
Zeit politisch wichtig gewordenen Taghdumbasch-Pamir führte 
der englische Rittmeister F. E. Nounghusband aus. Am 
21. August 1889 hatte er auf dem sogeuannten Sommer 
wege von Leh aus Schahidula am Karakasch-Flusse erreicht 
und befand sich in 3504 m Höhe. Über den 5208 m hohen 
Kirgis-Paß wurde im Thal des Kugiar-Flusses abgestiegen, 
der im späteren Laufe Oprang- oder I)arkand-Fluß heißt. 
An Stelle der weiten Hochebenen, die sich östlich des Kara- 
kasch-Flusses zwischen Karakorum und Kuenluen ausbreiten, 
treten hier enge, tief eingeschnittene Thäler, unter sich ge 
schieden durch Ausläufer von den Hauptketten, dem Kuenluen 
und dem Karakorum, die sich am meisten nähern bei Gill 
(Aghil), der Einmündungsstelle der vom Mustagh - Paß ab- 
stießenden Gletscherwasser. Die nördliche Hauptkette ist von 
Granit, die Gebirge im Süden von Glimmerschiefer, das 
Thal dazwischen heißt bei den Eingeborenen Khal Tschusknn 
und hat eine durchschnittliche Breite von 200 m; die Berg 
riesen zur Seite ragen 1500 m und mehr über die Thal 
sohle empor, der höchste Gipfel, K2, oder Dapsang in der 
Mustagh - Kette ist mit 8619 m der zweithöchste Berg der 
Erde. Nounghusband folgte dem Hauptthale sieben Tage 
lang; bei Aghil ließ er sein Gepäck zurück und machte sich 
mit wenigen bewährten Leuten zu einer Hochtour in die 
Gletscherwelt auf, welche sich auf dem Nordabhange der 
Mustagh-Kette vom Dapsang herabsenkt. Die Gletscher haben 
hier nicht die Ausdehnung, wie auf der tibetischen Seite, 
stehen aber durch die größere Steilheit der Abhänge, in der 
Zerrissenheit der Abstürze hinter der südlichen Abteilung nicht 
zurück. Nounghusband wagte sich über das Gletschereis 
hinaus in die Firnregion dieser Gletscher und spähte nach 
einem günstigen Aufstieg zu einem Aussichtspunkte, mußte 
aber bereits in 5200 m Höhe vor den allerseits nieder 
stürzenden Lawinen den Rückweg antreten. Der Versuch 
wurde einige Tage später in dem vom Mustagh-Passe herab 
ziehenden Thale wieder aufgenommen, scheiterte aber an der 
starken Zerklüftung der Eisfelder. Die Reise wurde dann 
im Oprang-Thale fortgesetzt bis zum Einfluß des Raskam- 
Flusses und bestätigte die Aufnahmen der indischen Ver 
messungsbeamten, daß der Norkand-Fluß bis nahe dem 
76. Grade östlicher Länge eine westliche Richtung behält und 
dann erst den Kuenluen durchbricht. Über einen nur 4450 m 
hohen Paß trat der Reisende auf bequemem Pfade in die 
Taghdumbasch-Pamir über und stieß hier wieder auf Dörfer. 
„Wir befanden uns in breiten, offenen, gut mit Gras be 
wachsenen Thälern nicht eingeengt von eisbedeckten Bergriesen, 
wie im Aarkand-Thale. Wir verweilten in der zweiten 
Hälfte Oktobers au drei Wochen auf diesen Pamirs, litten 
fortgesetzt unter einem scharfen kalten Wind; das Thermo 
meter fiel auf — 5" F. (= 21° C.), was nur um 5° 
(— 3,5°) mehr war, als zuletzt am Oprang in 2680 m 
Höhe bei Windstille." Vom Taghdumbasch, wörtlich oberstes 
Gebirge, kehrte der Rittmeister auf der alten Handelsstraße 
über den Mintaka-Paß nach Indien zurück und nahm den 
Abstieg nach Gilgit durch das Land der Hunzas. Es ist 
von Interesse, daß der Hauptmann im russischen Generalstab, 
Gromtschevski, im August desselben Jahres, kurz vor Noung 
husband auf Taghdumbasch war und durch das Hunza-Gebiet 
auf einem östlicher gelegenen, dem Kilik- Passe, nach dem 
Gilgitthale sich gewandt hatte. Der russische Offizier sah 
dabei den fruchtbarsten, dichtest bevölkerten Teil des Hunza- 
Laudes, der Engländer kam durch ein rauheres Seitenthal 
herab, machte aber dem Laudesherrn seine Aufwartung und 
war überrascht durch die hohe Meinung, die der Herr über 
dieses Gebirge von sich hat; auf die Frage, ob er schon in 
Indien war, erwiderte der Fürst: „große Könige verlassen ihr 
Land nicht". Nounghusband kennzeichnet sein Land damit, 
daß es mehr Berggipfel über 6000 m Höhe in sich berge, als 
die europäischen Alpen über 3000 m. (Nach dem Vortrage 
Nounghusbands in der Londoner geogr. Gesellschaft. Februar 
1892.) E 8.
	        
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